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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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ihre Eltern in Aufruhr. Sie dachten scheinbar, ihre Tochter sei am besten vor dem Wunsch nach Dingen geschützt, an denen Mangel herrscht, wenn sie erst gar nicht erst darum bäte. Wie eine Laborratte, der man bei bestimmten
    Verhaltensweisen einen Schock versetzt, erwartete Ann immer dann einen Aufruhr, sobald sie einen Wunsch äußerte.

    Anerzogene Unfähigkeit
    Dadurch hatte Ann nicht nur Angst, um etwas zu fragen, sie wußte nicht einmal mehr, wie das anzufangen war. Und im
    Prinzip geht es jedem so, der vor Konfrontationen
    zurückschreckt: Die Angst, einen Konflikt heraufzubeschwören, verhindert jegliche Bewegung in die entsprechende Richtung, und somit lernt man auch nicht, mit solchen Situationen
    umzugehen. Für Ann bedeutete das, daß sie - wenn überhaupt -
    ziemlich unbeholfen um Dinge bat und daher selten bekam, was sie wollte, was wiederum ihre Befürchtungen bestätigte und vertiefte.

    Fortschritt durch Verständnis
    Ann machte Fortschritte, als sie verstanden hatte, daß ihre Unfähigkeit auf Angst beruhte, die ihr durch ganz besondere Umstände anerzogen worden war. Ihr wurde bewußt, daß nicht ihre Wünsche zu den Krisen führten, sondern die anerzogene Angst.
    Diese Erkenntnis eröffnete ihr ganz neue Möglichkeiten.
    Indem Ann ihre Fähigkeit entwickelte, um Dinge zu fragen,
    konnte sie auch ihre berufliche Karriere vorantreiben. Galeristen begannen, ihre Arbeit zu beachten. Einflußreiche Kritiker hörten immer mehr über sie und - von ihr. Leute, denen sie Jahre zuvor Bilder verkauft hatten, wurden wieder an sie erinnert, und Ann konnte sie nun auch um Referenzen für zukünftige Kunden
    bitten.
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    Aber der einschneidende Wandel auf beruflicher Ebene war
    nicht das Verblüffendste an Anns neuer Fähigkeit, ihre
    Bedürfnisse zu äußern. Die größte Überraschung zeichnete sich in ihrer Ehe ab. Zehn Jahre lang hatte sie das Gefühl gehabt, von ihrem Mann nie zu bekommen, was sie wollte - und tief im
    Innersten war sie wütend darüber. Für sie hatte es so
    ausgesehen, als zählten nur seine Bedürfnisse. Aber als sie sich sicher genug fühlte, um Dinge zu bitten, und lernte, wie sie das am besten tat, war sie erstaunt, wie gern ihr Mann ihre Wünsche erfüllte.
    So dachte sie beispielsweise, daß Frank ein sehr egoistischer Liebhaber war und nur alle paar Wochen mit ihr schlafen wollte.
    Als sie aber mit ihren Bedürfnissen herausrückte, überraschte es sie, wie gerne und oft er mit ihr schlafen und daß er Dinge tun wollte, von denen sie kaum zu träumen gewagt hatte.

    Lernen, wie man richtig vorgeht
    Es erwies sich für viele meiner Klienten als hilfreich,
    unangenehme Wahrheiten in meiner Gegenwart auszusprechen,
    weil ich sofort helfen konnte, die Verletzungen zu heilen, die durch die Art entstanden, wie diese Wahrheiten an den Tag
    kamen. So äußerte Ann beispielsweise ihre sexuellen
    Bedürfnisse, indem sie Frank vorwarf, er sei ein lahmer
    Liebhaber, und es brauchte ziemlich viel Zeit, ehe der so
    verursachte Schmerz geheilt war. Bald schon wurde mir klar, daß ich immer wieder half, Schäden zu beheben, die eigentlich hätten verhindert werden können.
    Anstatt meine Klienten aufzufordern, ihre Schwester, ihren Ehepartner, ihre Mutter, ihren Freund oder Kollegen in die Praxis mitzubringen und ihnen dort die Wahrheit zu sagen,
    schlug ich vor, wir sollten zuvor gemeinsam überlegen, wie sie ihnen die Wahrheit am besten beibringen; damit so etwas wie Güte eine Chance bekäme und Schmerz und Schaden so gering
    -34-
    wie möglich gehalten werden könnten.
    Je länger wir vorher durchnahmen, wie die Wahrheit am besten zu äußern sei, desto weniger Zeit kostete es hinterher, das entstandene Chaos zu beseitigen.
    Aber ich mußte auch noch etwas lernen, bevor ich meinen
    Klienten optimal helfen konnte.

    Alles kommt zusammen

    Also betrieb ich ein wenig Forschung. Vor allem redete ich mit Männern und Frauen, die eine unangenehme Wahrheit erzählen mußten, und verfolgte die Konsequenzen ein paar Monate lang.
    Außerdem bat ich viele Menschen, mir ihre Erfahrungen mit
    unangenehmen Wahrheiten zu berichten.
    So fragte ich beispielsweise, was sie empfanden, wenn jemand ihnen eine geheime Verstrickung beichtete; oder wie es für sie war, wenn jemand sie ordentlich kritisierte; oder wie sie sich fühlten, wenn sie durch eine Bitte in eine schwierige Lage gebracht wurden; oder wie es ist, als Mutter oder Vater vom 30jährigen Sohn zu hören, daß er homosexuell ist; oder wie man sich

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