Ich muss dir etwas sagen
hervor, in denen sie eigentlich gar nicht gut ist. Sie sagen ihr, wie Sie das Ganze sehen, und anschließend müssen Sie beide den schwierigen
Prozeß einer Neuordnung ihrer Beziehung durchlaufen. Das
bedeutet auch, auf unbekanntem Terrain zu operieren, Fehler zu machen und einander auf die Zehen zu treten. Wenn eine
Wahrheit es wert ist, geäußert zu werden, wird die Lage sich am Ende bessern. Je wichtiger die Wahrheit ist, desto mehr muß neu geordnet werden.
Der andere ist darauf erpicht, Ihre Wahrheit zu hören
Man hört oft, daß Kritik willkommen sei, daß man seine
Gefühle ruhig ausdrücken solle, daß man auch schlechte
Nachrichten nicht zurückhalten sollte und daß man alles, was gerade anliegt, unbedingt sofort sagen soll. Man könnte glauben, daß dank dieser Grundhaltung eigentlich niemand
Schwierigkeiten damit haben sollte, seine Wahrheit zu sagen.
Menschen sind jedoch recht widersprüchliche Geschöpfe.
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Gewissermaßen wollen wir die Wahrheit ohne Wenn und Aber
wissen. Andererseits möchten wir sie nur dann hören, wenn sie etwas Gutes beinhaltet. Derjenige, der einem vermittelt hat, er sei jederzeit für Kritik offen, reagiert meist entsetzt, wenn er tatsächlich kritisiert wird. Oft brauchen wir, gerade weil es so schwer ist, etwas auszusprechen, unbedingt die Ermutigung
unseres Gegenübers. Wenn die Wahrheit jedoch nicht
willkommen ist und Sie dieses Zuspruchs bedürfen, dann
überdenken Sie noch einmal, ob Sie sie wirklich äußern sollten.
Schuldgefühle loswerden
Ein oft genannter Grund für ein Geständnis lautet: „Ich fühle mich hinterher nicht mehr so schuldig.” Linda fühlte sich
schuldig, weil sie sich mit Pierce eingelassen hatte und
außerdem, weil sie es John nicht erzählt hatte. Schuldgefühle waren ihrer Meinung nach wie Mief, der erst verschwindet,
sobald das Fenster der Ehrlichkeit geöffnet ist. Das ist jedoch meist unrealistisch, weil Schuldgefühle sich in der Realität ganz anders darstellen. Nehmen wir mal an, Sie fühlten sich schuldig, weil Sie jemandem etwas verschweigen. Nachdem Sie sich aber geäußert haben, fühlt der andere sich ziemlich mies. Wieso also sollten Sie sich nun weniger schuldig fühlen? Wahrscheinlich empfinden Sie nun noch mehr Schuld. Oder angenommen, Sie
wünschen Vergebung für einen Fehltritt, aber Ihr Gegenüber kann nicht vergeben. Fühlen Sie sich dann nicht schuldiger als zuvor? Genau das geschah Linda.
Das Handlungsprinzip in dieser Hinsicht lautet also:
Entscheiden Sie, ob und wann es das beste ist, die Wahrheit zu sagen, und überlassen Sie die Schuldgefühle ihrem Schicksal.
Im allgemeinen gilt, daß Sie sich besser fühlen werden, wenn Sie das Beste getan haben, egal was kurzfristig mit Ihrem
Schuldgefühl geschieht. Bei der Entscheidung, etwas zu
erzählen, sollte ein eventuell geringeres Schuldgefühl auf keinen Fall den Ausschlag geben.
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Frage 4: Wie sehr wird Ihre Wahrheit den anderen
verletzen?
Natürlich macht unsere Angst vor Konfrontationen es uns
schwer, bestimmte Dinge zu sagen. Konfliktscheu fragen wir uns vielleicht: Wie schmerzlich wird es für uns selber, wenn wir die Wahrheit sagen? Aber die Frage, der wir uns zunächst
stellen müssen, lautet: Wie sehr verletzen wir unser Gegenüber?
Es liegt natürlich auf der Hand: Je weniger Schmerz wir ihm bereiten, desto eher werden wir unsere Angelegenheit zur
Sprache bringen. Aber je mehr die Wahrheit den anderen
verletzt, desto besser muß der Grund sein, sie zu äußern. Er muß den Schmerz auf jeden Fall wettmachen.
Also möchte ich an dieser Stelle Ihr Augenmerk auf den realen Schmerz richten, weil es wichtig ist, ihn von dem Lärm zu
trennen, den Menschen manchmal machen, wenn man ihnen
etwas sagt, was sie nicht hören wollen. Obwohl Menschen
unterschiedlich sind und ihre Reaktionen individuell ausfallen, ist es gar nicht so schwer, einzuschätzen, wieviel Schmerz unsere Worte wahrscheinlich verursachen werden.
Wie man Schmerz mißt
Verletzte Gefühle haben etwas mit Verlust zu tun. Wenn Sie jemandem zum Beispiel sagen, er sei entlassen, so verliert er an Einkommen, Prestige und künftigen Möglichkeiten. Diese
Verluste verursachen Schmerz. Man kann den Verlust im
genannten Fall recht gut einschätzen, wenn man bedenkt, wie alt der Betreffende ist, welche Chancen er mit seinen Fähigkeiten und seinem Hintergrund hat, wie die Arbeitsmarktlage ist und ähnliches. So ist zu erwarten, daß ein 50jähriger
Marketingmanager
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