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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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wo denn all der angestaute Unmut und die ungelösten Probleme herkommen und weshalb der Abstand
    so groß geworden ist, daß man nicht mehr miteinander reden kann.

    Cliffs Geschichte
    Cliff, populärer Sportreporter eines lokalen Fernsehsenders, hatte zehn Jahre lang den gleichen Agenten, Dick. Cliff war konfliktscheu wie andere auch, insbesondere im Umgang mit
    einem so gewandten Redner wie sein Agent. Also erzählte Cliff ihm nicht, daß es ihn störte, wenn er oft in den letzten Minuten einer Honorarverhandlung nachgab, oder es ihn ziemlich
    irritierte, wie ein Idiot behandelt zu werden, sobald er Dicks Verhandlungskünste anzweifelte. „Schließlich hole ich immer das Beste raus, was drin ist”, pflegte der zu sagen. So erzählte er Dick auch nicht, wie gerne er umziehen wollte oder daß die Ärzte eine Geschwulst in seiner Kehle gefunden hatten, die sich
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    allerdings als gutartig herausstellte.
    Cliff schwieg, weil er es für das beste hielt. Und alles lief glatt.
    Eine Weile zumindest, aber schließlich zerstörte sein Schweigen die Beziehung. Eines Tages hörte Cliff von einer neuen jungen Agentin, die hochgelobt wurde, und wechselte zu ihr. Sie
    entpuppte sich allerdings als weit schlechter, als Dick es gewesen war, aber da war es schon zu spät. Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, wie schmerzhaft das Gespräch
    zwischen Cliff und Dick war, als Cliff seinen Vertrag kündigte.
    Cliff versuchte, ganz allgemein zu bleiben. „Ich halte es einfach für das beste”, lautete der Grund, den er zunächst angab. Aber Dick machte natürlich - wie jeder in solch einer Situation -
    solange Druck, bis Cliff schließlich mit den wahren Gründen herausrückte.
    „Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?” fragte
    Dick jedesmal, wenn Cliff einen weiteren Grund preisgab,
    „dann hätten wir die Sache aus der Welt schaffen können.”
    Wenn alles andere sich die Waage hält, gilt: Wenn Sie eine gemeinsame Zukunft ins Auge fassen, müssen Sie es erzählen.

    Frage 6:
    Gibt es eventuell zerstörerische Motive, die Wahrheit zu sagen, beziehungsweise käme sie anders besser zur Geltung?

    Wir haben am Anfang des Kapitels festgestellt, daß man die Wahrheit erzählen sollte, wenn sich die Lage dadurch bessert.
    Wenn sie niemandem nützt oder nur verletzend ist, sollte man schweigen.
    Das gilt um so mehr bei all den Gelegenheiten, wo der eine oder andere sich „einfach nur authentisch” verhielt und mitteilen wollte, was ihm am Herzen lag, weil das seiner Meinung nach richtig war. Das hatte fast immer verhängnisvolle Folgen.
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    Oftmals, wenn nicht gar in den meisten Fällen, geschieht das nicht, „weil es richtig ist” oder weil man „authentisch sein will”, sondern aus Rache.

    Sallys Geschichte
    Sally und Claire waren seit ihrer Kindheit gute Freundinnen.
    Sallys Vater war ein behinderter Veteran, die Familie war daher relativ arm. Claires Vater war Partner einer wichtigen
    Anwaltskanzlei, so daß sie und ihre Familie all die Privilegien und den Reichtum genossen, der dazu gehört. Als die beiden etwa 20 Jahre waren, kamen die Dinge zwischen ihnen jedoch mehr ins Lot. Claire versuchte mühevoll, eine Töpferei zu
    etablieren, und Sally kam mehr oder weniger mit ihrer Stelle als Strafverteidigerin zurecht.
    Sie redeten über ihre beruflichen Schwierigkeiten, wie nur alte, vertraute Freundinnen das können, aber in Sally wuchs das Bedürfnis, Claire zu erzählen, sie habe kein Recht, sich zu beschweren, weil sie eine verwöhnte Kindheit und es daher
    immer leicht gehabt habe. Außerdem würde sie mit einem
    reichen Vater immer weich landen, wenn sie einmal in
    ernsthafte Schwierigkeiten geriete. Dieses Bedürfnis wurde mehr und mehr zu einer Art Besessenheit bei Sally.
    In einer Therapiesitzung brach es leidenschaftlich aus ihr hervor: „Ich kann nicht mehr authentisch sein, wenn ich Claire nicht erzähle, was ich auf dem Herzen habe. Ich muß es ihr offen sagen können, denn sonst wird unsere ganze Beziehung zur Lüge. Wenn sie meine wahren Gefühle nicht kennt, kennt sie auch mich nicht.
    Und wenn ich ihr das nicht sagen kann, sollte ich vielleicht unsere Freundschaft beenden.” Und Sally sagte das, obwohl ihr Verhältnis in jeder anderen Hinsicht warm, eng und angenehm war.
    Also redete ich mit ihr und versuchte dahinterzukommen, ob
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    sie Claire - abgesehen von ihren Gefühlen - noch mehr mitteilen wollte. Nun trat Sallys Bitterkeit zutage, die aus der Zeit rührte, als beide an der

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