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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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vorbrachte.
    Als er jedoch am Samstagnachmittag an ihrer Tür klopfen wollte, stellte sich heraus, dass er vielleicht gar nicht dazu kommen würde, sich mit ihr über ihre Arbeit zu unterhalten, denn sie schien gerade damit beschäftigt zu sein, ihre Wohnung umzudekorieren. Die Tür zu ihren Räumlichkeiten stand offen, und der Geruch nach Wandfarbe hing in der Luft. Harry hielt auf der Schwelle inne und sah, dass die Wände jetzt blassblau und die Stuckaturen cremefarben gestrichen waren, und dass ein neuer Teppich auf dem Holzfußboden lag. Emma hatte eins der Sofas entfernt und die anderen Möbel umgestellt, um Platz für einen Schreibtisch aus Kirschholz und den passenden Stuhl zu gewinnen.
    Bei alldem hatte sie jedoch nicht ihre Vorliebe für Exotisches verloren. Neben ihrem Schreibtisch stand ein kleiner Teakholztisch, dessen Fuß einen geschnitzten Elefanten darstellte, und auf dem Tischchen befand sich eine große Vase voller Pfauenfedern.
    Was nun Emma selbst betraf, so balancierte sie gerade auf einer Leiter vor einem der beiden Fenster und versuchte, eine Bahn schwerer meergrüner Seide an der hölzernen Gardinenstange aufzuhängen. Vor dem anderen Fenster, das geöffnet war, bauschte sich bereits das Gegenstück dazu in der warmen Junibrise.
    Emma stieß einen verärgerten Laut aus, und Harry beobachtete, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte und die Arme hoch über den Kopf hob. Mit einer Hand hielt sie sich an der Gardinenstange fest, während sie mit der anderen versuchte, den Stoff freizubekommen, die sich an irgendeiner Stelle verhakt hatte. Ihre Bemühungen wurden allerdings nicht von Erfolg gekrönt, sodass Harry seine Aktentasche abstellte, um ihr zu helfen, aber irgendetwas ließ ihn plötzlich mitten im Zimmer verharren.
    Wie sie mit erhobenen Armen vor dem Fenster im Schein der späten Nachmittagssonne stand, konnte man den Umriss ihres Oberkörpers, der sich zu einer schmalen Taille verjüngte, deutlich durch die weiße Leinenbluse erkennen. Und als sie sich auf der Leiter ein Stück zur Seite drehte, um sich nach dem Ende der Gardinenstange zu strecken, erhaschte er einen Blick auf die kleine, unmissverständliche Wölbung ihrer Brust.
    Mit einem Mal war es Harry nicht mehr möglich, sich zu bewegen. Er konnte sie nur wortlos anstarren, während sich langsam Erregung in ihm ausbreitete. Ehe er wusste wie ihm geschah, zogen an ihm Bilder vorbei, die deutlich mehr zeigten als die Silhouette ihres Körpers vor dem Fenster. Er hatte immer eher üppige Frauen bevorzugt, aber die zarten Rundungen von Miss Dove kamen ihm plötzlich überaus verlockend vor.
    Er versuchte, wieder einen klaren Verstand zu bekommen. Er rief sich in Erinnerung, dass das Miss Dove war. Miss Dove, die prüde, zugeknöpft und sittenstreng war. Miss Dove, die ihn nicht mochte und ihm vorwarf, ein lasterhaftes Leben zu führen. Letzteres konnte er im Moment noch nicht einmal abstreiten, denn ihm schossen gerade ein paar durchaus verruchte Gedanken durch den Kopf.
    Er ließ den Blick einmal von der Taille abwärts bis zum Saum ihres langen Rocks und wieder nach oben wandern. Sie musste schöne Beine haben. Wenn so viel Stoff nötig war, um sie zu verhüllen, waren sie bestimmt sehr lang. Er hatte sich schon ein paar Mal flüchtig überlegt, wie wohl ihre Beine aussahen, doch dieses Mal gestattete er sich etwas detailliertere Vorstellungen, wie wohlgeformte Oberschenkel und hübsche Knie.
    Sie verlagerte jetzt ihr Gewicht auf der Leiter, und ihr Rock schwang hin und her, als sie versuchte, die Gardine wieder frei zu bekommen. Harry trat einen Schritt näher und gönnte sich einen Blick auf ihre Kehrseite, der einem Gentleman eigentlich nicht zustand. Bei all dem Firlefanz, den Frauen unter ihren Kleidern trugen, konnte man sich nie ganz sicher sein, aber nach ausführlicher Betrachtung gelangte Harry zu dem Schluss, dass die Rundungen von Miss Doves Hüften nicht auf irgendwelche Polster zurückzuführen waren.
    „Ach, Hölle und Verdammnis! ”
    Ihr verzweifelter Ausruf kam so unerwartet, dass die Bilder, die Harry in seiner Fantasie heraufbeschworen hatte, zerstoben. Das Ganze wollte so gar nicht zu Miss Doves sonst so strengen Auffassung von Anstand passen, das er überrascht auflachte.
    Sie fuhr abrupt herum, die Leiter geriet ins Schwanken. „Vorsicht, Miss Dove", warnte er und ging zu ihr, um die Leiter festzuhalten.
    „Die Gardine hat sich verhakt", erklärte sie und unternahm einen neuerlichen Versuch, sie

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