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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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Stelle herankam, wo sie sich verhakt hätte, und dann ... dann ... 0 mein Gott." Sie presste die Finger an die Schläfen und machte einen sehr unglücklichen Eindruck. „Das war nicht richtig von mir", erklärte sie seufzend. „Ganz und gar nicht richtig."
    Harry konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, so verkrampft zu sein, dass schon ein kleiner sprachlicher Ausrutscher solche Selbstvorwürfe auslösen konnte. „Genug, Miss Dove. Sie nehmen die Dinge viel zu ernst, wissen Sie, und Sie sollten wirklich viel öfter lachen. Um das zu erreichen, könnte ich Ihnen Witze erzählen. Ach, nein, das geht ja nicht", fügte er selbstironisch hinzu. „Meine Scherze sind nicht lustig. So hat man es mir wenigstens gesagt."
    Sie warf ihm einen strengen Blick zu, aber ihre Mundwinkel zeigten bei genauerem Hinsehen eine Tendenz nach oben.
    Ermutigt fuhr er fort. „Vielleicht sollten Sie mir Witze erzählen." Er beugte sich zu ihr. „Kennen Sie ein paar unanständige Anekdoten?"
    Sie schaute zur Seite und verbannte schnell das verräterische Lächeln, ehe sie sich ihm wieder zuwandte. „Wenn Sie mich genug geneckt haben", sagte sie auf die knappe, nüchterne Art, die er gewohnt war, „könnten Sie mir vielleicht verraten, warum Sie gekommen sind."
    „Ich habe Ihre Arbeit zu Ende gelesen und wollte gern mit Ihnen darüber sprechen."
    „Ach." Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen. „Ich dachte, unser Termin für die Besprechung wäre am Mittwoch, in Ihrem Büro."
    „Ja, aber meine Neugier war zu groß, ich konnte einfach nicht so lange warten."
    „Ihre Neugier?"
    „Ja. Ich muss unbedingt wissen, warum junge Damen nur die Flügel vom Hühnchen essen dürfen."
    „Bei Essenseinladungen", ergänzte sie.
    Er tat, als hätte er verstanden. „Ach, das erklärt alles." Sie nagte an ihrer Unterlippe und sah ihn unsicher an. „Necken Sie mich jetzt wieder?"
    „Aber nein, gewiss nicht. Ich habe mir nur das Gehirn zermartert, was wohl der Grund sein mag für diesen Brauch, und habe schließlich verzweifelt aufgegeben."
    „Sie sind den ganzen weiten Weg durch die Stadt gekommen, nur um mich zu fragen, warum junge Damen Hühnchenflügel essen sollten?"
    „Und weil die Verbesserungen, die ich vorzuschlagen habe, ziemlich umfangreich sind und die Erklärung ein wenig dauern wird. Nicht, dass ich Ihre Arbeit nun bis ins letzte Detail auseinandernehmen werde", fügte er schnell hinzu, als er bemerkte, wie besorgt ihre Miene wurde. „Ich dachte mir nur, Sie wären vielleicht ganz froh, mehr Zeit zur Verfügung zu haben, die Manuskripte zu überarbeiten."
    „Ich verstehe." Sie blickte an ihm vorbei, ging zur Tür und schloss sie. Ihre neugierige Vermieterin fiel ihm wieder ein. „Niemand hat mich heraufkommen sehen", versicherte er, ehe sie ihm die Frage stellen konnte.
    „Gut." Sie drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. „Dies ist eine Pension ausschließlich für Frauen. Sie sollten mich wirklich nicht hier oben aufsuchen." Sie lachte verlegen. „Wissen Sie, die Leute können so töricht sein. Vor allem Damen. Sie klatschen gern und denken sich Sachen aus. Ich fände es entsetzlich, wenn jemand Sie sähe und auf den Gedanken käme, dass ... Sie und ich ... dass wir ..." Sie stieß sich von der Tür ab, hob das Kinn und blickte ihn an. „Ich möchte nicht, dass jemand glaubt, ich empfange Männer in meinen Räumlichkeiten. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Frauen."
    In diesem Moment wünschte Harry durchaus, sie gehörte zu dieser Sorte Frauen, aber er hielt es für klüger, das nicht auszusprechen. „Spielt es eine Rolle, was andere Leute denken?"
    „Selbstverständlich! " Sie starrte ihn ungläubig an. „Finden Sie das etwa nicht?"
    „Nein. Warum auch? Genauer gesagt, warum macht es Ihnen etwas aus? Sie sagten eben, die Leute seien so dumm, sich irgendetwas zu denken und zu klatschen. Warum verschwenden Sie auch nur einen Gedanken an die Meinung solcher Leute?"
    „Weil ... nun, weil ... es spielt eben doch eine Rolle, das ist alles. Die Leute könnten den Eindruck erhalten, wir hätten ein ... Verhältnis!"
    Sie sah so entsetzt aus, dass Harry es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, welche Auffassung schon seit langer Zeit in London kursierte. Nämlich dass Lord Marlowe und seine Sekretärin eine Affäre miteinander pflegten. „Wenn solche Gerüchte Ihrer Vermieterin zu Ohren kämen, würde sie Sie dann an die Luft

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