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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babak Rafati
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Wissens nie vergeben wurde. Eine sehr gute Leistung liegt bei 8,7 oder 8,8. Am Ende der Saison wird dann eine Leistungsbewertung anhand der Punkte vorgenommen, die mitentscheidend für weitere Einsätze ist, den Aufstieg in die FIFA – oder aber die Rückstufung in die zweite Liga.
    Im Zuge der immer schärferen Fernsehbilder gingen die Beobachter dazu über, immer erst die Fernsehbilder und ihre Kommentierung abzuwarten, um dann ihre angeblich neutrale Einschätzung entsprechend deckungsgleich abzufassen. Damit machten sich die Beobachter abhängig von dem, was die Reporter und Kommentatoren in Radio und Fernsehen sagten und zeigten. Die Reporter und Kommentatoren wiederum holten sich bei kniffligen Fragen im Hintergrund gerne Rat bei Fachleuten. Und während der Liveübertragungen für die ARD war beispielsweise unter anderen auch Hellmut Krug ansprechbar und hatte somit die Möglichkeit, bei Entscheidungen im Graubereich entweder eine positive oder eine negative Einschätzung abzugeben und damit die Entscheidung der neutralen Beobachter zu beeinflussen. Tolles System!
    Nicht nur ich war damals der Meinung, dass Krug als Vertreter der Liga mit seiner Deutungsmacht als (wie eigentlich genau entschädigter oder gar vergüteter?) TV-Experte ungerechtfertigt großen Einfluss auf die Schiedsrichterschaft nehmen könnte. Diese Farce um die Beeinflussung der Beobachter durch Fernsehbilder, sowie einen Experten mit Doppelfunktion, war ständig Thema bei uns Schiedsrichtern. Bei einer Tagung der Erst- und Zweitligaschiedsrichter hatten insbesondere die erfahrenen »Hasen« moniert, dass die Beobachter völlig verunsichert seien, sich angesichts der TV-Bilder durch Fehlbewertungen angreifbar zu machen, und deshalb keine eigene Meinung mehr hätten.
    Obwohl Fandel zu Beginn seiner Amtszeit wie sein Vorgänger Volker Roth den Fernsehbildern nichts abgewinnen wollte, revidierte er sich nach kurzer Zeit und griff Krugs Argument auf: Es könne nicht angehen, dass der Schiedsrichter ein paar Meter neben der Szene stehe und nichts sehe, aber das Fernsehen eine Fehlentscheidung aufdecke und wir diese bei der Bewertung nicht berücksichtigten. Der Beobachter müsse zur Bewertung dieser Szene, die er von seinem Tribünenplatz nicht beurteilen könne, doch die Fernsehbilder heranziehen dürfen. Die Spitzenschiedsrichter antworteten auf solche Argumente, dass die Beobachter dann doch gleich zu Hause bleiben sollten, um das Spiel vorm Fernseher zu verfolgen und die Kommentare abzuschreiben, das würde Fahrt- und Hotelkosten sparen. Klar ist: Die Berücksichtigung der Fernsehbilder verunsicherte sowohl die Schiedsrichter als auch die Beobachter. Und eine Lösung des Konflikts war nicht in Sicht.
    Es gab aber wohl noch eine zweite Variante, die Beobachtungsberichte zu beeinflussen, die weitaus effektiver gewesen sein soll: durch einen direkten Anruf beim Spielebeobachter durch Mitglieder der Schiedsrichterkommission. Bei mir geschah das nach dem Nürnbergspiel. Beobachter hier war Aron Schmidhuber, ein sehr erfahrener Schiedsrichter mit 143 Spielen in der Bundesliga und insgesamt 26 A-Länderspielen als FIFA-Schiedsrichter, dem man so leicht nichts vormachen konnte. Ich erfuhr wenig später von völlig überraschender Seite beim DFB, dass Fandel meinem Beobachter Aron Schmidhuber eine schlechte Benotung von 7,5 hatte vorgeben wollen, dieser sich aber wohl geweigert und mir trotzdem mit 7,9 eine Note gegeben hatte, die angemessen war.
    Es war bekannt, dass Krug als Ligavertreter bei Fehlentscheidungen eine deutlich negative Bewertung erwartete. Die objektive Funktion des Beobachters wurde damit zu einem Machtinstrument, um Schiedsrichter wie mich zu schwächen und zu demontieren. Selbst in einigen Medien wurde später am 21.11.2011 folgendes berichtet: » Es wird spekuliert, dass der erfahrene Mann von der ersten in die 2. Bundesliga hätte relegiert werden müssen. « Diese Meldung wurde auch durch die Andeutungen eines DFB-Beobachters bestätigt, der mir damals sagte: » Die werden Dich irgendwann auch aus der Bundesliga abservieren.« Wie mir persönlich schien, waren Fandel und Krug nicht nur hinter meinem FIFA-Posten her – mir kam es so vor, als wollten sie mich auch über die Punktevergabe reif machen für den Abstieg in die zweite Liga. Das alles zerrüttete mein Vertrauen, weil ich das Gefühl hatte, dass gegen mich intrigiert wurde.
    Und es ging weiter: Zwei Tage nach dem Nürnbergspiel hatte ich es schwarz auf weiß, dass ich

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