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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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dem Schenken, Lieben und Teilen? Ein Schubfach voller angeschmutzter Strumpfhosen, eine kaputte Stereo-Anlage und jeden Morgen eine nasse Zahnbürste. Ich hatte einen Fotoapparat mit Sand drin, eine Bluse, die an akuter Verschwitzung eingegangen war, einen Schlafsack mit kaputtem Reißverschluß und ein Transistorradio, das plötzlich aus war, Mom, wie es aufs Pflaster aufschlug«. Andere Frauen meines Alters hatten Kinder, die nicht zwanglos in ihren Schränken ein-und ausgingen wie in einem billigen Warenhaus.
    Meine borgten meinen Tennisschläger, meinen Wagen, meine Koffer und mein
    Mundwasser. Und dann natürlich mein Fernglas. Das Fernglas hatte ich schon beinahe vergessen. Als ich meinen Sohn fragte, was eigentlich aus ihm geworden sei, sagte er: »Das ist in meinem Zimmer.«
    »Warum bringst du es dann nicht dorthin zurück, wo du es hergeholt hast?«
    »Was willst du denn mit einem kaputten Fernglas?«
    Sie trieben mich zum Wahnsinn mit ihrer Unpünktlichkeit, ihrer Schlamperei und ihrem fehlenden Teamgeist im gemeinsamen Haushalt. Außerdem hatten sie den Punkt erreicht, wo sie sich meine Erwachsenenausdrücke eingeprägt hatten und sie nun gegen mich verwendeten.
    »Wirst du heute dein Zimmer saubermachen?« fragte ich.
    »Das sehen wir dann.«
    »Wenn du bis in die frühen Morgenstunden wegbleibst, mache ich mir immer solche Sorgen.«
    »Große Leute sollten sich um die Kleinen keine Sorgen machen. Wir passen schon auf uns auf.«
    »Es gefällt mir nicht, und ich dulde es nicht.«
    »Komm, komm, doch nicht in dem Ton. Du bist müde und gereizt. Leg dich ein Weilchen hin, und wenn du aufwachst, reden wir weiter.«
    Ich hatte bereits Schreckensvisionen: die älteste Mutter Nordamerikas, deren Kinder noch zu Hause lebten. Ich würde 95 sein, wenn meine Tochter sich mein letztes Paar sauberer Stützstrümpfe borgte, meine Söhne sich eine automatische Schwingtür am Eisschrank einbauten.
    Jeden Muttertag würden sie alle zusammenlegen und mir einen weiteren Stiftzahn kaufen.
    Wanda, ja, Wanda hätte alles ganz anders gemacht. Wanda war die Heldin des Buches, das ich gerade las. WANDA GIBT NOTSIGNALE. Das war vielleicht eine Frau! Eines schönes Tages brach sie aus einem Hausfrauennachmittag mit Bilderlotto aus, ging in eine Salatbar für Junggesellen und -gesellinnen, bestellte sich dort Spinatsalat mit Speckstreifchen und lernte binnen drei Minuten einen Mann kennen (er aß grünen Salat mit Bohnensprossen und Mayonnaise) und schlief mit ihm, ehe sie beide ihre Salate verdaut hatten. Schon am nächsten Tag nahm sie eine Stellung als Vizepräsidentin eines Fernsehsenders an und vergrub sich in die Arbeit. Die Begegnung aber mit dem Salatesser (grüner Salat mit Bohnensprossen und Mayonnaise) konnte sie nicht vergessen.
    Nicht, daß sie es nicht redlich versucht hätte. Sie produzierte eine Dokumentarserie in Griechenland, eine Miniserie in Rußland und studierte abends für ihren Dr. phil. Der Salatmensch (Gr. Sal. mit Bo. Spro. und M.) rief sie täglich an.
    Doch sie wußte, was sie wollte. Keine 96 Seiten später heiratete sie ihn, kehrte in einen normalen Alltag zurück und spielte auf der letzten Seite wieder Bilderlotto bei einem Hausfrauennachmittag. Zum ersten Mal seit langer Zeit war sie ganz und gar mit sich zufrieden.
    Als ich das letzte Kapitel las, lagen mein Mann und ich am Meer. Ich blickte an mir herunter. Ich hatte meine Krampfadern unter Sand vergraben. Die Fliegen umsummten mich wie verrückt, wegen meines Haarsprays. Neben mir saß mein Mann, gegen die Sonne mit Badetüchern vermummt, und überprüfte seine Kontoauszüge.
    Es war nicht unbedingt die Szene in der Brandung aus dem Film »Verdammt in alle Ewigkeit«.
    Zwar befriedigte mich, in Wanda und ihresgleichen eine Art Ersatzexistenz zu führen. Wie aber, wenn ich selbst in die nächsthöhere Lebensebene wollte?
    Ich besprach das Problem mit meiner Tochter. »Ich weiß nicht recht, wie ich es dir sagen soll, aber irgendwie hinderst du mich daran, einen anderen Gang einzulegen und in die nächste Phase vorzustoßen, um meine wunderbare Persönlichkeit zu entfalten. In einem Jahr ist es eventuell schon zu spät.«
    »Was genau willst du damit sagen?«
    »Ich glaube, ich will sagen, daß es viele Colleges an fernen Orten gibt, die Gelegenheit geben, mit aufregenden, interessanten Menschen zusammenzukommen. In einer solchen Atmosphäre kann man wachsen und reifen. Die Trennung von der Familie zwingt üblicherweise dazu, sein Leben selbst zu

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