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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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ungefähr 116,53 $ gekostet hatte. Darin enthalten waren die Kosten für den Zahn, den ich mir an einem Plastikunterseeboot auf dem Boden der Packung ausgebissen hatte, die Antibiotika, die nötig gewesen waren, als ich einen Teil der Flocken dem Hund gegeben hatte, und die Kosten des Verpackens und Transportierens bei drei Umzügen.
    Schließlich leerten wir alle Schachteln, sahen uns aber anschließend einer beklemmenden Familienentscheidung gegenüber: Welche Marke sollten wir ab jetzt wählen? Ich persönlich war für Knisterkorn, weil es die Verdauung förderte und man als Prämie ein Usambara-Veilchen bekam.
    Eines der Kinder wollte Soggies, weil man davon rote Zähne bekam.
    Ein anderes wollte Dschungel Dschollies, weil sie überhaupt keinen Nährwert hatten.
    Wir müssen zwanzig Minuten neben dem Regal für Frühstücksflocken verbracht haben, ehe wir uns endlich für Weizen-Wippchen entschieden, weil sie »als Imbiß nach der Schule Röntgenaugen verliehen«.
    Auch seit die Kinder groß sind, stehen wir noch unter der Diktatur harter
    Verkaufsmethoden. Ich hatte mich daran gewöhnt, ihnen Weihnachtsgeschenke zu kaufen, die a) ich nicht aussprechen konnte,
    b) von denen ich nicht wußte, wozu man sie braucht, und
    c) die Maschinenöl ausschwitzen.
    Seit sie größer sind, schreiben meine Kinder nicht mehr: Lieber Weihnachtsmann! Bitte bring mir eine neue Puppe und ein Fahrrad. Weit davon entfernt! Marktkennerisch bringen sie mir eine Liste, die ihren Wunsch bis auf die Katalognummer genau beschreibt. Eine RF-60
    FMStereo Box. Frag nach Frank. Wenn du bar zahlst, gibt es 5% Rabatt.«
    oder: »Einen 273 Thyristorengeregelten Mecablitz 9–90 mit Schwenkfuß als großes Geschenk und in den Nikolaus-Strumpf kannst du noch ein paar Rollen EX 135 und Ektachrome ASA 64–19 stecken.«
    Über das Phänomen der Kaufangst hatte ich noch nicht viel nachgedacht. Bis ich eines Abends 12 große Plastiktüten mit Einkäufen aus der Garage hereinschleppte. Mein Mann stöberte darin herum und fragte: »Und was kriegen wir nun zum Abendessen? Den Luftverbesserer? Die Tüte Grillkohle, das Töpfchen Handcreme oder das Lexikon?«
    Da platzte mir schließlich der Kragen. Ich knallte die letzte Tüte auf den Tisch und rief:
    »Das ist also der Dank dafür, daß ich mich für die Bedürfnisse dieser Familie auseinandernehme.
    Im Supermarkt herrschen die Gesetze der Wildnis, und trotzdem muß ich jede Woche hin.
    Unerfahrene Anfänger stoßen Einkaufswagen vor sich her, fremde Kinder werfen Gegenstände in meinen Korb, Rabattmarken muß man zusammenhalten, mit Listen jonglieren, Etiketten entziffern, Obst betasten, und das mit dem Lexikon hättest du erleben müssen: 5000 Stück zu 59
    Cent, die einem entgegenrufen: ›Nimm mich, nimm mich.‹ Der Band S war in beschränkter Auflage da, deswegen mußte ich sofort zugreifen. Alle wichtigen Wörter sind unter S.«
    »Nun mal langsam«, sagte mein Mann. »So wichtig ist das S nun auch nicht.«
    »Nicht so wichtig? Willst du, daß die Kinder durchs Leben gehen, ohne etwas von der Bedeutung von Sex, Sabbath, Satire, Skrupel und Status zu wissen? Ganz zu schweigen von Schlußverkauf?«
    »Du fällst aber auch auf jeden Reklametrick herein, dem du irgendwo begegnest.«
    Er hatte gut reden. Männer kamen nie so unter Druck durch die Werbung wie Frauen. Ich sah es beim Fernsehen. Da saßen alle Männer nur herum, genossen, was geboten wurde, aßen irgendwelche Getreidepräparate, um ein Sport-As zu werden.
    Wenn sie mit ihrem Bankberater redeten, hörten alle zu. Sogar die Etiketten in ihren Shorts waren lustig und tanzten.
    Zugegeben, sie fuhren auch manchmal im Wagen eine steile Bergstraße hinauf, klatschten sich Rasierwasser ins Gesicht oder liefen in einen Hafen ein, doch im großen und ganzen waren es die Frauen, auf denen die Verantwortung für die ganze Familie lastete. Und jeder fand es selbstverständlich.
    Falls die Werbeeinschaltungen dazu dienten, mich selbstzufriedener zu machen, hatten sie kläglich versagt. In meinen Händen verwandelten sich die stabilen Papierhandtücher in Filterpapier. Meine Hustenmedizin war früh um 2 Uhr aufgebraucht. Meine Mülltüten platzten, wenn sie mit Müll in Berührung kamen.
    Sonderbar, daß mir das früher nie so aufgefallen war: Ich war verantwortlich dafür, daß ein Shampoo meinem Mann auch tatsächlich gegen Haarausfall schützte. Dafür, daß meine Kinder ein gut ausgewogenes Frühstück bekamen. Ich war schuld, wenn das Fell meines

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