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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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geschadet.«
    Eine Frau, die ich nur als ›Nicky‹ kannte, sah mir tief in die Augen und nickte verständnisvoll. »Nur jemand, der die Fische im ersten Haus hat, würde so etwas äußern.«
    Ich fragte, woher sie das wüßte. Sie sagte, bestimmte Merkmale gehörten zu bestimmten Tierkreiszeichen. Ich sei meinem Geburtsdatum nach unter einem ganz besonderen Aszendenten geboren und hätte dadurch ein ganz besonderes Schicksal. Ich sei eine exzellente Hausfrau, hervorragende Köchin und gute Schneiderin. Das war kein Schicksal, das war ein Urteilsspruch.
    Irgend etwas konnte da nicht stimmen. Was war zum Beispiel mit »dynamisch, selbstsicher und Spargel lieben?«
    »Sie sind auf der aufsteigenden Linie«, sagte sie, »Sonne und Mond stehen in gerader Linie mit den Gezeiten.«
    Ich hatte eher den Eindruck, die Flut stände mir entgegen.
    Eine Köchin? Jeder wußte, daß ich meinen Kindern mit dem Satz zu drohen pflegte:
    »Wenn du nicht folgst, mußt du mit Abendessen ins Bett.« Eine Hausfrau? Mein Weihnachtswunsch war, wie auch Phyllis Diller ihn wiederholt geäußert hat: ein Backofen mit eingebauter Spülmaschine. Eine Schneiderin? Wenn ein Knopf abfiel, hielt ich das für eine Mahnung Gottes, das Hemd sei Sünde.
    »Sie sind unter einem herrlichen Zeichen geboren«, schwärmte Nicky. »Sie sind ein gutmütiger Mensch, der nie mehr erwartet als von allem das Schlechteste. Immer bekommen Sie die Gabel mit den verbogenen Zinken, aber Sie beklagen sich nie. Wenn Sie sich einen dreiteiligen Wochenend-Outfit mit Rock und Hose kaufen, brennen Sie sich ein Loch in die Jacke, und es macht Ihnen nichts aus.«
    »Warum macht es mir nichts aus?« wollte ich wissen.
    »Weil es Ihre Bestimmung ist. Ich kenne sogar eine unter Ihrem Zeichen geborene Frau, die hatte einen Sohn im Ferienlager. Am Elternbesuchstag hatte sie Grippe und war im siebenten Monat schwanger. Trotzdem fuhr sie 300 km über Landstraßen. Sie hatte einen Platten, verfuhr sich zweimal, aber gab nicht auf. Sie schaffte es bis ins Ferienlager, und als die Jungens ihre Eltern vorstellten, sagte ihr Sohn – er war in seiner Beziehung zu den Eltern gerade in einer Aggressionsphase –: ›Meine Mutter hat nicht kommen können.‹ Wissen Sie, was sie da getan hat?«
    »Ihn umgebracht?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nur mit den Achseln gezuckt und gesagt: ›Das war vorauszusehen, denn meine Sonne ist im Aszendenten, und ich bin auf dem Scheitelpunkt.‹ – Leuten mit Ihrem Tierkreiszeichen, meine Liebe, liegt die Welt zu Füßen.«
    Ich wollte gar nicht, daß mir die Welt zu Füßen liegt, ich wollte nur dynamisch sein. Statt dessen bin ich offensichtlich im Zeichen des tönernen Kolosses geboren und stolpere 52 Wochen jährlich durch meinen Alltag, rubbele Flecken aus meinem Pullover, trage auf Schecks das falsche Datum ein und kann nie und nimmer riskieren, mit einer baumelnden Schultertasche durch eine Abteilung ›Feines Tafelgeschirr‹ zu schlendern.
    Welche Zukunft lag nun vor mir? Ich schloß alle Wagentüren sorgsam ab und ließ dann das Schiebedach offen. Ich brach mir einen Zahn an einer weichen Makrone ab. Ich wurde vom Haartrockner meines Sohnes eingesaugt und verrenkte mir dabei die Schulter.
    Wenn ich nicht wußte, wer ich war, was meine Psyche und mein Sternzeichen gerade anstellen, dann gefiel ich mir viel besser.
    Allmählich verbrachte ich immer mehr Zeit in der Küche. Am Ende war ich wirklich schöpferisch und hatte etwas an meinem persönlichen Image übersehen?
    Ich kaufte eine Küchenmaschine und hobelte Gemüse, bis ich umfiel. Ich kaufte einen Mikrowellenherd und mußte hilflos zusehen, wie meines Sohnes Zahnspange sich auflöste, als er sie in einem aufzubackenden Sandwich hatte steckenlassen. Ich verließ die Küche, ehe ich größeren Schaden anrichten konnte.
    Ich kaufte eine Nähmaschine, die alles konnte, außer Besuchern die Haustür öffnen. Ich nahm mir vor, mir darauf eine Jacke zu nähen. Alle Abnäher waren verkehrt herum, die Knopflöcher aber ihrer Zeit weit voraus. (Dazu passende Knöpfe wurden noch nicht serienmäßig hergestellt.) Das Futter wuchs jede Nacht, während ich schlief. Es war dreimal heiß gewaschen, aber nie getragen worden.
    Als ich eines Nachmittags an den Vorhängen für das leergewordene Schlafzimmer meiner Tochter stichelte, fiel ein Buch zu Boden; Edith Marishna: WEIT FORT IM FERNEN OSTEN.
    Auf dem Umschlagbild saß eine Frau im Türkensitz und betrachtete, den beturbanten Kopf in den Nacken gelegt,

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