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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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ein Mantra bekommen?«
    »Klar hab’ ich keines gekriegt. Und selbst wenn ich’s gekriegt hätte, könnte ich nicht erlauben, daß du es benutzt. Die sind nämlich alle ganz persönlich, werden nur einem Menschen anvertraut und sind geheim. Die muß man sich kaufen.«
    »Wieviel kostet so was?« fragte ich.
    »Kommt drauf an, manchmal ein paar hundert Dollar.«
    Ich hatte nicht vor, für ein Wort mehr zu zahlen als für meinen ersten Wagen. Als ich das eines Tages mit meiner Freundin Nathalie im Supermarkt besprach, sagte sie, sie besitze ein Mantra, das so gut wie neu sei. Sie hatte es – so teilte sie mir mit – nur die letzten drei Monate bis zu ihrer Scheidung rezitiert und wolle es mir für 12 Dollar überlassen.
    »Was ist denn dran verkehrt?« fragte ich mißtrauisch.
    »Nichts. Ich konnte nur mit andauernd gekreuzten Beinen den Haushalt nicht mehr in Ordnung halten. Glaub mir, es funktioniert. Wann auch immer du dich einer Situation gegenübersiehst, bei der du dich innerlich verkrampfst, setz dich hin, wo du gerade bist, kreuze die Beine, dreh die Handflächen zur Decke, und sag dein Mantra auf, immer wieder.«
    Am nächsten Tag betrat ich das Schlafzimmer meines Sohnes und wich vor einem Gestank bis an die Wand zurück. Ich brauchte 20 Minuten, ehe ich die Ursache entdeckte, aber schließlich fand ich sie doch. Unter einem Stapel Wäsche auf dem Stuhl lag eine Tüte für den Hund: ein Hühnerbein und ein Stück Brust, die er ihm von seinem Geburtstagsessen mitgebracht hatte. Sein Geburtstag war vor zwei Wochen.
    Ich kam mir idiotisch vor, setzte mich aber mit gekreuzten Beinen auf sein Bett, drehte die Handflächen zur Decke und fing an, mein Wort zu murmeln. Da ging der Summer der Waschmaschine, und statt hinunterzulaufen und dem letzten Spülwasser einen Weichmacher zuzusetzen, wiederholte ich mein Wort.
    Danach fühlte ich mich richtig erfrischt und gönnte mir –zum erstenmal seit langem – ein komplettes Frühstück mit Orangensaft, Toast und Kaffee.
    Irgendwann später stellte ich fest, daß eines der Kinder den Telefonhörer nicht wieder aufgelegt hatte. Statt nun die Telefonschnur durchzubeißen, setzte ich mich im Türkensitz auf den Boden, meditierte und genehmigte mir anschließend ein Plätzchen und ein Glas Milch.
    Am gleichen Tage merkte ich, als ich in mein Auto steigen wollte, daß jemand die Wagentür offengelassen hatte und die Batterie leer war. Ich ging in die Hocke, zitierte mein Mantra und erhob mich neugestärkt. Meine wiedergefundene Gelassenheit belohnte ich mit einem Stück Bananentorte. Als mein Mann heimkam, aß ich gerade eine Schüssel Kartoffelchips und trank kalorienarme Cola. »Sag mal, naschst du nicht ein bißchen viel herum in letzter Zeit?«
    »Laß nur«, sagte ich, »ich habe mich vielleicht ein bißchen mehr gehenlassen als sonst, aber wenn schon …«
    »Wenn du dich noch mehr gehenläßt, gehst du durch keine Tür mehr.«
    »Sag was du willst, ich hab’ jedenfalls meinen inneren Frieden.«
    »Hoffentlich kannst du über all den Seelenfrieden noch deine Kleider anziehen«.
    »Was du dir so einbildest! Wie viele Frauen kennst du denn, denen noch die Sachen passen, die sie als Jungverheiratete trugen?«
    (Es stimmte, erst heute morgen hatte ich mein Umstandsmieder anprobiert, und es war mir glatt über die Hüften heruntergerutscht.)
    Sogar die Jungen merkten, daß ich zunahm. Das Zusammenwirken von Daheimbleiben, vielem Alleinsein und völliger Entspanntheit verwandelte mich in eine Art Schlauchboot.
    Als eines Nachmittags mein Sohn hereinplatzte, sagte er: »‘tschuldige, Mom, ich wußte nicht, daß du meditierst.«
    »Ich meditiere nicht.«
    »Warum sitzt du dann mit gekreuzten Beinen auf der Couch?«
    »Ich sitze nicht mit gekreuzten Beinen. Das sind meine Hüften.«
    Als ich abends unter der Dusche hervortrat, betrachtete ich mein Spiegelbild. Das Soufflé meiner Jugend war zusammengefallen. Oh, diese Edith Marishna und ihre ›zusätzlichen Kräfte‹.
    Als ich wieder im Lotossitz saß, drängte sich mir eine brutale Erkenntnis auf: Nur noch ein Naturereignis würde mich wieder auf die Beine bringen.
    Das war entmutigend. Kaum hatte ich meinen Kopf einigermaßen beisammen, ging mein Körper in die Binsen.
    Unfair, so etwas. Mein Leben lang hatte ich Diät gehalten. Es langweilte mich, darüber zu reden, langweilte mich, daran zu denken, ich hatte auch keine Lust mehr, meine nächste Mahlzeit zu planen.
    Während ich so dasaß und den Bauch einzog und

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