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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Es
passiert immer am Ende der Eröffnungsphase.«
    »Er…öffnungsphase?«
    »Ja, der Muttermund muss sich auf rund zehn Zentimeter öffnen.
Dazu sind die Wehen da. Sie bringen die Gebärmutter dazu, sich
zusammenzuziehen und nach unten hin zu öffnen, damit das Kind rauskann.«
    »Und was kommt nach der Eröffnungsphase?«
    »Die Austreibungsphase.«
    Anton schluckte und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Es dauerte noch zweieinhalb Wehen, bis der Wagen endlich
schlingernd in die Auffahrt zur Klinik einbog und mit kreischenden
Bremsen vor dem Eingang der Notaufnahme zum Stehen kam. Anton drückte
die Hupe nieder und hielt sie fest.
    Die Glastüren schwangen auf, und ein Pfleger und eine
Krankenschwester kamen zum Ü-Wagen gerannt. Der Pfleger schob eine
Roll-Liege vor sich her, als hätte er Floras und Antons Ankunft schon
erwartet.
    »Sie hat die Wehen jetzt praktisch ohne Pause!«, rief Anton,
aus dem Wagen springend. »Ich glaube, das muss die Austreibungsphase
sein!«
    »Da kommen Sie ja gerade richtig, Herr Rechtsanwalt«, sagte
die Schwester, während sie zusammen mit ihrem Kollegen Flora auf die
Liege half.
    Anton, dem jetzt klar war, dass sie tatsächlich erwartet
worden waren, konnte nichts mehr erschüttern. »Lassen Sie mich raten,
woher Sie wussten, dass wir kommen.« Er deutete über die Schulter auf
das Senderlogo am Ü-Wagen. »Sie sehen AMS.«
    Er lief neben der Roll-Liege her und hielt Floras Hand. Ihre
Finger zitterten, und ihr Blick war getrübt. Sie war kaum noch bei
Bewusstsein, wie es Anton schien, und er kam um vor Angst, dass
irgendetwas nicht in Ordnung war.
    »Flora, hörst du mich?«
    Sie gab keine Antwort. Türen schwangen vor ihnen auf, und der
Korridor, in dessen glänzendem Belag sich die Neonröhren von der Decke
spiegelten, schien sich bis ins Unendliche zu erstrecken.
    Irgendwann erreichten sie eine Tür mit der Aufschrift
Kreißsaal. Eine Hebamme nahm sie in Empfang, und Anton wollte Floras
Hand loslassen, um der Frau Platz zu machen. Doch Flora hielt seine
Finger fest umklammert. Ihre Lippen waren blutleer, als sie doch noch
die Frage stellte, die Anton erwartet hatte.
    »Bleibst du bei mir?«
    »Immer«, sagte er aus tiefstem Herzen.
    »Das haben Sie unter Zeugen gesagt«, erklärte die Hebamme. An
ihrem weißen Kittel steckte ein Namensschild. Sie hieß Hildegard, war
kräftig gebaut und roch ein wenig streng. Anton bekam von ihr einen
bodenlangen grünen Kittel und eine Papierhaube verpasst. Angstvoll
verfolgte er jeden Handgriff der Hebamme, ohne recht zu begreifen, was
sie alles tat. Er verfluchte sich, dass er Flora nicht beizeiten über
alle Vorkommnisse einer Geburt ausgehorcht hatte. Er hatte ja nicht mal
gewusst, dass es eine Eröffnungs- und eine Austreibungsphase gab!
    Als Flora unter der nächsten Wehe entsetzlich aufheulte,
überkam ihn plötzlich die grauenvolle Vorstellung, dass es nach der
Austreibungsphase womöglich noch eine Phase gab, eine weit schlimmere,
die alles Vorangegangene in den Schatten stellte!
    »Was kommt nach der Austreibungsphase?«, platzte er heraus.
    Hildegard unterbrach ihre Arbeit für eine Sekunde und warf ihm
einen Blick über ihre massive Schulter zu.
    »Das Baby«, sagte sie.
    Anton nahm mit aufkeimender Hoffnung wahr, dass sie zu wissen
schien, was sie tat. Sie legte eine Art Gurt um Floras Bauch, und dann
wurde ein Gerät herangerollt, an das Flora mit Schallköpfen und Kabeln
angeschlossen wurde. Ein rasches Pochen ertönte aus dem Lautsprecher,
und Anton erkannte fasziniert, dass dies der Herzschlag des Kindes war.
Eine Nadel zuckte über einen Papierstreifen und notierte die Stärke der
Wehen.
    Der Arzt kam und stellte sich als Dr. Neumeister vor. »Da
lerne ich ja endlich auch mal den Vater kennen«, sagte er.
    Anton sah zu Boden.
    Flora sagte schwach von der Liege her: »Sie sehen wohl nicht
viel fern, oder?«
    Dr. Neumeister zuckte die Achseln. »Selten. Das meiste
vergesse ich sofort wieder. Ich glaube lieber das, was ich selber
sehe.« Er beugte sich über Flora und drückte ihre Hand. »Haben Sie
regelmäßig Ihre Tabletten genommen?«
    »Mehr oder weniger. Und ich habe mich sehr viel an der
frischen Luft bewegt, wie Sie's mir empfohlen haben.«
    »Schön. Sie haben übrigens Glück. Mein Dienst hat gerade
angefangen.«
    »Meiner auch«, sagte Hildegard. »Wir haben die ganze Nacht
Zeit.«
    Von dieser Aussicht war Flora wenig begeistert, doch im Moment
interessierte sie nur eins. »Wie geht es meinem Baby?«
    »Alles

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