Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
Pferdeschwanz
gepackt und riss ihm damit den Kopf ins Genick wie einem bockenden
Gaul. Ziggy zappelte mit den Beinen und fluchte gotteslästerlich in
allen Tonlagen.
    Schartenbrink hielt Kleff das Mikro vor den Mund.
    »Herr Hauptkommissar Kleff, können Sie für unsere Zuschauer
die logistischen Einzelheiten dieser heldenhaften Aktion …«
    Kleffs Hand kam hoch und schob das Mikro weg. Dann zog er
Handschellen hervor, verdrehte Ziggy brutal die Arme nach hinten und
fesselte ihn.
    »Fuck!«, brüllte Ziggy ein ums andere Mal.
    »Haben wir das?«, fragte Schartenbrink. Er streckte das gelbe
Mikro aus, dicht vor Ziggys Lippen, bis es für die Kamera so aussah,
als wolle er den Affen mit einer Banane futtern.
    »Herr Ziegler, erst vor kurzem haben Sie sich von schweren
strafrechtlichen Vorwürfen reinwaschen können. Umso bitterer muss
dieses momentane Erlebnis für Sie sein. Was empfinden Sie in diesem
Augenblick ihrer doch sehr persönlichen Niederlage?«
    Ziggys Auge glubschte zu ihm hoch. »Was ich dazu sage? Fick
dich ins Knie. Oder besser, in den Arsch. Und benutz das hier dafür!«
Er biss heftig in das Mikro, und Schartenbrink war zum ersten Mal in
seinem Leben sprachlos. Er zerrte die teure Technik zwischen Ziggys
Zähnen hervor und trat ein paar Schritte zurück.
    »Okay«, sagte er beiläufig, »bis die Werbung zu Ende ist,
gehen wir mal alle rüber in die Fabrik und filmen die Stelle, an der
Willy Tellmeier die Füße eingegossen wurden.« An den Beleuchter
gewandt, fügte er hinzu: »Da brauchen wir aber mehr Licht, oder? Und
besorg mir mal eben einer ein neues Mikro!«
    »Lass uns zuerst diesen Bankfuzzi da drüben interviewen,
Herby«, sagte der Aufnahmeleiter. »Der Typ ist echt der Hammer, mit dem
Zementklotz an den Hacken.«
    »Mir auch recht.«
    Der Assistent mischte sich ein. »Hör mal, Herby, in der
Funkmeldung hat es doch geheißen, dass der Anwalt und die Mutter auch
hier draußen sein sollen.«
    Kleff richtete sich misstrauisch auf. »Hören Sie etwa den
Polizeifunk ab?«
    »Wie kommen Sie denn da drauf, Chef?«, fragte Schartenbrink
fromm zurück. Zum Aufnahmeleiter meinte er: »Vielleicht hat Ziggy die
beiden kaltgemacht und da drin versteckt oder so. Kommt, wir gehen
rein.«
    »Können Sie sich sparen«, sagte Kleff abfällig.
    »Wie?«
    »Die beiden sind nicht tot. Sie sind sogar putzmunter und
leihen sich gerade eben in diesem Moment Ihren Wagen aus.«
    Alle Köpfe fuhren herum, zum Ü-Wagen, der in etwa hundert
Metern Entfernung geparkt war. Anton stand an der offenen Beifahrertür,
blickte zu ihnen herüber und peilte die Lage, was ihn jedoch nicht
davon abhielt, gleichzeitig Flora in den Wagen zu helfen. Dann stieg er
selbst ein und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Herby, du hast doch die Wagenschlüssel, oder?«, fragte der
Assistent.
    »Wieso ich? Hast du sie denn nicht? Wer ist denn gefahren,
hey?«
    Die Frage erübrigte sich sofort, denn im nächsten Augenblick
erwachte der Motor heulend zum Leben, die Scheinwerfer leuchteten auf,
die Räder drehten auf dem Schotter durch, und dann brauste der Ü-Wagen
von dannen.
    »Mist!«, schrie der Aufnahmeleiter. »Jetzt sind wir
angeschmiert!«
    Schartenbrink wandte sich fassungslos an Kleff. »Was ist,
Mann? Wieso hopsen Sie nicht in Ihren Streifenwagen und düsen
hinterher?«
    »Wozu denn? Ich hab, was ich wollte.« Kleff zerrte Ziggy auf
die Füße und schubste ihn in Richtung der übrigen Einsatzbeamten.
    Schartenbrink war außer sich. »Wozu? Sie fragen mich allen
Ernstes wozu? Ja, Himmel noch mal, weshalb sind Sie dann die ganze Zeit
hinter den beiden hergehetzt?«
    »Manchmal muss man eben kleine Fische jagen, um die großen zu
schnappen.«
    »Und die kleinen Fische? Lassen Sie die jetzt schwimmen oder
was?«
    »Die kommen nicht weit, glauben Sie mir. Außerdem haben die
jetzt ganz andere Sorgen.«
    Die hatten sie wirklich. Flora krümmte sich
auf dem Beifahrersitz des Ü-Wagens und stieß einen lauten, anhaltenden
Schrei aus. Ihr war, als hätte ihr jemand ein Messer in den Leib
gerammt und würde es genüsslich umdrehen.
    »Flora! Was ist denn?«, rief Anton in höchstem Entsetzen.
    »Ich krieg ein Kind«, sagte sie mit knirschenden Zähnen.
    »Jetzt?«
    »Weiß ich doch nicht.« Die Wehe ebbte ab, und Flora fiel zu
einem Häufchen Elend zusammen.
    »Du atmest falsch«, behauptete er nach einer Weile.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Du hast es mir ja oft genug vorgemacht.« Anton atmete tief
durch die Nase ein.

Weitere Kostenlose Bücher