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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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ist dein Lieblingsbuch?«
    »Coldplay«, antwortete er. »Pizza … keine Ahnung.«
    »Okay«, lachte ich. »Dann liest du also nicht sehr viel.«
    »Nein.« Er setzte sich auf die Tischkante. »Aber ich hoffe, dass diese Erfahrung das ändern und mich zu einem Leser machen wird.« Er sprach träge, seine Stimme so monoton und wenig überzeugend, als wiederhole er etwas, was er selbst eingetrichtert bekommen hatte.
    Ich musterte ihn. »Was ist los? Hat dein Daddy seinem Freund gesagt, er soll dir einen Job geben?«
    Sein Kiefer spannte sich an, und er antwortete nicht. Sofort bereute ich meine Bemerkung. Ich wusste nicht mal, warum ich das gesagt hatte. Keine Ahnung, woher das plötzlich gekommen war. Ich hatte nur so ein komisches Gefühl, dass ich einen wunden Punkt berührt hatte. Als hätte ich einen Teil von mir in ihm wiedererkannt.
    »Sorry, das war nicht lustig«, entschuldigte ich mich. »Wie geht das denn nun hier?«, fragte ich dann, in dem Versuch, die Stimmung wieder aufzulockern. »Du fährst zu den Leuten und bringst ihnen Bücher?«
    »Es ist das Gleiche wie in einer Bibliothek«, antwortete Marcus, noch immer ein bisschen kühl. »Die Leute kriegen einen Ausweis, und mit dem können sie dann Bücher ausleihen. Und ich fahre in die Ortschaften, in denen es sonst keine Büchereien gibt.«
    »Und auch keine anderen Lebensformen«, ergänzte ich und lachte.
    »Findest du es schwierig hier, Stadtpflanze?«
    Ich ignorierte die Frage und widmete mich weiter den Büchern.
    »Weißt du, was den Leuten hier viel besser gefallen würde als ein Bus mit Büchern?«
    Er lächelte mich vielsagend an.
    »Nein, das nicht!«, lachte ich. »Aber wenn du die Bücher rausschmeißen würdest, könntest du wahrscheinlich eine Menge Geld mit dem Bus machen.«
    »Ha! Das ist jetzt aber nicht sehr kultiviert«, meinte er.
    »Na ja, es gibt keine Busverbindung in der Gegend. Und anscheinend liegt die nächste Stadt fünfzehn Minuten mit dem Auto entfernt. Wie soll man da hinkommen?«
    »Äh … die Antwort liegt in der Frage.«
    »Ja, aber ich kann nicht fahren, weil ich …« Ich unterbrach mich, und er grinste. »Weil ich nicht fahren kann«, vollendete ich den Satz etwas lahm.
    »Ach ja? Hat Daddy dir noch keinen Mini Cooper geschenkt? Wie uncool ist das denn?«, imitierte er mich.
    »Touché.«
    »Okay.« Energisch hüpfte er vom Tisch. »Ich muss los. Wie wäre es, wenn wir zu dieser wundervollen Zauberstadt fahren, die kein menschlicher Fuß jemals erreichen kann?«
    Ich kicherte. »Okay.«
    »Musst du nicht erst mal jemanden fragen? Ich möchte nicht wegen Kidnapping hinter Gitter kommen.«
    »Vielleicht kann ich noch nicht Auto fahren, aber ein Kind bin ich bestimmt nicht mehr.« Ich sah zum Bungalow hinüber. Rosaleen war schon ganz schön lange weg.
    »Bist du sicher?«, fragte er und sah sich um. »Aber sag wenigstens Bescheid.«
    Er sah besorgt aus, und nur deswegen zog ich mein Handy aus der Tasche und rief das Handy meiner Mutter an, obwohl ich genau wusste, dass sie es seit einem Monat nicht angefasst hatte. Erwartungsgemäß ging sie nicht dran, und ich hinterließ eine Nachricht.
    »Hi, Mum, ich bin’s. Ich bin gerade vor dem Haus in einem Bus voller Bücher, und ein ganz süßer Typ fährt mich jetzt in die Stadt. In ein paar Stunden bin ich wieder da. Falls ich nicht zurückkomme – der Typ heißt Marcus Sandhurst, eins sechsundsiebzig, schwarze Haare, blaue Augen … irgendwelche Tattoos?«, fragte ich.
    Er hob sein T-Shirt ein Stück hoch. Oh, was für ein hübscher Waschbrettbauch.
    »Er hat ein keltisches Kreuz auf dem Bauch, keine Brustbehaarung und ein ziemlich albernes Grinsen. Er mag
Scarface
, Coldplay und Pizza und hofft, richtig groß in der Buchbranche einsteigen zu können. Bis später dann.«
    Als ich auflegte, prustete Marcus los. »Du kennst mich schon besser als die meisten anderen Leute.«
    »Machen wir, dass wir wegkommen«, sagte ich.
    »Benimmst du dich immer so schlecht?«, fragte er.
    »Ja, klar«, antwortete ich und stieg auf den Beifahrersitz, bereit zu einem Abenteuer außerhalb des Kilsaney-Anwesens.

Kapitel 7
    Ich will
    Auf der Fahrt in die Stadt unterhielt ich mich zwölf Minuten lang entspannt und angenehm mit Marcus. Die »Stadt« war allerdings überhaupt nicht das, was ich mir darunter vorgestellt hatte. Zwar hatte ich meine Erwartungen schon auf das absolute Minimum zurückgeschraubt, aber es war noch wesentlich schlimmer. Die angebliche Stadt war ein Kuhdorf, in dem

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