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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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nicht mal eine Kuh zu sehen war. Es gab eine Kirche, einen Friedhof, zwei Pubs, einen Fish-and-Chips-Laden, eine Tankstelle mit einem Zeitungskiosk und eine Eisenwarenhandlung. Punkt.
    Anscheinend gab ich einen Laut des Entsetzens von mir, denn Marcus sah mich besorgt an.
    »Was ist los?«
    »Was los ist?« Mit großen Augen wandte ich mich zu ihm um. »Was
los
ist? Ich hab zu meinem fünften Geburtstag ein Barbie-Dorf geschenkt bekommen, das größer war als dieses Nest hier!«
    Marcus konnte sich das Lachen nicht verbeißen. »So schlecht ist es doch gar nicht. Und noch mal zwanzig Minuten weiter liegt Dunshauglin, das ist eine richtige Stadt.«
    »Noch mal zwanzig Minuten? Ohne Mitfahrgelegenheit komme ich ja nicht mal bis in dieses Kaff hier!« Ich spürte, wie mein Kopf heiß wurde vor Frust, meine Nase begann zu jucken, Tränen traten mir in die Augen. Am liebsten hätte ich gegen den Bus getreten und laut geschrien. Aber ich verkniff es mir und schimpfte nur weiter: »Was soll ich denn hier alleine anfangen? Im Eisenwarenladen eine Schaufel kaufen und auf dem Friedhof die Gräber umgraben?«
    Marcus prustete und schaute schnell weg, um sich zusammenzunehmen. »Tamara, es ist wirklich nicht so schlimm.«
    »O doch, es ist so schlimm. Ich will einen Gingersnap-Latte mit fettarmer Milch und ein Zimtbrötchen, und zwar auf der Stelle, verdammt«, sagte ich sehr ruhig und merkte, dass ich klang wie Violet Beauregarde aus
Charlie und die Schokoladenfabrik
. »Und wenn ich schon mal dabei bin, will ich W-LAN und auf meinem Laptop meine Facebook-Seite checken. Ich will bei Topshop shoppen. Ich will twittern. Und dann will ich mit meinen Freunden an den Strand und aufs Meer hinausschauen und eine Flasche Weißwein trinken, und ich will mich besaufen, bis ich umfalle und kotze. Ich möchte einfach normale Dinge tun, wie ein ganz normaler Mensch. Das ist doch nicht zu viel verlangt!«
    »Kriegst du eigentlich immer deinen Willen?«, fragte Marcus und sah mich prüfend an.
    Ich konnte nicht antworten. In meinem Hals hatte sich ein riesiger Kloß aus O-mein-Gott-ich-bin-verliebt-Gefühl gebildet. Also nickte ich einfach nur stumm.
    »Okay«, erwiderte er munter, und ich schluckte so heftig, dass meine Marcus-Verliebtheit die Luftröhre hinuntersauste und in meinem Magen landete. »Betrachten wir die Sache doch mal von der positiven Seite.«
    »Es gibt aber keine positive Seite.«
    »Es gibt immer eine positive Seite.« Er schaute nach links und nach rechts, hob die Hände, und seine Augen begannen zu funkeln. »Keine Bibliothek weit und breit.«
    »O mein Gott …« Ich stieß mich vom Armaturenbrett ab.
    »Gut«, lachte er und stellte den Motor ab. »Versuchen wir unser Glück anderswo.«
    »Musst du nicht den Motor anstellen, um wegzufahren?«, fragte ich.
    »Wir fahren ja auch nicht«, erwiderte er und stieg über den Fahrersitz hinweg in den Bus. »Also, dann schauen wir mal … wohin wollen wir?« Im Vorbeigehen ließ er langsam den Finger über die Buchrücken in der Reiseabteilung gleiten und las laut: »Paris, Chile, Rom, Argentinien, Mexiko …«
    »Mexiko!«, rief ich und kniete mich auf den Sitz, um ihn besser beobachten zu können.
    »Mexiko«, nickte er. »Gute Idee.« Er zog das Buch aus dem Regal und sah mich an. »Und? Kommst du? Unser Flieger hebt gleich ab.«
    Lächelnd kletterte ich über die Rückenlehne des Sitzes. Dann setzten wir uns nebeneinander auf den Fußboden hinten im Bus, und an diesem Tag reisten wir nach Mexiko.
    Keine Ahnung, ob er wusste, wie wichtig dieser Moment für mich war. Wie sehr er mich vor mir selbst gerettet hat, vor der absoluten Verzweiflung. Vielleicht wusste er es und beabsichtigte genau das. Aber er war wie ein Engel, der mit seinem Bücherbus genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben gekommen war und mich aus einem scheußlichen Ort in ein fernes Land entführte.
    Leider konnten wir nicht so lange in Mexiko bleiben, wie wir gehofft hatten. Wir checkten in ein Hotel ein, Doppelbett, stellten unsere Taschen ab und gingen direkt zum Strand. Ich kaufte mir bei einem Händler am Strand einen Bikini, Marcus bestellte einen Cocktail und wollte gerade alleine mit dem Jet-Ski losfahren – ich weigerte mich, einen Neoprenanzug anzuziehen –, als jemand an den Bus klopfte und eine ältere Frau auftauchte, die nach einem netten Unterhaltungsroman suchte. Also standen wir auf, und ich sah mir die Regale an, während Marcus den Gastgeber spielte. Als ich auf ein Buch über

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