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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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kuschelte ich mich in den Ledersessel und freute mich darauf, in die Erinnerungen eines anderen Menschen einzutauchen. Doch gerade als ich das Album aufschlug, klingelte es lang und schrill an der Tür, was die Stille so unerwartet durchbrach, dass ich heftig zusammenzuckte.
    Ich lauschte. Vielleicht kam Rosaleen ja gleich über die Straße zurückgesprintet, das Kleid bis zu den Oberschenkeln gerafft, die Kniesehnen so angespannt, dass Jimi Hendrix darauf hätte Gitarre spielen können. Aber nichts dergleichen geschah, nichts rührte sich. Auch von Mum hörte ich keinen Mucks. Dann klingelte es wieder. Widerwillig legte ich das Fotoalbum auf den Tisch, aber als ich zur Tür ging, fühlte ich mich schon ein bisschen mehr, als wäre ich hier zu Hause.
    Durch das Buntglasfenster an der Tür konnte ich nur erkennen, dass ein Mann davorstand. Als ich aufmachte, sah ich, dass es ein junger und ausgesprochen attraktiver Mann war. Schätzungsweise Anfang zwanzig, dunkelbraune Haare, vorn hochgegelt. Auch der Kragen seines Polohemds war hochgeklappt. Vielleicht ein Rugby-Typ? Er musterte mich von oben bis unten und grinste.
    »Hi«, sagte er dann und entblößte makellos weiße, gerade Zähne. Er war unrasiert und hatte strahlendblaue Augen. In der Hand hielt er ein Klemmbrett mit einem Zettel.
    »Hi«, antwortete ich und lehnte mich lässig an die Tür.
    »Sir Ignatius?«, fragte er.
    »Nein, keineswegs«, antwortete ich mit einem Lächeln.
    »Gibt es denn einen Sir Ignatius Power im Haus?«
    »Nein, momentan nicht. Er ist mit Lord Casper auf der Fuchsjagd.«
    Seine Augen wurden schmal und musterten mich argwöhnisch. »Wann kommt er denn zurück?«
    »Wahrscheinlich erst, wenn er den Fuchs gefangen hat.«
    »Hmm …« Er nickte langsam und sah sich um. »Sind die Füchse in der Gegend sehr flink?«
    »Du bist offensichtlich nicht von hier. Denn hier weiß jeder Bescheid über die Füchse.«
    »Hmm. Stimmt, ich bin nicht von hier.«
    Ich biss mir auf die Lippen und unterdrückte das Lächeln.
    »Dann kann es also etwas länger dauern?«, erkundigte er sich. Vermutlich hatte er inzwischen längst durchschaut, dass ich ihn auf den Arm nehmen wollte.
    »Sehr viel länger.«
    »Verstehe.«
    Er stützte sich am Pfosten der Veranda ab und sah mich an.
    »Was denn?«, fragte ich abwehrend und hatte das Gefühl, unter seinem Blick dahinzuschmelzen.
    »Im Ernst.«
    »Im Ernst was?«
    »Wohnt er irgendwo in der Nähe?«
    »Definitiv nicht hinter diesem Tor.«
    »Wer bist du dann?«
    »Man nennt mich Goodwin.«
    »Ohne Zweifel ein passender Name, aber wie heißt du mit Nachnamen?«
    Ich versuchte, nicht zu lachen, aber es klappte nicht.
    »Das war blöd, ich weiß, tut mir leid«, entschuldigte er sich großherzig, blickte etwas verwirrt auf sein Klemmbrett und kratzte sich am Kopf, so dass seine Haare noch etwas zerzauster wurden.
    Ich spähte über seine Schulter und erspähte einen weißen Bus mit der Aufschrift »The Travelling Library« an der Seite. Die mobile Bibliothek.
    Schließlich blickte er wieder auf. »Na gut, anscheinend hab ich mich verfahren. Auf meiner Liste gibt es keinen Goodwin.«
    »Oh, klar, es wäre sowieso ein anderer Name.« Der Mädchenname meiner Mutter war Byrne, also musste das auch Arthurs Nachname sein und somit der Name, unter dem dieses Haus aufgeführt sein würde. Arthur und Rosaleen Byrne. Jennifer Byrne – das klang irgendwie nicht richtig. Meinem Gefühl nach hätte meine Mutter schon immer eine Goodwin sein sollen.
    »Dann muss das wohl die Kilsaney-Residenz sein?«, fragte der junge Mann hoffnungsvoll und sah von seiner Liste auf.
    »Ah, die Kilsaneys«, sagte ich, und er warf mir einen erleichterten Blick zu. »Die haben das nächste Haus links, einfach zwischen den Bäumen durch«, grinste ich.
    »Super, danke. Ich war noch nie in der Gegend hier und hab schon eine Stunde Verspätung. Wie sind die denn so, die Kilsaneys?« Er zog die Nase kraus. »Meinst du, von denen krieg ich eins drüber?«
    Ich zuckte die Achseln. »Die reden nicht viel. Aber keine Sorge, sie lieben Bücher.«
    »Gut. Soll ich auf dem Rückweg noch mal vorbeikommen, damit du dir die Bücher anschauen kannst?«
    »Na klar, gerne.«
    Als sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, lachte ich mich erst mal schief, dann wartete ich aufgeregt auf die Rückkehr des Büchertypen. In meinem Bauch tanzten Schmetterlinge, umkreisten mein Herz, und ich kam mir vor wie ein Kind beim Versteckspielen. So hatte ich mich seit

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