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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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Flugzeug auftreiben lassen. »Na ja, da können wir natürlich nicht ganz mithalten …«
    »Nein, nein, so hab ich das nicht gemeint, ich hab dir die Geschichte nicht deshalb erzählt. Es war bloß … ach, spielt keine Rolle, Rosaleen«, sagte ich schnell. »Ich geh jetzt mal lieber.« Behutsam drängte ich mich an ihr vorbei zur Tür. »Aber trotzdem danke«, fügte ich noch hinzu. Das Letzte, was ich sah, ehe ich die Tür zumachte, war ihr besorgter Blick. Vielleicht hatte sie jetzt Angst, etwas Falsches gesagt zu haben. Oder dass sie mir nicht genug zu bieten hatte. Dabei hatte ich inzwischen begriffen, dass mein altes Leben mir weit mehr versprochen hatte, als es im Endeffekt halten konnte. Niemand würde mir die Sterne vom Himmel herunterholen. Ich war nur leider dumm genug gewesen, das zu glauben. Ich hatte gedacht, zu viel zu haben wäre in jedem Fall besser als zu wenig. Aber jetzt denke ich, man sollte lieber das nehmen, was einem zusteht, und den Rest zurückgeben, statt alles einzuheimsen, was man gar nicht verdient hat. Jetzt würde ich mich jederzeit für Rosaleens und Arthurs einfaches Leben entscheiden. Auf diese Art muss man wenigstens die Dinge, die man liebt, nicht irgendwann wieder hergeben.
    Als ich den Gartenweg hinuntertrabte, kam mir der Postbote entgegen. Ich freute mich, mal einen anderen Menschen zu sehen, und begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
    »Hi«, sagte ich, blieb stehen und versperrte ihm den Weg.
    »Hallo, Miss.« Er tippte sich grüßend an die Mütze, was ich sehr altmodisch und süß fand.
    »Ich bin Tamara.« Ich streckte ihm die Hand hin.
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Tamara.« Weil er dachte, ich wollte die Post entgegennehmen, drückte er mir ein paar Umschläge in die Hand.
    In diesem Moment hörte ich die Tür hinter mir aufgehen, und Rosaleen stürzte heraus.
    »Morgen, Jack«, rief sie und eilte den Weg herunter. »Das nehme ich«, fügte sie, an mich gewandt, hinzu, und hatte mir auch schon die Umschläge aus der Hand gerissen. »Danke, Jack.« Sie musterte ihn mit strengem Blick, während sie die Post wie eine Känguru-Mama in ihre Schürzentasche stopfte.
    »Alles klar.« Der Postbote senkte den Kopf, als hätte sie ihn ausgeschimpft. »Und die sind für drüben«, fügte er hinzu, gab ihr rasch noch ein paar Briefe, machte dann kehrt, schwang sich auf sein Fahrrad und radelte davon.
    »Ich wollte die Post nicht auffressen«, sagte ich ein bisschen verdutzt zu Rosaleens Rücken.
    Sie lachte und verschwand im Haus, während ich dastand und mich wunderte.
    Schließlich machte ich mich aber doch auf den Weg zu der Stelle, an der ich mit dem Tagebuchschreiben beginnen konnte – zum Schloss. Durch die Gummisohlen meiner Flipflops spürte ich die Hitze der Straße, und als die Bäume sich vor dem Schloss teilten wie ein Theatervorhang, lächelte ich unwillkürlich.
    »Hallo, hier bin ich wieder«, begrüßte ich das Schloss.
    Ehrfürchtig wanderte ich durch die Räume. Ich konnte nicht glauben, dass ein Feuer für diese ganze Zerstörung verantwortlich war. Es gab keinerlei Hinweis darauf, dass in den letzten hundert Jahren jemand hier gelebt hatte. An den Wänden waren keine Kamine, keine Fliesen, keine Tapeten. Es gab nur Steine, Unkraut und eine Treppe, die in ein Obergeschoss führte, das nicht mehr existierte, in den Himmel hinein, fast so, als könnte man mit einem großen Sprung auf einer Wolke landen. Eine Himmelsleiter.
    Ich setzte mich auf eine der untersten Stufen und nahm das Tagebuch auf den Schoß. Dann drehte ich den schweren Stift, den ich von Arthurs Schreibtisch geklaut hatte, eine Weile in der Hand herum, starrte auf das geschlossene Buch und versuchte, mir etwas zum Schreiben einfallen zu lassen. Mir lag daran, dass die ersten Worte etwas zu bedeuten hatten, ich wollte keinen Fehler machen. Schließlich fiel mir ein Anfang ein, und ich schlug das Buch auf.
    Doch dann fiel mir fast die Kinnlade herunter. Die erste Seite war schon voll, alle Zeilen säuberlich beschrieben … in meiner eigenen Handschrift!
    Erschrocken sprang ich auf, das Tagebuch glitt von meinem Schoß, knallte auf die Treppe und landete polternd auf dem Boden. Mit klopfendem Herzen blickte ich mich um, ob sich irgendjemand einen gemeinen Scherz mit mir erlaubte. Die bröckelnden Wände glotzten mich an, und auf einmal war ich umgeben von Bewegungen und Geräuschen, die ich vorher überhaupt nicht bemerkt hatte. Gras und Blätter raschelten, Steine verrutschten,

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