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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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sie zu aufgeregt. Also irgendwas, wo wir nicht so oft sind. Paris. Das ist nah genug. Und interessant für alle: Mum kann shoppen, Dad kann hinter ihr herlaufen und heimlich die Sachen für sie kaufen, die ihr gefallen, die sie sich aber selbst nicht leisten will, weil sie ihrer Meinung nach zu teuer sind. Und ich? Was soll ich in Paris? Oh, jetzt versteh ich. Ah! Eurodisney. Cool.
    »Dreimal darfst du raten!« Mum quietschte beinahe vor Aufregung.
    »O nein, unmöglich, Mum. Wie soll ich das erraten?«, sagte ich dann und strengte mich an, verwirrt auszusehen und so, als würde ich mir den Kopf zerbrechen. »Okay.« Ich nagte an der Unterlippe. »Ein Wochenende bei Tante Rosaleen und Onkel Arthur?« Ich hatte ziemlich schnell herausgefunden, dass Eltern die bevorstehende Freuden- und Ehrfurchtsreaktion ihres Sprösslings noch mehr genießen können, wenn man klein anfängt. Also riet ich noch zwei weitere eher miese Orte und sah zu, wie Mum vor Aufregung fast platzte. Die Gute.
    »Wir fahren nach Eurodisney! Nach Paris!«, rief Mum schließlich, hüpfte in heller Aufregung auf und ab, und Dad steckte die Nase in die Broschüre, um mir zu zeigen, wo wir wohnen würden. Aktivitäten, Sehenswürdigkeiten, Einkaufsmöglichkeiten. Schau dir dies mal an, blätter das mal durch, sieh nur. Dinge, Dinge, Dinge.
    Ganz gleich, für wie schlau und großzügig Eltern sich halten, ihre Kinder sind ihnen immer einen Schritt voraus.
    Um auf den Punkt zurückzukommen – eines Abends machte ich, bevor sie ausgingen, ein Mordstheater. Ich schmiss ihnen Beleidigungen an den Kopf, nicht so sehr, damit sie ein schlechtes Gewissen bekamen, sondern weil ich es zu diesem Zeitpunkt genau so meinte. Aber sie gingen trotzdem. Anscheinend fühlten sie sich aber doch schuldig, weil sie mich allein gelassen hatten, denn ich bekam wegen der ganzen fiesen Dinge, die ich von mir gegeben hatte, keinerlei Ärger. Irgendwann lernte ich dann, dass sich meine Eltern von mir nicht daran hindern ließen wegzugehen, egal, was ich sagte. Also tat ich so, als wollte ich sie loswerden – ich wehrte sie lieber ab, statt traurig zu werden und mich vor Mae schämen zu müssen. So hatte ich wenigstens alles unter Kontrolle.
    In den Wochen vor seinem Tod benahm Dad sich seltsam. Vielleicht auch schon länger, das weiß ich nicht so genau. Ich sprach mit niemandem darüber, für solche Fälle gibt es vermutlich Tagebücher. Jedenfalls hatte ich ein ungutes Gefühl, konnte es aber nicht richtig auf den Punkt bringen. Am wahrscheinlichsten erschien mir, dass er vorhatte, uns zu verlassen. Er war ungewöhnlich nett. Wie gesagt, zu Mum war er sowieso immer nett und normalerweise auch zu mir, zumindest wenn ich nett zu ihm war. Aber die Nettigkeit, die er in dieser Zeit an den Tag legte, war wie ein langes, ausgedehntes Winken an der Tür, nachdem man sich voneinander verabschiedet hat. Ein sehr ausführlicher und sehr netter letzter Eindruck. Langer Abschied, endgültig tot. Ich spürte, dass etwas passieren würde. Entweder gingen wir weg oder er.
    Wenn mich Leute nach Dads Tod fragten, ob mir an ihm in der letzten Zeit etwas aufgefallen war, setzte ich das gleiche unschuldige und verwirrte Gesicht auf wie Mum. »Nein, nein, ich hab nichts gemerkt, ich hatte keine Ahnung, dass irgendwas nicht stimmte.« Na ja, was hätte ich auch sagen sollen? Dass Dad die ganze Woche vor seinem Tod an der Tür stand und uns zum Abschied zuwinkte, obwohl wir uns längst außer Sichtweite befanden?
    Ich spürte, dass etwas im Busch war, und tat, was ich immer tat: Ich stieß ihn weg. Ich war noch zickiger als sonst, ich rauchte im Haus, kam betrunken heim, lauter solches Zeug. Unsere Auseinandersetzungen waren fieser, meine Antworten frecher und verletzender. Scheußlich. Ich tat, was ich schon als Kind getan hatte, wenn ich nicht wollte, dass meine Eltern weggingen. Ich sagte ihm, er solle sich verpissen. Ich hasse Dad, weil er sich ausgerechnet diesen Zeitpunkt ausgesucht hat. Jeder andere Abend, und ich hätte einfach um ihn trauern können. Jetzt trauere ich und hasse mich, und diese Mischung ist schwer zu ertragen. Hätte er nicht wenigstens daran denken können, wie ich mich fühlen würde, nachdem unser letztes Gespräch so verlaufen war? Ich habe mich auf die gemeinste Art und Weise von ihm verabschiedet, und er hätte nicht schlimmer darauf reagieren können. Vielleicht war es nicht allein meine Schuld, aber mein Verhalten hat ganz sicher nicht geholfen.
    Ich weiß nicht,

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