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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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geprügelter Hund. Meine Gedanken überschlugen sich. Perry hatte eine Dummheit begangen, so viel stand fest, aber ich würde ihn deshalb nicht den Polizisten aushändigen. Sie würden nur ihre Zeit verschwenden und sich auf ihn statt auf den wahren Mörder konzentrieren.
    Perry hatte nichts damit zu tun. Natürlich nicht, wiederholte ich stumm. Ich sah mich nach ihm um. Er schlurfte durch die Dunkelheit.
    Er kann es nicht getan haben.
    Am nächsten Morgen klingelte das Telefon zu einer höchst unchristlichen Zeit. Verschlafen hob ich ab: »Hallo?«
    »Clare, hier ist Harry Spellman.«
    Ich richtete mich auf. Hatte ich das Treffen verschlafen? Ich hatte die halbe Nacht wach gelegen und mir Sorgen gemacht. Ein Blick auf den Wecker beruhigte mich, es war erst acht Uhr. »Guten Morgen, Mr Spellman.«
    »Ich wollte mich bedanken, dass du heute in mein Büro kommst und dich mit Justin und Gabriel Toscano triffst. Und ich wollte mich entschuldigen, dass ich nicht dabei sein werde.«
    »Kein Problem. Sie haben bestimmt viel zu tun.«
    »Das ist nicht der Grund, Clare. Ich werde mit diesem Teil der Ermittlungen gar nichts zu tun haben. Justin wird mich vertreten. Und Kommissar Toscanos Sohn Gabriel wird ihn vertreten. Ihr drei müsst in dieser Sache zusammenarbeiten.«
    Mr Spellman war ein netter Mann. Justins Eltern hatten sich scheinbar nie an meinen … Eigenheiten gestört. Sie glaubten sogar daran. Ich fragte mich, ob sich das geändert hatte. »Glauben Sie nicht an meine Fähigkeiten?«
    »Natürlich tue ich das. Schon immer.« Er machte eine Pause und seufzte. »Ich will ehrlich sein, Clare. Das ist der erste Mord in Eastport seit vielen Jahren. Die Bewohner sind in Panik. Sie wollen sicher sein, dass die Polizei ihre Arbeit macht – aber doch keine Teenager und auch nicht unsere ortseigene übernatürlich begabte ›Hellseherin‹. Du weißt, dass ich dich und deine Familie respektiere und bewundere, aber wenn ich wieder gewählt werden will, muss ich mich aus allen … fragwürdigen Konstellationen heraushalten.«
    Was er sagte, war logisch. »Ich verstehe.«
    »Das Gleiche gilt für Kommissar Toscano. Er hat mit den offiziellen Ermittlungen genug zu tun und glaubt nicht so richtig an diese Sache. Er gestattet seinem Sohn die Zusammenarbeit mit dir nur, um mir einen Gefallen zu tun.«
    »Okay.«
    »Noch mal, es tut mir leid. Aber ich bin sicher, dass du gut mit Justin und Gabriel zusammenarbeiten wirst. Ich glaube wirklich, dass du uns hier helfen kannst, Clare. Und ich weiß es zu schätzen, dass du dich darauf einlässt.«
    Ich traf pünktlich im Büro des Bürgermeisters ein. Von Mr Spellman war keine Spur, wie angekündigt. Nur Justin und Gabriel warteten auf mich. Zuerst fiel mir eine Plastiktüte auf dem Schreibtisch auf. Dann betrachtete ich Justin und Gabriel. Die beiden nebeneinander stehen zu sehen wirkte deutlich stärker als meine morgendliche Cola light. Das waren vielleicht zwei hübsche Kerle! Unglücklicherweise war einer der beiden ein Vollidiot.
    »Justin. Gabriel. Guten Morgen.«
    Gabriel schien verwirrt. »Clare? Was machst du denn hier?«
    Jetzt war es an Justin, verwirrt zu sein. »Ihr beide kennt euch?«
    »Warte«, sagte Gabriel und fasste sich an die Stirn. »Clarity Fern. Clare? Clare ist Clarity Fern?«
    Ich lächelte tapfer weiter, auch wenn mir nicht mehr danach zumute war. »Ja. Wir sind ein und dieselbe Person. Warum?«
    »Du bist die Verrückte?«, fragte Gabriel.
    Mir blieb die Luft weg. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand in die Magengrube geschlagen. Sie hatten ihn bereits erwischt. Er hatte die Schule noch nicht einmal betreten und wusste trotzdem schon, dass ich ein Freak war.
    Dabei hatte es zwischen uns so gut angefangen! Er war der erste Junge seit Justin, über den ich mir »solche« Gedanken machte. Ich hatte mich gleich zu ihm hingezogen gefühlt und er hatte seinerseits mit mir geflirtet. Ich hatte mir Hoffnungen gemacht und jetzt war alles vorbei.
    Er war genau wie die anderen.
    Panisch suchte ich nach einer möglichst schnippischen Antwort, nach einer Beleidigung, die ich ihm entgegenschleudern könnte – das war die Methode des Selbstschutzes, die ich in der Schule so oft einstudiert hatte. Aber mir fiel nichts ein.
    Justin legte Gabriel warnend die Hand auf die Schulter. »Sei bloß vorsichtig, Neuling.«
    »Justin, könnte ich dich für einen Augenblick allein sprechen?« Meine Stimme klang jung und verletzlich und ich hasste es.
    »Ich warte draußen.« Gabriel

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