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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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Interessantes, nur verschwommene Bilder von Leuten, die profanen Alltagstätigkeiten nachgingen. Ich ging ins Zimmer zurück und setzte mich auf die Bettkante. Sofort war es, als sähe ich einen Pornokanal und hätte schlechten Empfang. Bilder aller Arten von Sex blitzten vor mir auf, die meisten waren undeutlich. Mir wurde heiß und meine Wangen röteten sich. Ich stand schnell auf, froh darüber, dass Gabriel meine plötzliche Scham nicht bemerkte.
    Wenn ich mit Gegenständen zu tun hatte, die von vielen Menschen berührt wurden, konnten die verschiedenen Visionen in Konkurrenz zueinander stehen und sich zu einem chaotischen Ganzen vermischen. Ich hoffte, etwas über Victoria zu erfahren, weil sie die letzte Mieterin dieses Zimmers gewesen war und musste dafür etwas finden, das die Spuren ihrer Berührung noch an sich trug.
    Ich suchte die Fernbedienung und entdeckte sie schließlich auf dem Fernseher. Ich nahm sie, schloss die Augen und konzentrierte mich. Ich sah nichts, spürte aber eine überwältigende Frustration.
    »Hat dir die Fernbedienung etwas gezeigt?«, fragte Gabriel. Das mit dem Stillsein klappte ja gut.
    »Überhaupt nichts.«
    »Das ist gut, sie hat sie nämlich nicht benutzt. Der Fernseher ist kaputt. Sie hat sich darüber an der Rezeption beschwert – in der Nacht, in der sie ermordet wurde.«
    Das könnte den großen Ärger erklären, den ich beim Berühren der Fernbedienung gespürt hatte. »Schade«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Hätte der Fernseher funktioniert, wäre sie vielleicht hier geblieben und hätte Saturday Night Live angesehen. Und wäre nicht ins Yummy’s gegangen. Und nicht gestorben.«
    Er zuckte die Schultern. »Wir können nicht in die Zukunft sehen.«
    »Da hast du recht.«
    »Warte mal, du behauptest, übernatürlich begabt zu sein, glaubst aber nicht, dass manche Menschen in die Zukunft sehen können?«
    »Genau.« Ich ging zur Kommode und befühlte jeden einzelnen Schubladengriff.
    »Warum nicht?«
    »Ich bin noch nie jemandem begegnet, der es konnte. Und glaub mir: Wenn es eine solche Person gäbe, hätte ich angesichts der vielen Freaks in der Stadt, aus der meine Eltern kommen, bestimmt längst von ihr erfahren.«
    »Was ist mit dieser Neuen, Madame Maslov, die hierher gezogen ist?«
    »Eine Trickbetrügerin«, sagte ich.
    Er lachte. »Das sagt die Richtige.«
    »Ich bin keine Betrügerin!« Ich war es wirklich leid, mich gegenüber diesem Idioten rechtfertigen zu müssen. »Kannst du bitte die Klappe halten, damit ich mich konzentrieren kann?«
    Er grinste, gehorchte aber.
    Noch zwanzig Minuten lang untersuchte ich das Zimmer, fand aber nichts Konkretes. Ich brauchte einen Gegenstand, den Victoria Happel berührt hatte und der zuvor nicht schon von Hunderten anderer Menschen berührt worden war. Aber diese Stelle zu finden konnte den ganzen Tag dauern.
    »Können wir gehen?«, fragte Gabriel hoffnungsvoll.
    Ich hatte eine Idee. »Hast du Fotos vom Tatort?«
    »Ja, klar, die trage ich immer in meiner Tasche mit mir herum.«
    Ich stöhnte genervt. So ein Klugscheißer. »Es wurden Fotos gemacht, oder?«
    »Ja. Warum willst du die Fotos sehen?«
    »Ich muss wissen, in welcher Position ihre Leiche gefunden wurde.«
    Er stand auf und sah zum Bett. »Ich kenne die Fotos und erinnere mich. Sie lag auf dem Bett.«
    Ich stockte. »Ich muss das nachstellen.«
    »Wie bitte?«
    Ich legte mich aufs Bett. Die Bettwäsche war entfernt worden – bestimmt zur Sicherung der Blutspuren. Ich lag auf der Matratze und starrte an die Decke, die Victoria Happel wahrscheinlich vor drei Tagen auch angestarrt hatte.
    »Leg mich so hin, wie sie gefunden wurde. So exakt wie möglich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch krank.«
    »Hilf mir einfach, dann bist du mich für heute los.«
    »Ich verstehe nicht, was das bringen soll. Langsam glaube ich, du verschwendest nur meine Zeit.«
    Ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Etwas stimmte hier nicht. Ich entdeckte einen kleinen kreisrunden dunklen Fleck an der weißen Decke. Ich kniff die Augen zusammen. »Was ist das?«, fragte ich mehr mich selbst als Gabriel.
    »Was denn?« Gabriel folgte meinem Blick. »Ich sehe nichts.«
    Ich stellte mich auf Zehenspitzen auf die Matratze. Jetzt war ich nur noch ein paar Zentimeter entfernt und konnte genau erkennen, was es war. Ich steckte einen Finger hinein.
    »Da ist ein Loch in der Decke«, stellte ich fest.
    Gabriel sprang aufs Bett und untersuchte die Öffnung. »Das wurde eindeutig absichtlich

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