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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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Lippen herum und schien zu überlegen, wie viel sie preisgeben wollte. »Ich bin hier, weil ich wissen will, ob sie mich hasst.«
    Bei den Worten »vor Kurzem eine Freundin verloren« bekam ich Gänsehaut an den Armen.
    »Ihr hattet Streit«, sagte Mom.
    Joni sah sie an. »Woher wissen Sie das?« Sie wurde rot. »Oh, übersinnliche Fähigkeiten, klar. Tut mir leid. Ich … habe wohl nicht wirklich an das hier geglaubt.«
    »Warum bist du dann gekommen?«, fragte ich.
    Sie zuckte die Schultern. »Wegen der kleinen Chance, dass ihr wirklich solche Kräfte habt, glaube ich. Und wenn nicht, hilft Reden vielleicht auch.«
    Das verstand ich. »Ich muss einen Gegenstand berühren, damit es funktioniert.«
    Sie nickte heftig, zog etwas aus der Tasche und reichte es mir. Ich hielt es in den Schein der Kerze. Es war eine Halskette mit Anhänger – ein halbiertes Herz mit einer Inschrift, die Beste Freunde hieße, wenn man sie mit ihrem Gegenstück zusammenfügte. Und das hing an Jonis Hals.
    Ich nahm den Anhänger in die Hand und öffnete meinen Geist für die Gefühle und Schwingungen, die von ihm ausgingen. Die jüngsten waren Trauer und Wut.
    »Du hast deine Freundin hintergangen«, sagte ich und öffnete die Augen. »Und jetzt ist sie tot.«
    Eine einzelne Träne rann Jonis Wange hinunter. »Es ist meine Schuld. Vicki ist wegen mir gestorben.«
    Vicki.
    Mom und ich tauschten einen Blick aus, der sagte: »Genau, diese Vicki.« Mein Herz raste. Das Mädchen könnte uns all die Antworten geben, nach denen wir suchten.
    »Ich verstehe nicht, wieso es dein Fehler sein sollte«, sagte ich zu Joni.
    Sie stieß hervor: »Ohne mich wäre sie gar nicht erst hergekommen. Sie … ist geflohen oder so. Ich glaube, sie kam hierher, um alles hinter sich zu lassen. Um mich hinter sich zu lassen und das, was ich getan habe.« Schluchzend fuhr sie fort: »Wenn all das nicht passiert wäre … wenn ich eine gute Freundin gewesen wäre … wäre sie noch am Leben.«
    »Erzähle es uns von Anfang an.« Ich strich wieder über den Anhänger und empfing einen Namen. »Fang am besten mit … Joel an.«
    Jetzt las ich Angst in Jonis Augen. »Weißt du das von der Kette?«
    Langsam nickte ich.
    Joni ließ sich tiefer in den Stuhl sinken. »Joel war Vickis Freund. Wir sind alle zusammen zur Schule gegangen und haben dieses Jahr unseren Abschluss gemacht. Aber er … hat sie betrogen. Mit mir.«
    Ein Klassiker. Wofür sind beste Freunde sonst da? Immerhin verstand ich jetzt die Vision, die ich beim Halten von Victorias Telefon gehabt hatte. Ich erinnerte mich an die wütenden Sätze, die Victoria gesagt hatte: Nun, offensichtlich will er dich nicht mehr . Er will mich .
    »Ich hatte ein schlechtes Gewissen«, fuhr Joni fort. »Ich drohte ihm damit, Vicki alles zu erzählen.«
    Sie hielt inne und Mom sprach aus, was Joni nicht sagen wollte: »Er wurde gewalttätig.«
    Joni nickte. »Er drückte mich an die Wand. Quetschte meinen Arm. Und befahl mir, nichts zu sagen. In Wahrheit hatte ich nie vor, Vicki davon zu erzählen. Ich wollte sie nicht verletzen oder als Freundin verlieren.«
    »Warum hast du dann damit gedroht, es auszuplaudern?«
    »Um ihm Angst einzujagen. Vielleicht hätte er es ihr ja selbst erzählt oder einfach nur mit ihr Schluss gemacht.«
    »Du wolltest, dass sie es erfährt, hattest aber nicht den Mumm, es ihr selbst zu sagen«, stellte ich fest.
    Mom stieß mich unter dem Tisch an, und ich wusste, dass ich eine Grenze erreicht hatte. Wir wollten unsere Klienten nie verletzen, auch wenn sie noch so verabscheuungswürdig schienen.
    »Du hast recht«, sagte Joni. »Sie war die beste Freundin, die ich je hatte – und dann tat ich ihr so etwas an. Sie hatte Besseres verdient als mich und Joel.« Sie barg ihr Gesicht in den Händen und wurde von Tränen geschüttelt.
    »Aber dann hast du Mut gefasst und es ihr doch erzählt«, spekulierte Mom.
    Joni zog die Nase hoch und sah uns an. »Zu diesem Zeitpunkt wollte ich, dass Joel aus ihrem Leben verschwindet. Er war mir gegenüber grob – wer weiß, was er ihr angetan hätte, wenn sie mit ihm Schluss gemacht hätte.«
    Meine Gedanken rasten. Vielleicht hatte Joel Victoria in jener Nacht mit Perry gesehen und sie aus Eifersucht getötet. Plötzlich war ich erleichtert. Weil Perry kein Mörder war und weil Joel meinen Bruder nicht auch noch getötet hatte.
    Ein paar Sekunden herrschte Stille. Dann fuhr Joni fort: »Ich wollte, dass sie Schluss machten. Vicki wusste schon, dass Joel sie

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