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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Alleingänge! Mensch, verdammt, Sara, mach ja keinen Scheiß. Ruf an, hörst du!
     
    Sie hielt das Telefon etwas von ihrem Ohr weg, als die Menüführung die verschiedenen Optionen herunterleierte. Er hatte sie im Auge behalten – dachte er zumindest. Wen hatte er wirklich beobachtet? Valeska? Hatte sie das Handy gefunden? Hatte sie gesehen, wie es zu Boden gefallen war, als Carlo ihre Manteltasche aufgerissen hatte? Sie konnte es nur da verloren haben, Sara erinnerte sich an das Ratschen des Stoffes, gefolgt von einem Klackern. Westendstraße. Valeska wohnte dort. Es wäre mehr als wahrscheinlich. Sie war am Fundort gewesen, und jetzt befand sich das Handy in Valeskas Wohnung oder zumindest in unmittelbarer Nähe davon. Sie presste das Telefon wieder an ihr Ohr.
     
    Sara, was machst du? Wir sind in sieben Minuten hier verabredet, und du bewegst dich stadtauswärts? Wie bist du unterwegs? Auto? Tram? Wo fährst du hin? Warum rufst du nicht an? Ich bin im Café am Rathaus, nein, warte, ich setze mich jetzt in ein Taxi und folge dir. Da stimmt doch was nicht.
     
    Sie wählte Nachricht wiederholen und hörte sie sich ein zweites Mal an. Das durfte nicht wahr sein. Michael fuhr Valeska hinterher, und sie saß hier und wartete auf ihn. Und jetzt?
    Die Wunde an ihrer Taille fing an zu pochen. Sie presste ihre Hand darauf, als könnte sie den Schmerz dadurch wegdrücken. Er blieb. Es war nur eine Fleischwunde, schmerzhaft, aber nicht gefährlich hatte der Polizeibeamte gesagt, trotzdem hatte er ihr nahegelegt, zum Arzt zu gehen und dabei auch gleich ihren Impfschutz überprüfen zu lassen. Sie wählte Michaels Nummer, doch sie wusste, dass sie besetzt sein würde. Natürlich. Er saß mit dem Handy im Schoß im Taxi, eingeloggt in den Handytracker und verfolgte den Aufenthaltsort von wem auch immer. Wenn es Valeska war, würde er denken, sie hätte ihr etwas angetan. Er hielt sie für die Mörderin von Grossman. Weil Sara die Schlange gefunden hatte. Er würde die Polizei einschalten, Valeska in größte Schwierigkeiten bringen. Sie würde im Gefängnis landen. Unschuldig. Wie Tini. Und sie hatten keine Beweise für das Gegenteil, abgesehen von einem namenlosen Zeugen, der niemals vor Gericht aussagen würde …
    Sie hätte ihm auf die Mailbox sprechen müssen, obwohl sie dachte, die Geschehnisse wären für eine Sprachnachricht zu komplex. Großer Fehler! Sie drückte auf Nachricht schreiben : Du verfolgst die Falsche! Habe Jonas’ Handy verloren. Ruf mich bitte sofort auf dieser Nummer an. Sara
    Sie schickte die SMS an Michaels Nummer und zog ihren zerrissenen Mantel an. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Überstürzt verließ sie das Café, verfolgt von dem giftigen Blick des Obers.

79
    Der Klingelton schreckte ihn aus seinen Gedanken. Er sah auf das Display des Handys und spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.
    Du bist darauf hereingefallen! Du denkst, Sara hätte dir geantwortet.
    Er öffnete die Mitteilung und las:
     
    Nicht KulturLaden. Da sind vllt bullen. Bin in schrebergartenanlage am hirschgarten, parz. 45, vom hauptweg 2. seitenweg rechts 4. haus.
     
    Wie leicht es ihm die neuen Technologien machten. Er grinste vor sich hin. Wenn Lydia wüsste, dass sie sich ihm gerade ans Messer geliefert hatte … Wie schnell sich das Rad doch drehen konnte, jetzt war er wieder am Zug.
    Ja, Lydia, so ist das. Du fühlst dich so sicher in deinem Versteck und weißt nicht, dass ich es bereits kenne. So wie du dich sicher gefühlt hast als Valeska und nicht wusstest, dass ich dich über Wochen beobachtet habe. Du dachtest, du hättest die Kontrolle über Frauenwehr, und hast nicht gemerkt, dass du deinen ärgsten Feind eingelassen hast. Du selbst hast mich in den Mitgliederbereich des Forums eingeladen, nichtsahnend, wer hinter dem Namen Carla stand. Du hast meine falschen Angaben einfach geschluckt. Du denkst, du kannst dich unsichtbar machen, doch ich sehe dich hinter all deinen Verkleidungen und Tarnnamen. Ich sehe dich, weil ich dein Schicksal bin. Davor kannst du dich nicht verstecken, das solltest du inzwischen wissen.
    Er blinkte und bog rechts ab. Bis zum Hirschgarten waren es von hier keine fünf Minuten. Er hatte schon wieder Glück.

80
    Der Rucksack ging immer noch nicht zu. Lydia hob ihn hoch und leerte ihn in dem kleinen Wohnraum der Schreberlaube auf den gemusterten Teppich aus. Einige Gegenstände kullerten über den Boden und verschwanden unter der Eckbank.
    »Mann!« Ungehalten kroch sie unter Tisch

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