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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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gegeben.« Sara schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit.
    »Mach mal langsam! Woher solltest du denn wissen, was wirklich gespielt wurde? Und was bringt es ihm, ihr diese Morde anzuhängen? Er geht doch ein irres Risiko ein. DNA am Tatort, zufällige Zeugen, was weiß ich noch alles.«
    Sara ignorierte seinen Einwurf. Ihre Finger bewegten sich immer schneller. »Er hängt ihr die Morde an, räumt sie aus dem Weg und tarnt es als Selbstmord. Deshalb hat er auch das Poster im KulturLaden aufgehängt. Wahrscheinlich wollte er sie an dem Abend töten.«
    Sie hielt die fertige Figur kurz in ihren Händen, betrachtete sie, als wisse sie nicht, was sie damit machen sollte, und legte sie dann neben die andere.
    »Michael hat gleich gerätselt, ob sie das nicht selbst war. Praktisch für die Polizei inszeniert! Als Hinweis auf ihre gespaltene Persönlichkeit oder als Schuldeingeständnis. Sie pinnt ein Poster von ihrem alten Ich, Lydia Schwartz an die Tür und schreibt groß Luder drüber. Kurz darauf bringt sie sich um, weil sie mit ihren Schuldgefühlen nicht mehr leben kann. Die Schlange ist in ihrer Wohnung. Stellt da noch jemand Fragen?« Sie griff nach dem nächsten Notizzettel. »Würde mich nicht wundern, wenn plötzlich noch ein Abschiedsbrief aus dem Nichts auftaucht …«
    »Deshalb wolltest du also zu dem Schlangentyp«, schlussfolgerte Peter.
    »Genau. Nach dem Überfall und Valeskas … Lydias Auftauchen hatte ich diesen Verdacht, den nur er bestätigen konnte.«
    Peters Gesicht bekam wieder einen besorgten Zug. »Warum hast du mich nach dem Überfall nicht angerufen?«
    »Ich hab dabei doch mein Handy verloren … Falsch. Es war das von Jonas. Meins ist gestern bei dem Zusammenstoß mit dem Typen kaputtgegangen.« Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Zwei Handys in zwei Tagen, ganz schöner Verschleiß.«
    Peter öffnete eine Schublade. »Hier. Nimm das.« Er legte ein silbernes Mobiltelefon und ein Kabel auf den Tresen.
    »Mein Ersatzhandy. Der Akku ist fast leer, aber auf der Prepaidkarte sind noch ein paar Euros drauf. Für Notfälle. Du kannst es mir ja irgendwann zurückgeben.«
    »Danke.« Sie lächelte ihn dankbar an. »Du bist wirklich ein Schatz.«
    Er winkte ab. »Und was machst du in der Opferliste?«
    »Ich bin ihm wahrscheinlich mit meiner Theorie von dem Ablenkungsmanöver auf die Füße gestiegen. Letztlich trifft es das ja. Die Morde waren nichts anderes. Und dann hab ich ihm wohl im KulturLaden dazwischengefunkt, vielleicht wollte er Valeska an dem Abend töten. Vielleicht hatte er aber auch Angst, dass Valeska mir zu viel erzählt hatte und ich eins und eins zusammen zählen würde. Hab ich jetzt ja auch, mein Problem ist nur, dass mein Hauptzeuge ein namenloser Kleinkrimineller ist …«
    Sara zerknüllte den Frosch in ihrer Hand. Die Kanten des Papiers bohrten sich in ihren Ballen. Wo Valeska jetzt wohl war? Und Carlo? Was hatte sie mit ihm gemacht? Ihn zur Polizei gebracht? Oder das Problem auf ihre Art gelöst? Aber was war ihre Art? Sara erinnerte sich an die Pistole in Valeskas Hand und schauderte.

77
    Carlo starrte auf sein Handy, als könnte er dadurch ihre Antwort beschleunigen.
    Eine Stunde noch, Lydia, dann sind wir wieder vereint.
    Schließlich steckte er das Handy in seine Jacke zurück, stand auf, nahm den Computer und knallte ihn gegen die Wand, hob ihn auf und schmiss ihn wieder dagegen, sprang mit aller Kraft auf die Trümmer, riss die Eingeweide aus dem geplatzten Gehäuse und warf sie mit voller Wucht durch den Raum. Zufrieden betrachtete er die Verwüstung und ging zum Schlafzimmer.
    Aus dem Spiegelschrank holte er eine fertig gepackte Reisetasche, dann riss er die oberste Schublade aus den Führungsschienen des Nachtkästchens und leerte sie auf das Bett. Er quetschte drei Uhren und mehrere Schmuckstücke in einen Samtbeutel und verstaute sie in der Tasche. Nach einem letzten Blick durch das Zimmer nahm er die Tasche, ging zur Garderobe, stopfte eine Mütze und eine Jacke hinein und schloss den Reißverschluss. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte den Rauch und beobachtete, wie die Glut hell aufleuchtete und der Tabak knisternd verbrannte.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer und kippte ein Fenster. Dann knüllte er ein paar Papiere zusammen, warf sie locker übereinander in den Papierkorb und stellte ihn unter den Vorhang, so dass dessen Ende hineinhing. Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, betrachtete die Glut und legte sie vorsichtig auf

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