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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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sehe ich die Ähnlichkeiten. Trotz Sonnenbrille.«
    Peter nahm den Vogel in die Hand, knipste ein Loch in seinen Kopf und zog einen Bindfaden durch.
    »Ich kenn mich mit Menschen ja nicht so gut aus wie mit Tieren, aber für mich macht das keinen Sinn.« Er kletterte auf den Tresen und befestigte den Papiervogel an der Lampe darüber. »Was hat der denn für ein Motiv? Der bleibt ja nicht mal bei einem Geschlecht …«
    Die Ladentür öffnete sich, und zwei kleine Mädchen schlenderten durch den vollgestellten Verkaufsraum. Vor einem Käfig mit Mäusen blieben sie stehen.
    »Warte.« Er ging zu den Kindern und redete kurz mit ihnen. Dann öffnete er den Käfig, gab jedem eine Maus in die Hand und verschloss ihn wieder.
    »Fünf Minuten!«, hörte sie ihn rufen. Er lehnte sich an den Tresen, ohne die Kinder aus den Augen zu lassen. »Die Mäuse sind ihr größter Wunsch, aber die Eltern …«
    Er schnitt eine Grimasse.
    »Stattdessen gibt’s teures Elektronikzeug.« Er strich nachdenklich über seinen Ziegenbart. »Wo waren wir? Motiv.«
    Sara beobachtete, wie die Kinder die Mäuse vorsichtig streichelten. Sanft fuhren die Finger über das Fell, vom Kopf über den Rücken, in der Luft zurück wieder zum Kopf, ein ewiger Kreis, zarte, kleine Bewegungen, die das Verlangen der Kinder nach den pelzigen Gefährten erkennen ließ. Sie lieben diese Mäuse . Wie um Saras Gedanken zu bestätigen, hob eines der Mädchen das Tier ans Gesicht und presste die Lippen auf das Fell. Sie lieben etwas, das sie nicht haben dürfen, und deshalb wird das Verlangen immer größer. Immer mächtiger. Bis …
    » Das ist sein Motiv.«
    Peter runzelte die Stirn. »Noch mal?«
    »Das ist sein Motiv! Valeska hat ihm verweigert, was er sich am sehnlichsten wünscht. Ihre Liebe.« Sara schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Valeska … Lydia … egal, seine Frau hat ihn angeblich betrogen und soll ihren Liebhaber getötet haben. Was, wenn er ihren Liebhaber getötet und dann ihr die Schuld in die Schuhe geschoben hat? Sie soll ihn dann schwer verletzt haben – vielleicht war das ja Notwehr, vielleicht wollte er ja sie töten. Nach dem Motto: Wenn ich sie nicht haben kann, dann keiner!«
    »Halt.« Peters Stirnrunzeln verstärkte sich. »Du beschreibst ein klassisches Eifersuchtsdrama, ich kann so weit folgen, klingt plausibel. Aber was hat das mit Paul und dir zu tun?«
    »Paul und Grossmann sind Kollateralschäden. Stell dir mal vor, du schiebst deiner Frau einen Mord in die Schuhe. Dann planst du ihren Selbstmord, bereitest ihren Abschiedsbrief vor und so, und jetzt dreht sie den Spieß um, bringt dich fast unter die Erde und verschwindet spurlos. Wenn sie zur Polizei geht, steht ihr Wort gegen deins.« Sie trank einen Schluck Wasser. Je länger sie redete, desto klarer formten sich die Szenen vor ihrem inneren Auge. Aufgeregt stellte sie das Glas auf dem Tresen ab und nahm einen Notizzettel aus dem Papierspender.
    »Ich bin gespannt auf den Sprung zu Paul und dem anderen.« Peter nickte den Mädchen lächelnd zu und zeigte mit der Hand weitere fünf Minuten an.
    »Jahrelang sucht er seine Frau. Solange sie frei herumläuft, ist sie ein Risiko für ihn. Jetzt findet er sie, aber wenn er sie einfach so umbringt, sucht die Polizei nach ihrem Mörder, da dauert es nicht lange, bis man beim betrogenen Ehemann nachfragt, oder?« Ohne hinzusehen, faltete sie das Papier zu einem schmalen Rechteck. »Wenn er ihren Selbstmord vortäuscht, ist das auch nicht plausibel. Warum jetzt? Nach all den Jahren? Sie ist doch total verankert, das können zu viele Leute bestätigen.«
    Sie löste das Rechteck auf und faltete das Papier gegen die Faltrichtung, automatisch, ohne die Augen von Peters Gesicht abzuwenden.
    »Weiter.« Peter richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf sie.
    »Er stöbert sie in einem Forum auf, stößt dabei auf die Folterkammer, du weißt schon, da, wo Tini den Mord an Paul beschrieben hat. Dabei kommt ihm die geniale Idee, ein paar dieser Männer zu töten und die Morde dann wieder ihr anzuhängen.« Mit einer schnellen Bewegung fuhr sie mit den Fingern so scharf an einer Faltkante entlang, dass es ratschte. »Das hat er ja auch geschafft! Mann! Ich bin voll darauf reingefallen … Und für die Kripo ist sie seit heute früh sicher die Verdächtige Nummer eins.«
    Sie stellte die Papierfigur auf den Tresen und fischte ein neues Papier aus dem Spender.
    »Seit heute früh?«
    »Ich Depp hab der Kripo den Tipp mit der Schlange

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