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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Michael nickte.
    »Aber was hat das mit Tini zu tun?« Sara brach abrupt ab. Plötzlich verstand sie. »Die Ehefrau ist bei Frauenwehr Mitglied.«
    Michael nickte wieder.
    »Die Folterkammer …«, begann sie und verstummte.
    »Ja. Etwas abgeändert, aber die Vorlage ist eindeutig.«
    Sara sackte in sich zusammen. »Jetzt haben wir keine Chance mehr.«
    Sie spürte Michaels Hand auf ihrem Arm. Mit sanftem Druck bewegte er sie dazu, ihren Kopf zu heben.
    »Sara …« Er beugte sich zu ihr. »Hör zu. Die Sache ist furchtbar, aber sie hilft uns.«
    »Wie denn? Wenn zwei Frauen ihren Mann getötet haben, wieso sollte der Staatsanwalt Tini dann was anderes glauben?«
    »Weil der Tote Heiner Grossmann ist.«
    Das bleiche Gesicht von Anja Grossmann blitzte vor Saras Augen auf. Die verzweifelte Anja? Die Frau, die sich in einem letzten Kraftakt einen Anwalt genommen hatte, und jetzt in ihrer Hoffnungslosigkeit resignierte. Auch sie eine Mörderin?
    »Und? Wie soll uns das helfen?« Sara schaute ihn fragend an. »Ich hab Anja am Freitag kennengelernt. Sie war völlig am Ende. So wie ich es verstanden habe, hat ihr Mann sie erst nach der Trennung fertiggemacht. Wenn du mich fragst, war sie zu allem bereit, um ihren Ex loszuwerden.«
    »Sie waren bereits fast ein Jahr getrennt.«
    »Kanntest du ihn gut?«
    »Wir waren mal Kollegen.«
    »Es ging ihr schlecht.« Sie erinnerte sich an den gequälten Ausdruck in Anjas Gesicht. »Sie saß ganz schief auf ihrem Stuhl. Und dann ist sie plötzlich gegangen. Mitten in der Sitzung.«
    »Sie hatte eine Blinddarmentzündung und ist noch in der gleichen Nacht operiert worden.« Michael klatschte in die Hände. »Verstehst du? Sie kann es nicht gewesen sein. Das ist der Beweis, dass jemand anders die Hände im Spiel hat!«
    »Hmm …« Sara versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Bilder von der Gruppensitzung, von Anja und Valeska, von Paul und Tini schwirrten vor ihren Augen herum und vermischten sich zu einem abstrakten Puzzle. Drei Tote in einer Woche. Sie stand auf und füllte ein Glas mit Leitungswasser. Ohne abzusetzen leerte sie es und stellte es auf der Spüle ab. Dann setzte sie sich wieder zu Michael. »Du meinst …«
    »Genau. Wenn eines der Opfer nicht von seiner Frau getötet wurde, warum dann nicht auch ein zweites? Das ist ein Ansatz, den ich zu einer Verteidigungsstrategie ausbauen kann.« Michael nahm Saras Hände und blickte sie direkt an. »Jetzt haben wir eine echte Chance.«
    »Eine echte Chance auf was?« Ronnie stand in der Küchentür, die Hände zu Fäusten geballt.

25
    Leise summte Sara das Kyrie mit, während sie sich in die nächste Seite vertiefte. Der abgrundtiefe Hass, der die meisten Folterkammerfantasien durchtränkte, erschreckte sie. Manche waren wenigstens ausgefallen, aber die meisten einfach nur schrecklich. Marie träumte davon, schwere Jungs anzuheuern und ihren Mann zu Brei schlagen zu lassen. Jeden Hieb, jeden Tritt, jeden Knochenbruch, den er ihr zugefügt hatte, sollte er doppelt zurückbekommen. Eine Gewaltorgie, detailliert beschrieben, und das unter Missachtung jeglicher Grammatikregeln. Sara legte Maries Geschichte auf den Stapel, der sich auf dem Couchtisch gebildet hatte. Wenn Michael wirklich Recht hatte, und Anja im Krankenhaus gelegen hatte, als Heiner starb, dann konnte der Täter nur aus dem Forum kommen, oder er musste es zumindest kennen. Sie blätterte durch den Packen Papier in ihrer Hand und suchte nach den Einträgen von Petra und Valeska. Petras Eintrag fand sie sofort und zog ihn heraus. Von Valeska gab es nichts. Sie ging die Ausdrucke noch einmal durch, doch Valeska tauchte nur als Kommentatorin auf. Interessant, dachte sie und konzentrierte sich mit steigendem Grauen auf Petras Fantasie.
    »Arbeitest du?«
    Sara blickte überrascht auf. Wieder einmal war sie so in Gedanken gewesen, dass sie Ronnie nicht bemerkt hatte. »Das sind Foreneinträge von der Gruppe, in der Tini gewesen ist.«
    »Die kollektive Jammergruppe …«
    Sara schluckte die Bemerkung, die ihr auf der Zunge brannte, hinunter.
    »Es sind Mordfantasien.« Sie deutete auf die Ausdrucke am Tisch. »Wenn du die liest, hoffst du, dass sie es beim Jammern belassen.«
    »Mordfantasien?« Er schüttelte den Kopf. »Du liest am Sonntagnachmittag Mordfantasien und hörst dabei ein Requiem? Meinst du nicht, du übertreibst etwas in deinem Bemühen, dich in Christina hineinzuversetzen?«
    Er trat an den Tisch und nahm mehrere Blätter. »Sind das die Geschichten, wegen

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