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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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gesehen zu haben, der aussieht wie ihr verstorbener Ehemann.« Er wischte sich den Mund ab und räusperte sich. »Mrs McKinley, glauben Sie mir bitte, ich kann sehr gut verstehen, dass Sie jemanden sehen, von dem Sie glauben, dass es sich um ihren toten Ehemann handelt. Meine Frau ist vor ein paar Jahren an Krebs gestorben, und bis heute sehe ich noch manchmal ihr Gesicht in der Menschenmenge und könnte schwören, dass dort meine Amy steht.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem ironischen Lächeln. »Aber Sie und ich wissen, dass das nicht möglich ist. Dass das nur unsere Fantasie ist, die uns einen Streich spielt.«
    Ein Teil von Madisons Verärgerung hatte sich in Luft aufgelöst, als sie gehört hatte, wie weich seine Stimme geworden war, als er den Namen seiner verstorbenen Frau aussprach. Dennoch, es änderte nicht viel an ihrer eigenen Situation. »Es ist offensichtlich, dass Sie ihre Frau sehr geliebt haben, Lieutenant. Ich habe meinen Mann ebenfalls geliebt, als wir heirateten, aber das hat sich sehr schnell geändert. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Und ich habe nicht den Wunsch, ihn jemals wiederzusehen – nicht den geringsten. Ich bilde mir das alles nicht ein. Der Mann, der mich belästigt und Special Agent Buchanan angeschossen hat, ist mein früherer Ehemann. Er hat einen anderen Mann ermordet und einen Unfall inszeniert. Davon bin ich überzeugt.«
    »Warum?«, fragte Pierce. »Warum bist du davon so überzeugt? Ist irgendetwas passiert, dass dich vermuten lässt, dass Damon damals nicht wirklich bei dem Autounfall gestorben ist?«
    Sie räusperte sich und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Nein, natürlich nicht. Es ist nur einfach so, dass der Mann, den ich gesehen habe, mich stark an Damon erinnert.«
    Pierce musterte sie aus zu Schlitzen verengten Augen. Sie trug den Gesichtsausdruck zur Schau, bei dem er stets wusste, dass sie log. Sie hasste es, ihn anzulügen, aber sie konnte schlecht einem FBI -Agenten erzählen, dass sie in der Nacht, in der ihr Ehemann starb, auf ihn geschossen hatte, und dass das auch der Grund war, warum sie glaubte, dass der Mann in dem Auto nicht Damon war: weil bei der Autopsie keine Kugel gefunden worden war.
    Oh ja, sie hatte sich sehr lange eingeredet, dass er tot war, dass die Kugel womöglich im Inneren des Autos geblieben war oder der Gerichtsmediziner sie übersehen hatte. Aber jetzt war ihr klar geworden, was der wahre Grund dafür war, dass weder der Rechtsmediziner noch die Polizei die Kugel gefunden hatte: Es war nicht Damon, der in jenem Auto gestorben war.
    »Wie dem auch sei«, Pierce drehte sich wieder zu Hamilton. »Ein Richter müsste nicht über Madisons Verdacht Bescheid wissen, um eine Bevollmächtigung zu schreiben, die es uns ermöglicht, an die Kreditkartendaten heranzukommen. Der Richter muss nur wissen, dass wir einen Mann suchen, der einen Bundesagenten angeschossen hat, und dass die Beschreibung zweier Personen – Madisons und meine – zu der passt, die MacGuffin uns gegeben hat. Das dürfte für eine Vollmacht ausreichen.«
    »Das kann schon sein«, gab Hamilton zu. »Natürlich hängt alles davon ab, ob Mr MacGuffin in der Lage war, die entsprechende Kreditkartenquittung zu finden.« Er trank noch einen Schluck von seinem Kaffee und umgriff den Becher dann mit beiden Händen, um sie zu wärmen. »Nehmen wir einmal an, dass es sich bei dem Stalker wirklich um Ihren Ehemann handelt, Mrs McKinley. Sie kommen aus New York? Und haben dort mit Ihrem Ehemann zusammengelebt?«
    »Ja, in Manhattan.«
    Er nickte. »Haben Sie das Haus in Savannah schon vor Ihrer Heirat besessen?«
    »Nein, mein Bruder hat mir erst jüngst geraten, das Haus als Kapitalanlage zu kaufen.«
    »Wenn es sich um eine Kapitalanlage handelt, warum sind Sie dann dort selbst eingezogen, statt es zu vermieten?«
    »Ich bin nicht direkt dort eingezogen. Ich hatte der Immobilienmanagerin Mrs Whitmire den Auftrag gegeben, sich um das Haus zu kümmern. Aber das wissen Sie ja alles schon.«
    Pierce stützte sich mit den Vorderarmen auf dem Tisch ab. »Wer ist Mrs Whitmire?«
    »Sie ist Immobilienmanagerin. Sie hat eine Reinigungsfirma damit beauftragt, das Haus einmal in der Woche zu reinigen, und einen Landschaftsarchitekten damit, sich um den Garten zu kümmern. Nach ein paar Wochen hat sie mich angerufen und gefragt, warum ich ihr in einem Schreiben gekündigt hätte. Ich hatte ihr aber gar keine Kündigung geschickt. Ich bin nach Savannah geflogen,

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