Ich sehe was, was du nicht siehst
darüber zu sein, dass sie allein nach oben gehen wollte, nickte jedoch und drehte sich um.
Sie eilte die Stufen hinauf und ging durch den Flur in ihr Schlafzimmer. Dort schnappte sie sich einen ihrer größten Koffer und warf ihn auf das Himmelbett. Um sicherzustellen, dass der Koffer so voll war, dass sein Gewicht nicht verdächtig wirkte, packte sie viel mehr Kleidung ein, als sie brauchte.
Dann trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Sie griff nach ein paar weiteren Slips, den seidigsten, verführerischsten, die sie hatte, und verteilte sie obenauf. Das sollte Pierce ablenken, wenn er ihren Koffer durchsuchte, denn sie war sich ziemlich sicher, dass er genau das tun würde.
Pierce dachte vermutlich, dass er sämtliche Schusswaffen aus ihrem Bestand konfisziert hatte, als er den Colt und die Magnum an sich genommen hatte. In Wirklichkeit hatte er keine große Lücke in ihr Waffenarsenal gerissen. Über die Jahre hatte sie zu viele Horrorgeschichten von ihrem Bruder und seinen Polizeifreunden gehört, als dass sie sich nicht der vielen Gestalten des Bösen um sie herum bewusst gewesen wäre.
Und durch ihre Heirat mit Damon wusste sie nun erst recht alles Wissenswerte darüber.
Mit zusammengebissenen Zähnen ging sie hinüber zum Kleiderschrank. Sie schnappte sich zwei Taschenmesser und steckte eines davon in ihren BH , das andere in die Vordertasche ihrer Jeans. Dann ging sie zurück zu ihrem Koffer und schob zwei Neunmillimeterpistolen zusammen mit vollen Magazinen unter einen Stapel seidiger Tangas und Spitzen- BH s ganz unten in den Koffer. Doch sie war sich nicht sicher, ob ihn das von einer gründlichen Durchsuchung abhalten würde. Was konnte sie sonst noch tun?
Nachdenklich trommelte sie mit den Fingern auf ihrem Kinn herum. Ah, natürlich! Schnell ging sie hinüber ins Bad, griff unter das Schränkchen und zog etwas hervor, das sich perfekt als Ablenkung eignete und ihn davon abhalten würde, ihren Koffer so gründlich zu durchsuchen, dass er ihr Waffenversteck fand. Es handelte sich um das Einzige, das auch den stärksten Mann zum Stottern und Erröten brachte.
Tampons.
Grinsend riss sie die Schachtel auf und kehrte zurück ins Schlafzimmer. Dort schüttelte sie den gesamten Inhalt aus der Schachtel in den Koffer.
Madison stand neben Pierce auf der Veranda seines Hauses und fuhr mit der Hand über die Dellen in dem rustikalen Holzgeländer. Niemals hätte sie erwartet, dass Pierce sich ein Blockhaus zum Wohnen aussuchte. Sie hatte ihn immer für einen Großstädter wie sie selbst gehalten und nicht für den Typ, der sich mehrere Kilometer außerhalb der Stadt mitten im Wald niederließ.
Seit er sich wieder in ihr Leben gedrängt hatte, hatte er sie des Öfteren überrascht. Ihr war nicht klar gewesen, wie hartnäckig er sein konnte, wie stur und wie loyal. Nachdem sie ihm bei jedem einzelnen seiner Schritte entschlossenen Widerstand geleistet hatte, hätte er jedes Recht gehabt, ihr die kalte Schulter zu zeigen und ihr seine Hilfe zu verweigern. Die meisten Männer in seiner Situation hätten das getan. Pierce jedoch hatte einem Freund ein Versprechen gegeben, und deshalb tat er alles, um ihr zu helfen.
Insgeheim wünschte sie sich, er würde ihr helfen, weil er sich etwas aus ihr machte, und nicht wegen eines dummen Versprechens, das er ihrem Bruder gegeben hatte.
»Nicht das, was du erwartet hast?«, fragte er und beobachtete sie aufmerksam, als ob es für ihn wichtig wäre, ob sie das Haus mochte oder nicht.
Er
war nicht das, was sie erwartet hatte. Allmählich hatte sie den Eindruck, ihn nie richtig kennengelernt zu haben – sie hatte das Gefühl, dass sie etwas Wichtiges über ihn nicht verstanden hatte, weil sie sich nicht die Zeit genommen hatte, hinter seine Fassade zu schauen. »Stimmt, es ist nicht das, was ich erwartet habe.«
Er musste etwas in ihren Augen gesehen haben, denn sein Lächeln verschwand.
»Gibt es ein Problem?«, fragte er.
Das Problem war, dass sie mit der Trennung von ihm einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Und jetzt war es zu spät.
Sie seufzte. »Ich bin einfach müde. Ich habe letzte Nacht etwas unruhig geschlafen, weil Tessa die Schreckliche eine Waffe auf mich gerichtet hielt.«
Lachend schloss er die Tür auf. Er gab einen Code in die piepsende Tastatur der Alarmanlage ein und schob die beiden Rollenkoffer ins Innere. »Ich hätte niemals gedacht, dass mir etwas anderes als eine Eigentumswohnung oder ein Apartment, wie ich es in
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