Ich sehe was, was du nicht siehst
mich anrufen sollen. Wenn einer meiner Ermittler in eine Schießerei verwickelt wird, dann möchte ich das von ihm selbst hören – und nicht vom Savannah-Chatham Metro Police Department.«
»Es ist nur eine Fleischwunde, keine große Sache.«
Tessa legte ihre Hand auf die seine. »Gebrochene Rippen sind definitiv eine große Sache.«
Er zog die Hand weg. »Was machst du hier?«
»Wo sollte sich deine nach dir verzehrende Verlobte wohl sonst aufhalten?« Sie grinste.
»Tessa war gerade bei mir, als Hamilton angerufen hat.« Ein ungeduldiger Unterton schwang in Caseys Stimme mit. »Ich will Antworten. Wer ist diese Madison? Warum warst du heute Morgen vor ihrem Haus?«
»Ich bin mit ihrem Bruder, Logan Richards, befreundet. Er ist zurzeit auf Hochzeitsreise und hat mich gebeten, mich davon zu überzeugen, dass bei ihr alles in Ordnung ist. Und das war’s auch schon. Das Ganze ist keine Angelegenheit für die Bundespolizei.«
»Das hier ist in dem Moment zur
Bundes
angelegenheit geworden, als ein
Bundes
agent angeschossen wurde.« Casey runzelte mit der Stirn. »Warte mal, Madison … der Name klingt vertraut.« Seine Augen wurden groß. »Ist das etwa dieselbe Madison, die …«
»Tessa«, unterbrach ihn Pierce und warf Casey einen warnenden Blick zu, »würde es dir etwas ausmachen, nach Hause zu fahren und mir ein sauberes Hemd zu holen? Ich bin nicht scharf darauf, die Notaufnahme im Krankenhaushemd zu verlassen.«
Sie rollte mit den Augen. »Du musst dir keinen Vorwand ausdenken, um mich loszuwerden,
Liebster
. Vergiss nicht unsere Verabredung nachher. Es ist alles vorbereitet. Wenn alles klappt, dann können wir den Fall heute Abend abschließen. Wenn nicht, dann hast du länger eine falsche Verlobte am Hals, als du gehofft hattest.« Sie verließ das Zimmer, wobei das Klacken ihrer Stöckelschuhe weithin über den Korridor hallte.
Casey zog den Vorhang zu und drehte sich zu Pierce um, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. »Sprechen wir über
die
Madison? Über die Witwe, mit der du vor ein paar Monaten zusammen warst?«
Pierce wollte gerade die Arme vor der Brust verschränken, doch das schmerzende Ziehen der Wundnaht hielt ihn davon ab.
Er hatte nur einmal mit Casey über Madison gesprochen, und zwar an dem Wochenende, an dem sie sich von ihm getrennt hatte. Er war sturzbetrunken gewesen und konnte sich hinterher kaum mehr an das Gespräch erinnern. Casey hatte ihm ihre Unterhaltung mitsamt allen peinlichen Details ins Gedächtnis gerufen, als er ihn am nächsten Tag angerufen hatte, weil er wissen wollte, wie es Pierce ging.
»Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte Pierce.
»Das will ich hoffen. Bitte sag mir nicht, dass du dich nach Savannah hast versetzen lassen, um in der Nähe der Frau zu sein, die dich verlassen hat.«
»Bis mich ihr Bruder heute Morgen angerufen hat, wusste ich gar nicht, dass sie in Savannah wohnt. Ich dachte, sie lebt in New York.«
»Wie bist du überhaupt mit ihr zusammengekommen, wenn ihr nicht mal im selben Bundesstaat zu Hause seid?«
»Ihr Bruder ist der Polizeichef, mit dem ich zusammen an meinem letzten Serienmörder-Fall gearbeitet habe. Sie hat ihn während der Ermittlungen besucht, und wir haben uns gut verstanden.«
Casey zog eine Augenbraue hoch. »Ihr habt euch gut verstanden? Soweit ich mich erinnere, war das Ganze doch etwas ernster? Ihr beiden wart …«
»Sprechen wir nicht mehr davon.«
Casey lachte. »Ich meinte doch nur …«
»Ich möchte wirklich nicht darüber reden.«
Casey machte eine beschwichtigende Geste. »Schon gut.« Er musterte ihn nachdenklich. »Wie kommt es, dass sie jetzt in Savannah lebt?«
»Ihr Bruder hat sie anscheinend ermutigt, sich hier ein Haus zu kaufen. Keine Ahnung, warum.«
»Ist das derselbe Bruder, der dich dazu ermutigt hat, dich nach Savannah versetzen zu lassen?«
Pierce’ Muskeln spannten sich, als im klar wurde, was Casey andeutete – verdammt sollte er sein, wenn ihm nicht derselbe Gedanken gekommen war. Logan wollte, dass Madison und er einander wieder näherkamen. Das nächste Mal, wenn er mit Logan telefonierte, würde er ihm sagen, was er von dieser Art von Einmischung hielt. Er würde ihn wissen lassen – und zwar mehr als deutlich –, dass die Chancen, dass er und Madison es noch einmal miteinander versuchten, gleich null waren. Sie hatte ihre Gefühle für ihn – oder vielmehr die Tatsache, dass sie keine hatte – mehr als deutlich gemacht, als sie ihn verlassen hatte. Er hatte zu viel
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