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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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bestimmt nicht gebeten, nach ihr zu sehen, wenn dieser sich mehrere Autostunden entfernt in Jacksonville aufgehalten hätte.
    »Logan weiß, dass du hier lebst, stimmt’s?« Sie machte sich nicht die Mühe, seine Antwort abzuwarten, sie kannte sie bereits. »Das hätte er mir sagen müssen,
bevor
er mich dazu überredet hat, mir ein Haus in Savannah zu kaufen.
Du
hättest es mir sagen müssen.«
    »Hätte es denn einen Unterschied gemacht, wenn du es gewusst hättest?«, fragte er. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und bildeten eine dunkle Linie. »Hättest du dich dann wieder aus dem Staub gemacht?«
    Sie blinzelte verblüfft, weil er ins Schwarze getroffen hatte, und machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Wenn es nur ebenso leicht wäre, der Wahrheit aus dem Weg zu gehen. Er hatte recht. Sie
war
vor ihm davongelaufen.
    Aber nicht aus dem Grund, den sie ihm genannt hatte.
    »Mrs McKinley?«, rief eine Stimme hinter ihr.
    Verblüfft wirbelte sie herum und stolperte dabei über die Bordsteinkante.
    »Huch, seien Sie vorsichtig.« Der Polizist, der sie angesprochen hatte, griff nach ihrem Ellenbogen und half ihr, das Gleichgewicht wiederzufinden. »Alles in Ordnung, Ma’am?«
    Bei dem Versuch aufzutreten, schnitt sie eine Grimasse.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn der Sanitäter sich Ihren Fuß einmal ansieht.«
    »Nein, nein, das ist nicht nötig.«
    Der Polizist warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Brauchen Sie wirklich keinen Arzt? Ich bin gekommen, um Sie zum Revier zu begleiten. Lieutenant Hamilton hat noch ein paar Fragen an Sie. Auf diese Weise sind Sie auch vor den Schaulustigen sicher.« Er deutete mit dem Kinn auf die neugierigen Zuschauer, die sich hinter dem Absperrband versammelt hatten. »Soll ich jemanden für Sie anrufen, damit er zum Revier kommt? Ihren Mann?«
    »Das ist nicht nötig. Meine Familie lebt nicht in der Nähe. Und mein Mann ist … tot.«
    Madison versuchte noch einmal, ihren Knöchel zu belasten, doch bei dem Versuch durchzuckte ein scharfer Schmerz ihr Bein und sie musste sich auf den Arm des Polizisten stützen.
    »Lass das lieber in der Notaufnahme untersuchen, Madison.«Pierce rutschte zur Seite, um auf der Tragbahre für sie Platz zu machen. »Die Polizei kann deine Aussage später zu Protokoll nehmen.«
    Sie zögerte. Sie wollte nicht zusammen mit Pierce in einem Krankenwagen eingeschlossen sein, schon gar nicht mit einem
neugierigen
Pierce, der sie den ganzen Weg bis zum Krankenhaus mit Fragen löchern würde.
    Andererseits konnte sie die Gelegenheit nutzen, ihn davon zu überzeugen, Logan nichts von den morgendlichen Ereignissen zu erzählen. Falls der Schütze wirklich der war, für den sie ihn hielt, dann war das Leben, das sie sich seit eineinhalb Jahren aufzubauen versuchte, dabei, in sich zusammenzufallen. Sie brauchte Zeit, um sich darüber klar zu werden, was zu tun war und wie sie ihre Familie schützen konnte.
    Sie machte einen wackligen Schritt nach vorn und hielt sich an dem Metallgriff der Krankenwagentür fest.
    Der Sanitäter öffnete den Mund, als wolle er protestieren, machte ihn aber sofort wieder zu, als Madison ihm einen herausfordernden Blick zuwarf. Sie hievte sich ins Innere und ließ sich auf die Bank gegenüber von Pierce fallen. Der Sanitäter sagte durch die Glasscheibe etwas zu dem Fahrer und begann damit, die Schiebetüren zuzuziehen.
    »Eine Minute noch«, rief der Polizist, ehe er die andere Tür schließen konnte. »Buchanan, ich soll Ihnen von Hamilton ausrichten, dass er Ihren Chef angerufen hat – so, wie Sie es gewünscht hatten. Matthews sagte, er trifft Sie und Ihre Verlobte im Krankenhaus.«

2
    Pierce saß in der Notaufnahme und umklammerte angespannt die Seiten des Untersuchungstischs, auf dem er saß. Madison wiederzusehen – noch dazu, während sie mit einer Waffe bedroht wurde – war ein Schlag in die Magengrube gewesen, von dem er sich noch nicht richtig erholt hatte. Als er auf der Straße gelegen und sie sich über ihn gebeugt hatte, da hätte er sie angesichts der Sorge und der Angst in ihren tiefblauen Augen am liebsten in die Arme genommen und fest an sich gedrückt. Gern hätte er die Hände in ihrem dichten Haar vergraben und den Jasminduft eingeatmet, den ihre weiche Haut stets ausströmte.
    Aber dann hatte sich sein Verstand zu Wort gemeldet und ihn daran erinnert, wie es zwischen ihnen geendet hatte. Und ihm wurde klar, dass sie jeden, der angeschossen worden wäre, so besorgt angesehen hätte. Ihr

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