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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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und zwar aus vollster Überzeugung. Sie wollte Mutter sein, so hingebungsvoll, wie es nur ging. In allen Gefühlsdingen war sie die erste Ansprechpartnerin für uns.
    Am Wochenende bauten wir das Monopoly auf, das Spiel ums große Geld, das wir selbst nie hatten. Mami stellte Kekse hin und mein Vater legte los: »Also, ick koof zuerst die Parkallee und du wanderst bitte schön ers’ ma ins Jefängnis.« Das war das schönste Familienspiel. Und Mikado. Mein Bruder meinte immer, ich schummele – das kann schon sein. Besonders hoch her ging es bei Mensch ärgere dich nicht. Ein wahres Wunder, dass alle überlebt haben. Denn Schiepchen und ich kriegten uns regelmäßig in die Wolle. Wenn ich verlor, warf ich das Brett vor Wut an die Wand und die Männchen flogen quer durchs Zimmer. Mein Bruder petzte: »Püppi hat schon wieder alles hingeschmissen.« Und meine Mutter sagte: »Das hatte ich mir anders vorgestellt für den Sonntagnachmittag.« All das gehörte mit zum Ritual.
    Wir wohnten nun ein paar Monate in der neuen Nachbarschaft und Weihnachten rückte näher. Durch den Kauf der Wohnung war das Geld besonders knapp, das spürten auch wir Kinder. Dieses Jahr würde es sicher keine Geschenke geben. Auch unser Besuch auf dem Weihnachtsdom fiel bestimmt aus. Doch ohne den Dom war Weihnachten nicht vorstellbar. Er läutete das ein, was wir in dieser Zeit alle so liebten. So war die Stimmung Ende November ziemlich getrübt. Mein Vater wirkte damals oft in Hörspielen und Fernsehproduktionen mit – zum Beispiel für den Film Der Hauptmann von Köpenick mit Heinz Rühmann – und arbeitete dann im Studio des NWDR im Hochbunker am Heiligengeistfeld, direkt neben dem Dom. Wenn er abends nach Hause kam, wollten mein Bruder und ich sofort wissen, welche Karussells und Buden schon standen. Hinterher schlichen wir traurig in unsere Zimmer. An dem Tag, als alles fertig war und der Dom eröffnet wurde, warf ich mich weinend auf mein Bett. Ich sah vor mir alles leuchten und glitzern, hatte den Duft der gebrannten Mandeln in der Nase und konnte es nicht fassen, dass ich sie in diesem Jahr nicht knabbern sollte.
    Ein paar Tage später kam mein Vater mit einer Tüte Nüsse nach Hause, die er irgendwo aufgetrieben hatte. Wir versammelten uns um den Tisch, Papa setzte seine Brille auf und zeigte uns, wie man sie knackte. Wie sein Theaterpublikum schauten Mami, Schiepchen und ich ihm zu. Plötzlich legte er eine Handvoll Chips für das Kettenkarussell zwischen die Nüsse und sagte: »Morgen jehn wa uffn Dom.« Wir trauten unseren Ohren nicht. Woher er das Geld nahm, wusste keiner. Wahrscheinlich hatte er es wieder mal aus den Wänden geschnitten. Sein einziger Kommentar war: »Det müssen wa machen, det is unser Leben, det jehört zu uns!« Als wir am nächsten Tag loszogen, war ich überglücklich. In der Mitte des Platzes stand ein riesiger Tannenbaum, überall klang Weihnachtsmusik, es gab Bratäpfel, Zuckerwatte und Glühwein. Wir fuhren Karussell und in der romantischen Walzerbahn. Als wir am Ende mit Berlinern in der Hand nach Hause spazierten, hatten wir rote Backen und glänzende Augen.
    Die Vorweihnachtszeit 1956 war voller Überraschungen. Mein Vater hatte seine Kontakte zum Hamburger Schauspielhaus immer gut gepflegt und nun konnte er meinen Bruder für das Weihnachtsmärchen vermitteln. Seit einem Jahr war Gustav Gründgens Intendant, sie gaben Peter Pan und mein Bruder spielte die Hauptrolle. Wir waren mächtig stolz auf ihn, doch Schiepchen ließ das ziemlich kalt. Er machte seine Sache gut, aber ohne große Begeisterung. Für die Vorstellungen bekam er zwanzig Mark, was damals sehr viel Geld war. Und weil er sah, dass mich, anders als ihn, die Bühne wirklich faszinierte, kaufte er mir von seinem selbst verdienten Geld einen Ballettanzug – mein erstes richtiges Trikot. Es war schwarz und hatte eine kleine Rüsche. Überglücklich stand ich am nächsten Tag in meiner neuen Pracht an der Stange.
    Und dann kam endlich Weihnachten. Bei uns fing das Fest schon in der Nacht vor Heiligabend an, weil wir ja in Papas Geburtstag hineinfeierten. Wir durften bis Mitternacht aufbleiben und mit ihm anstoßen. Am nächsten Morgen war die Wohnzimmertür geschlossen. Papa hatte für den ersten Tannenbaum in der neuen Wohnung ganz besondere Kerzenleuchter aufgetrieben und verbrachte Stunden damit, sie zu befestigen. Als wir aus der Kirche zurückkamen und das Glöckchen klingelte, öffneten wir die Tür und gingen im Gänsemarsch hinein:

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