Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Zugegeben, das liefe ganz anders, würde in den Kacheln die bezaubernde Jeannie auftauchen – je mehr er schrubbt, desto weniger hat sie an. Aber für ’ne Glatze? Nö. Die könnten wir ja jeden Morgen sehen, würden wir den Spiegel regelmäßig putzen.
Auch übers Klo fahren wir mal mit dem Lappen. (Nicht mit dem fürs Waschbecken. Logo. Der ist ja blau, der fürs Klo ist sinnigerweise gelb und liegt hinter dem Klo.) Wir mögen diesen etwas strengen Geruch der Bahnhofsklos und düsteren Durchgänge auch nicht besonders. Schließlich erinnert dieser leicht beißende Salmiakgeruch wahre Männer an Tiger und anderes wildes Getier: Dann schütten wir automatisch massenhaft Adrenalin aus und wollen Beute machen. Da es aber mit ziemlicher Sicherheit auf dem heimischen Klo keine Tiger mehr gibt, wollen wir auch nicht ständig stimuliert werden. Der Geruch ist aber auch nicht das Missing Link für die „Daneben-pinkelnde-Männer“-Theorie: Sonst müssten Klos in Frauen-WGs ja geruchsneutral sein. Sind sie aber nicht. Ganz. Sicher. Nicht.
Tarzan steht seinen Mann
Wir pinkeln im Stehen, weil wir es können. Basta. Alle Versuche, uns in die Knie zu zwingen, enden unweigerlich mit Impotenz. Das ist medizinisch bewiesen, Jungs! Könnt ihr euch etwa vorstellen, wie Tarzan sich hinter einen Baum hockt und pinkelt? Verschämt und klein? Und der Tiger
unbemerkt vorbeistreicht und dann erst in sechs Wochen wieder zurückkommt, Tarzan also weitere sechs Wochen auf dem doofen Baum hocken muss? Nur weil er im falschen Augenblick verschämt darunter hockte?
oder der Tiger sich anschleicht, Tarzan ihn nicht, Tiger aber Tarzan sieht und ihn gleich anfällt, wo er doch schon so schön als Häppchen, als erste Roulade der Küchengeschichte geradezu, auf dem Boden sitzt? Und Tarzan kommt nicht an seinen Feuersteindolch, weil der irgendwo unter dem Fell zwischen den Knien … Moment … abschütteln. Prankenschlag. Ende eines Heldenlebens. Schade.
Mann behält also sicherheitshalber auch beim Pinkeln die Umgebung im Auge: Beute in Sicht? Feinde, die Jane etwas anhaben wollen? Aliens aus dem All? Wir scannen die Umgebung – koste es, was es wolle. Selbst wenn wir den Blick dafür auf den Hintern dieser Blondine lenken müssen. Er könnte ja eine Bedrohung für Jane darstellen (wenn sie wüsste wie ernsthaft). Erst wenn wir abschätzen konnten, ob dem so ist, lassen wir die Augen weitergleiten.
Der Versuch, uns mittlerweile mittels Aufklebern und anderen miesen Methoden wie Klobrillen-Warn-Töne in die Knie zu zwingen, ist ein Zeichen für den enormen, aber bislang unterschätzten Druck, unter dem wir Männer stehen. Nicht einmal beim Pinkeln können wir entspannen. Außer in den wenigen Kneipen, in denen diese Fußball-Urinale hängen. Ein genialer Mann hat den Spieltrieb des Mannes mit dem Stehzwang kombiniert. Heraus kamen grasgrüne Plastikmatten in den Pinkelbecken, auf die im hinteren Drittel ein kleines weißes Tor montiert ist. In ihm hängt ein winziger Ball, den es mittels des Strahls ins Tor zu kicken gilt. Das ist ein Stück vom Paradies. Und allein schon ein Grund, ein weiteres Bier zu ordern. Beim Schätzchen mit der Schürze.
Es sind die ersten eminent wichtigen Erlebnisse der Mannwerdung, wenn der Sohn zum ersten Mal mit dem Vater im Stehen pinkeln darf. Das bringt ihn einerseits seinem Geschlecht näher und unterscheidet ihn andererseits von der Schwester, die das nie bringen kann. Eine Art archaischer Aufnahmeritus in der zivilisierten und von Ritualen entfremdeten modernen Welt. In einer Welt, die ansonsten nur noch reich an doppelnamigen Kindergärtnerinnen und Volksschullehrerinnen ist, die den Knaben gleich das Sitzpinkeln beibringen. Deren Wut auf uns vom Schicksal begünstigten Männer mit jeder Antiglobalisierungsdemo steigt, auf der sie durch kilometerlange Schlangen vor der einzigen Damentoilette zu strategischem Trinken und Planen gezwungen werden und dabei mit ansehen müssen, wie Hunderte von fröhlich schweigenden Männern einfach im Nachbarraum ein- und ausgehen. Und dabei noch die schönen Zeitungsseiten lesen können, die wohlmeinende Männer-Wirte in Augenhöhe über den Pinkelbecken aufgehängt haben. In einer Welt, die ansonsten aber arm ist an wirklichen Herausforderungen, die aus braven Jungs wilde Männer machen. Und solche will Jane ja auch haben, seien wir doch mal ehrlich.
Doch immer häufiger versuchen verzweifelte Emanzen und andere Irregeleitete, dieses wichtige und
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