Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Magen erspäht er die potenzielle Beute. Tarzan greift an. Der mörderische Kampf tobt brutal. In Bruchteilen von Sekunden gilt es hunderte von durchdachten Einzelentscheidungen zu treffen. Jede einzelne kann – wenn falsch – zum Tod durch Pranke führen. Er aber schafft es. Wieder. Schleppt die Beute nach Hause. Verwundet. Zerkratzt. Stolz. Mit Unmengen an Magensäure im Bauch.
Jane: „Hallo, Schatz. Habe heute mal einen vegetarischen Tag geplant. Holst du noch eben Schnittlauch?“ Nein. So nicht.
Oder sie bereitet immerhin das Fleisch zu, trommelte aber erst mit ihrer Mutter, holt dann die Petersilie selbst. Doch bevor Tarzan nach Tagen des Wartens endlich seine Zähne in das Selbsterlegte schlagen darf: die ausgiebige Lobpreisung. Was Wunder, wenn er längst beim Türken „Einmal mit allem. Ja, auch mit Salat. Ja, auch mit Knoblauch. Ja, auch mit Scharf“ bestellt hat.
Anders in grauer Vorzeit: Wenn Tarzan nach Hause kam, musste das Essen auf den Tisch, und zwar pronto. Da war keine Zeit für langes Zubereiten, für vitaminschonendes Vier-Stunden-Garen bei energiesparenden 30 Grad und Umluft. Unter Männern hat sich eine reichhaltige, fantasievolle Kochkultur zwischen rohem Ei (geschlürft), Ravioli und Auftaupizza entwickelt, die Ihresgleichen sucht. Die meisten dieser Tarzan-Gerichte sind bierkompatibel, schnell zubereitet und überaus nahrhaft. Sie sind mit einer Hand auf eine Gabel aufspießbar (die Rechte ruht auf der Fernbedienung), gewinnen durch interessante Gewürze wie Ketchup oder Salz und lassen sich prima aufwärmen. Selbst die Bundeswehr nahm sich ein Vorbild und verfeinerte diese Technik, die in der Erfindung des leckeren Epas gipfelte, der begehrten Einmannrationen im optisch ansprechenden Goldpack.
Tigertatze glasiert an Beutereis
Doch es geht auch anders: Saß Tarzan nicht lauernd im Baum, bedeutete das, er hatte Beute. Schön eingelagert im sauberen (Ja! Selbst gereinigt. Jane muss mal wieder palavern) Baumhaus, die Tatzen vergraben (Ja! Wegen der Maden!). Häute köcheln langsam mit den Knochen auf dem großen, gemütlichen Feuer zur Super-Suppe, ein leckerer Geruch von Fett und Fleisch durchzieht den Dschungel – zur Mahnung und Warnung an alle fiesen Raubtiere, die es sich in Tarzans Revier gemütlich machen wollen. Jetzt ist die Zeit, wegzugehen von den schnellen Gerichten. Jetzt sind Starköche gefragt, die die Spezies Männer ja so vielfältig hervorgebracht hat. (Wie viele Sterne-Köchinnen gibt’s denn, Jane? Naaaa? Hmmm?). Denn nun beginnt das Experimentieren, das Forschen und Versuchen, das huldvolle Anreichern von Fonds und Suppen, das Dünsten und Braten, das Tranchieren und Glasieren. Und am Schluss ist das Festmahl angerichtet von ihm, der nun selbst tagelang in der Küche stand, um dem Tiger zu seiner letzten Ehre zu verhelfen, auf dass er lang in Erinnerung bleiben möge. Das ist Respekt vor der Beute und der Natur.
Rosa-russisches Klopapier
Die moderne Jane dagegen ist – wie so oft – damit beschäftigt, mit der neuen auf den Markt geworfenen Essigessenz auf Bio-Zitronen-Basis den Eingang zu schrubben. Und dabei trägt sie leider nicht den einen Lederlappen um die Hüften, sondern wedelt ausschließlich mit dem Putztuch herum. Tarzans Jane konnte dagegen nur mit Wasser putzen. Und das war gut so. Wo hätten denn die zahllosen Putz- und Reinigungsmittel untergebracht werden sollen? Der traditionelle Ort unter der Spüle ist längst gefüllt mit speziellen Kalklösern auf unterschiedlichsten Basen, Teppichreinigern, Gummirubbern mit Diamantstaub aus der Raumfahrttechnik. (Ja, glaubt ihr denn, die Jungs in der ISS putzen nur samstags? Die machen mal eben die Luke auf und aller Schmutz … zisch … wird herausgesaugt in die ewigen Weiten des Weltraums, genauso wie weiland Superweib Sigourney Weaver das grässliche Alien entsorgt hat. Und dann träumt ihr bei Sternschnuppen von silbergewappneten, reitenden Prinzen. Dabei verglüht gerade gebrauchtes, einlagiges russisches Toilettenpapier.) Mittlerweile gibt’s ja so viele Putzmittel, dass Mann schier anbauen muss. Wie hätte Tarzan das tun sollen? Mal eben eine kleine Nebenhöhle in die Wand klopfen? Die verstopfen doch immer so schnell. Eine zweite Ebene ins Baumhaus einziehen? Damit dort die Kokosbesen besser aufgehängt werden können? Aber nicht doch. Es ist ja schon so sauber in den Küchen, dass wir wieder mühsam kleine Bakterienkolonien ansiedeln: Sonst droht Sohnemanns Immunsystem mit
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