Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
halbwegs auf zwei Beinen stehen und etwas Ähnliches wie ein ansatzweise gesteuertes „Bboaaarrhh“ erzeugen kann, wird es Zeit für die Vorbereitung auf das harte, entbehrungsreiche Leben, dessen einziger Sinn und Zweck es ist, das eigene Wissen an einen weiteren Tarzan junior weiterzugeben – wie es seit Jahrhunderten gute Tradition ist. Also erläutert Tarzan die Regeln für die Spielerauswahl bei der nächsten Europameisterschaft. Um das für den Kleinen nachvollziehbarer zu machen, führt der erste Weg auf den Fußballplatz, den Junior erobern und beherrschen lernen soll. Dann werden systematisch die Stadien abgeklappert, in denen in den kommenden Jahren wichtige Spiele stattfinden werden – auch und vor allem die im Ausland. Außerdem stehen die wirklich scharfen Kurven auf dem Nürburgring auf dem Programm, Super-Krach und Benzingestank inklusive. Wichtig ist auch die rechtzeitige Ausprägung der Vorliebe von wahlweise Western oder Sciencefiction, weshalb Tarzan es auf sich nimmt, gemeinsam mit dem Junior die uralten John-Wayne-Filme oder – wenn’s sein muss – noch mal alle Originalstaffeln von Raumschiff Enterprise anzusehen und zu besprechen. Später darf die Carrera-Bahn wieder aufgebaut werden, um alte Rekorde zu brechen.
In der sozialliberalen Kinderkrippe steht all das nicht auf dem Programm. Das ist schade. Aber Tarzan weiß das und kümmert sich gerne um sein Kind.
Fehlt Junior diese Fürsorge, ist es kein Wunder, dass vor allem die Jungs – statt zu ordentlichen Kerlen heranzuwachsen – lieber in die Flimmerkiste starren und sich per Xbox als Formel-1-Piloten versuchen oder in die Scheinwelten der DVDs und des Internets abgleiten. Das darf nicht sein. Es wird Zeit, dass Tarzan wieder seine Aufgaben als Vater wahrnimmt und den Jungs zeigt, wie mit nur einem Streichholz ein Feuer gemacht, ein Anti-Viren-Programm installiert und ein rohes Ei geschlürft wird. Damit könnte er auch Jane eine Freude machen, weil sie an dem Survival-Wochenende unter Männern mit ihrer Tochter die ersten Schminkversuche unternehmen kann, ohne dass sie dabei mit männlichem Unverständnis rechnen müssten. Darauf ist Tarzan genauso stolz. Weiß er doch, dass seine wunderbare Jane juniose einen anderen jungen Tarzan selig machen wird. Beglückt beobachtet Tarzan, wie Jane ihrer Tochter die Geheimnisse des Lebens erläutert, wie die sehr junge Frau lernt, zu neuen Klamotten zu kommen und warum sie auf dem Beifahrersitz so gut aufgehoben ist. Und wie sie jemanden dazu bringt, den DVD-Festplatten-Recorder zu programmieren, damit Charmed aufgezeichnet wird.
Im schon bald folgenden Abnabelungsprozess gibt es einen wichtigen Wendepunkt, an dem auch Jane tränenreich erkennen wird, dass ihr kleines Schätzchen nun zum echten Mann wird: die erste Bärenjagd steht an. Wild und gefährlich, wie das Leben für junge Rabauken ist. Natürlich diskutierten Jane und Tarzan ordentlich darüber: „Jetzt ist er soweit.“ – „Ist er nicht.“ – „Ist er doch.“ – „Nein, ist er nicht.“ – „Doch.“ Am Ende wird jede Jane erkennen, dass sie ihren Sprössling nicht halten kann. Bestens von Tarzan erzogen und auf die grausame Welt vor der Tür gut vorbereitet, wird Tarzan junior nach seinem 18. Geburtstag sein Ränzlein schnüren und hinausziehen in die weite Welt – sie erobern und sich untertan machen. Jane juniose wird dagegen eines Tages („KIND! Viel zu früh!!!“, wie Jane immer meint) von einem ungestümen Tarzan junior aus dem Haus geholt – auf den ersten tausend Metern von Tarzan verfolgt, der seine Tochter wiederhaben will.
Das alles ist natürlich nicht leicht für Jane. Und oft genug kommt Junior ja bedauerlicherweise auch zurück ins Hotel Mama zur heimischen Waschmaschine, zu Kühlschrank und der Weinsammlung. Dabei muss eines klar sein: Tarzan senior lässt sich aus seinem Heim nicht so leicht verdrängen, notfalls kämpft er auch mit seinem Sohn um das Sagen im Haus. Die Tochter nimmt er ohnehin gerne wieder auf, wenn sie von einer Flasche sitzen gelassen wurde. Mit der Flasche führt Tarzan später noch ein kurzes Einzelgespräch.
Die Erzfeindin im eigenen Haus
Da ist der Umgang mit einer Katze für Tarzan doch einfacher: Ihr muss er nicht beibringen, Anti-Viren-Programme zu installieren, und sie kann auch nicht mit einem Streichholz Feuer machen. Und nach 18 Jahren ist mit ihr ebenfalls Schluss, aber immerhin ohne dass dem jahrelanges pubertäres Gezeter vorausgehen würde. Was es aber zu
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