Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
komplett anders aus, die gemeinsamen typisch-männlichen Rituale müssten wohl ausfallen. Oder wie sollte Mann nach einem gelungenen Geschäftsabschluss, nach der großen 4000-Kilometer-Transport-Tour von Lissabon nach Hamburg mit einem Konvoi von vier Achtzehntonnern, wie nach dem erfolgreichen Beutezug gegen das Tigerrudel noch gemeinsam auf einen kurzen Abstecher ins Bordell gehen, wenn die goldene Kreditkarte in der Handtasche einer Frau steckt?
Jobs – garantiert ungeeignet
Entscheidend dafür, dass alles seinen geordneten Gang gehen kann, ist daher die Wahl des Jobs. Was Tarzan zum Beispiel gar nicht kann, ist Sabbeln wie ein TV-Moderator. Das ist echte Frauenarbeit: gut aussehen und schwafeln. Oder aus dem Off hauchen: „So, Tarzan, jetzt musst du dich entscheiden. Nimmst du Kandidatin eins, die dir immer treu ergeben sein wird und sich toll aus dem Baströckchen strippen kann, oder Kandidatin zwei, die deine Chefin sein möchte, um dich zum Diktat zu rufen und bei dir Kaffee zu bestellen. Oder wählst du Kandidatin drei, die engagierte Vorsitzende des Clubs „Freiheit für Frauen 04“ und Gewinnerin des Wen-Do-Sport-Awards 2011 und 2010.“ Solche Sachen kann Jane wirklich super. Aber Bürschlein, die sich inmitten von Kabel- und Pappschilderträgern hinter Schreibtischen verstecken und aufgeschriebene Fragen wie „Was hat das damals mit dir gemacht?“ ablesen oder: „Wollen Sie über Ihr erstes Mal reden?“ sind Tarzan ausgesprochen suspekt. Genauso wie eine Ansage à la: „Komm, wir kochen was Leckeres wie Blumenkohl an Artischocken-Sud und geklopften Kartoffeln in 1987er Haberschlachter Krötenschlund und reden dabei ganz zwanglos ein bisschen über deinen letzten vollkommenen Absturz ins Drogenmilieu.“ Das reizt Tarzan wirklich nicht: Diese Schwiegermuttertypen werden vermutlich von der allmächtigen Fernsehindustrie längst in Köln-Hürth geklont. Geschieht aber etwas, das nicht in ihr programmiertes Programm passt, ist die Aufregung groß: Sagt ein Fußballtrainer wenigstens EINMAL klar und deutlich, was Sache ist („Das war Käse! Großer Käse. Ganz großer Käse. Käse.“) und bringt dann noch zum Ausdruck, was ihn nervt, herrscht Chaos. Der Moderator erschrickt, lehnt sich zurück und lächelt – in der Hoffnung, ganz schnell ausgeblendet zu werden –, um diese wirklich unartigen Worte nicht weiter hören zu müssen. Die Aufnahmeleitung erbleicht und weiß gar nicht, wohin schalten, der Blätterwald rauscht tagelang und fragt: „Darf der das?“ Wäre der beteiligte Moderator ein Tarzan gewesen und kein rasiert-blasierter Weißbiertrinker, er hätte dem Trainer zugestimmt und hart, aber herzlich mit ihm diskutiert. Stattdessen wurde er in Talkshows eingeladen, um ganz zwanglos darüber zu plaudern, wie furchtbar es für ihn war, als ein Gast plötzlich seine Meinung vertrat.
Wie sehr einen Mann dieses Geschäft verweichlichen kann, beweist Günther Jauch: Der darf in der Werbung sogar im Bad einer badenden Schönheit auftauchen, ohne dass diese sich sexuell belästigt fühlt oder ihn möglicherweise sogar in die Wanne ziehen wollte. Im Gegenteil lauscht sie seinen Erläuterungen für irgendein Produkt. Günther ist offenbar schon geschlechtslos geworden, sodass er nicht einmal mehr im Badezimmer stört. Genauso wenig wie eine Waage. Für diesen ultimativen Schwiegersohn könnte die letzte Herausforderung so aussehen: Er interviewt sich selbst als Stern-TV-Moderator, weil er im Sportstudio einen Gesprächspartner hatte, der klar und deutlich seine Meinung gesagt hat. Und dieses wunderbare Interview – „Tut mir echt wahnsinnig leid, Günther, du, dass ich dich jetzt abwürgen muss, aber da draußen hinter der Bühne sitzt der Günther, den ich auch noch interviewen muss. Toll, dass du da warst.“ – unterbrechen muss, weil „Wer-wird-Millionär“-Jauch backstage ist. Und deshalb geht der Sport-Jauch aus dem Studio, der sofort von dem Günther abgelöst wird, der schon fünf Millionäre auf RTL gemacht hat. In der Werbung dazwischen: Günther Jauch und die Klassenlotterie, Otto und Bier im Regenwald, Günne als Dauerwerbesendung für genmanipulierte Schwiegersöhne. Kein Wunder, dass auch die Omi-Generation mit echten Kerlen nichts mehr anzufangen weiß und stattdessen beim ersten Treffen mit Tarzan, dem Auserwählten ihrer Tochter, stammeln, dass Günne diese Antwort aber sicher gewusst hätte oder sie jetzt lieber einen Fifty-Fifty-Joker setzen wollen, und hoffen,
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