Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
bedenken gilt: Die Katze ist immerhin und schlicht und ergreifend Tarzans natürlicher Feind. Tarzan hatte mit Katzen – zumal wilden – immer Probleme. Deshalb der legendäre Kampf gegen Sabor. Schwierig wird’s aber, wenn Jane Tarzan mit dem Blick, der (fast) immer wirkt, ganz lieb anschaut, leise schnurrt und ein Kätzchen möchte: „Sooo eine Süße, schau nur. Und die rauhe Zunge.“ Dass Katzen Tarzan nach mühselig durchzechter Nacht in aller Herrgottsfrüh per Prankenschlag wecken, ihn wach starren (das Anstarren gehört im Tierreichen zu den aggressivsten Verhaltensweisen, die es gibt), im Klo die Streu verteilen, bis Tarzan des nächtens nur noch mit knirschenden Cowboystiefeln zum Pinkeln gehen kann, ihre Haare überall verteilen, das teure Ledersofa samt Sesseln zerkratzen, in die Ecken pinkeln, beim Sex zugucken und sich am Ende irgendwie beteiligen wollen … das alles ficht Jane nicht an. Sie tut alles, um Tarzan die größte Widersacherin ins Haus zu holen. Als Verstärkung quasi.
Doch Tarzan stellt sich dem: Zwar ist ihm klar, dass die Reinigung des Katzenklos an ihm hängen bleiben wird – weil Jane sich GERADE die Fingernägel lackiert hat, der Müllsack mit der Streu so schwer ist, dass Jane ihn nie nicht hochbekommt, sie aber weiß, dass Tarzan ihn immer hochbekommt. Das setzt natürlich voraus, dass Tarzan den schweren Gigantensack aus dem Sonderangebot („Der ist viel billiger, als der kleine 20-Kilo-Sack, Liebling“) mal wieder in den fünften Stock getragen hat. Und auch das Katzenfutter muss Tarzan raufschleppen, da er schließlich für die Essensbeschaffung zuständig ist. Alle Dosen. Immer. Und nicht etwa das billige Futter, es sollte schon das etwas bessere sein für die sooo süße Katze. Das dafür nötige Geld kann Tarzan ja beim Benzin oder Billard einsparen, meint Jane und massiert sich eine weitere Handvoll des sündteuren All-Sport Non-Freeze Face Protectors in ihre herrlichen Wangen.
Und hat sich Miezi in die Regenrinne verirrt, ist es selbstverständlich Tarzan, der seine alten Schwingerkünste unter Beweis stellt und sich an der Rinne entlanghangelt, wobei er zulässt, dass Miezi ihre ängstlich ausgefahrenen Krallen in seinen Unterarm schlägt, um sie trotz allem lächelnd zu retten. Zurück in der Wohnung wird natürlich Miezi geherzt. Tarzan dagegen muss, und zwar zackzack, eine Dose Katzenfutter aufmachen und servieren – als Belohnung.
Was am Ende übrig bleibt
Oder wäre es doch besser, all dem zu entfliehen, sich in die Arbeit zu stürzen und toll Karriere machen? So viel Kohle ranzuschaffen, dass Jane sich jede Menge Kinder, Kindermädchen (Jaaa!) und Katzen zulegen kann? Und trotzdem noch genug Geld für alle anderen Notwendigkeiten übrig bleibt. Seitdem Tarzan nach und nach die Welt für Jane zivilisiert, mit Leckereien gefüllt und prima Stoffe hergestellt, pfiffige TV-Sendungen produziert, knuffige Autos gebastelt hat und permanent sonstige Höchstleistung hervorbringt, ist die Welt für ihn selbst schwieriger geworden. Sooo leicht lässt sich auch kein tolles Jane-Tool mehr erfinden, und nicht jedes wilde Tier, dass Tarzan heutzutage erblickt, gehört auf der Stelle erlegt oder gezähmt. (Selbst wenn er diesen Reflex häufig verspürt – angesichts anderer Autofahrer oder dämlicher Damen.) Selbst das urmännliche Geräusch des Schnarchens erfüllt keine Funktion mehr und wird von Gala-Abonnentinnen mit dem Rauswurf aus dem Schlafzimmer geahndet. Boxen ist noch immer nicht gesellschaftsfähig, und (legale) Autorennen sind langweilig geworden, wenn der ewig siegende Kerpener mitfährt. Es ist für Tarzan schwer geworden, eine angemessene Beschäftigung zu finden, wenn die Tchibo-Akkuschrauber schon von zarten Frauenhänden geschwungen werden und sich nicht einmal IKEA-Regale nur von echten Kerlen aufbauen lassen.
Für den durchschnittlichen Fleischerei-Fachverkäufer bleiben in Janes Augen nur noch wenige Aufgaben, die seiner würdig sind: das Kelleraufräumen gehört dazu. Denn dort liegt all der Unrat, den Jane seit Jahren von seinem Geld kauft, der höchstens zwei Tage in der Wohnung steht und dann im Keller verschwindet. Und weil die mit Klamotten und Kleinmöbeln, mit Fotos und Lampenschirmen gefüllten Kartons innerhalb weniger Tage von grauenvollen Killerspinnen und grässlichen Mammutasseln annektiert und eingewoben werden, ist’s am Mann, immer mal wieder einen passenden Schal – „Doch nicht den lilanen, den rosanen wollte ich
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