Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
rennt, er ihren Hormonschwankungen schutzlos ausgesetzt ist … Solche Gedanken gelten heute schon als pervers! Häufig erscheinen dann auch noch die aus der wunderbaren Ferne angereisten Schwiegereltern, die Tarzan im Zweifelsfall ebenfalls beschimpfen, weil er sich nicht genügend um Jane kümmert. Spätestens ab jetzt muss er beständig beschwören, wie sehr er das Kind bereits in ihrem Bauch rumoren spürt – selbst wenn er das für Blähungen hält – und schon auf dem verschwommenen Ultraschallbild die Ähnlichkeit mit Onkel Paul (mütterlicherseits) bewundern. Selbst wenn’s ein Mädchen wird.
Ganz schwere Zeiten für Tarzan. Weit weg vom Country-Schuppen, die Club-Jahreskarte hat er vorsichtshalber schon mal Willi geliehen, das Bike steht abgemeldet auf einem Tiefgaragenplatz am anderen Ende der Stadt, die nette Bedienung im Pilsstüberl kennt nicht einmal mehr seinen Namen. Ebenfalls eher spaßfrei ist es für die werdenden Väter, im Geburtsvorbereitungskurs auf einer Sportmatte zu liegen, die Beine anzuziehen und dabei gaaanz laut zu schnaufen. Fragt ihn dann noch die dicke Hebamme mit dem Doppelnamen, wie er sich dabei fühlt, kommt ihm das kalte Grausen. Dann folgen die von anhaltenden Hormonschwankungen gereizten Streitereien um den richtigen Namen, weil Jane nicht einsieht, das „Tarzan junior“ ein klasse Name ist, der sogar kompatibel zu fast allen gängigen Nachnamen ist. Und allemal besser als Friedhelm – „So wie Onkel Friedhelm, weißt du noch?“ – oder Hakan („Als Mahnung für das Unrecht, das den Kurden angetan worden ist.“). Und wofür das alles? Um eines Tages im Zoo einen Tobsuchtsanfall zu bekommen, weil der seit zwei Stunden quengelnde Tarzan junior wissen will, warum Erdmännchen Erdmännchen heißen.
Was Wunder wenn die Männer – über ihre Rolle im Unklaren – die Symptome ihrer schwangeren Frauen übernehmen. „So schön wie die werdende Mutter möchte ich es auch mal haben“, denken sie und imitieren das Verhalten der Frauen: Stopfen sich erst mit Currywürsten, dann mit zahllosen Eistüten voll, bekommen einen dicken Bauch und sind ständig gereizt.
Schön ist es, auf der Welt zu sein
Zwangsläufig folgen nach dieser Phase die einschneidenden Erlebnisse im Kreißsaal. Erst muss ein neuer Arzt geholt werden, weil der erste partout nicht wollte, dass Tarzan alles genau filmt und nun selbst versorgt werden muss. Und da Jane offensichtlich Schmerzen erleidet, muss noch ein dritter Arzt kommen, der den zweiten ablöst. Denn Tarzan sieht Jane nicht gern leiden. Jane indes weiß vor und auch nach der Geburt nicht wohin mit ihrer Zärtlichkeit und ist eine ganze Zeit lang ebenfalls verwirrt. Den gütigen Gatten mal wieder in den Arm nehmen? Dann müsste sie Junior für eine Millisekunde aus den Augen lassen. Das geht nicht.
Eine Zwickmühle, denn sie glaubt, Tarzan könnte es ihr übel nehmen, wenn sie ihn die ersten zwei bis drei Jahre nicht mehr so beachtet, wie Tarzan es gewohnt war. Doch er – immerhin der Herrscher des Dschungels! – wird auch damit fertig. Meistens besser als Jane, die vorsichtshalber sogar ihren Drang nach Sex unterdrückt. Ihre sonst so herrlich hallenden Lustschreie könnten den kleinen Stammhalter in seinem Schlaf stören, so lauten Janes Bedenken. Tarzan sieht darüber hinweg: Weiß er doch, dass Jane sich in ihrer neuen Mutterrolle glücklich fühlt. Problematisch wird es für sie vielleicht, wenn nach dem ersten das zweite und das dritte Kind kommen.
Anstrengend im fortgeschrittenen Alters des Nachwuchses sind die pausenlos gestellten und schon erwähnten Fragen wie: „Papa, warum heißen Erdmännchen Erdmännchen?“ „Ja“, fragt sich auch Tarzan. „Warum eigentlich?“ Leider fragt Junior nicht auch noch, wie Erdmännchen schmecken. Das könnte Tarzan sicher schnell erkunden, doch dieses Erlebnis würde inklusive der ersten Festnahme von Vater und Sohn als bleibende, aber wenig angenehme Erinnerung in die Geschichtsbücher der Familie eingehen. Vor allem der Schwiegervater, der als bald pensionierter Richter am Amtsgericht eine ganz andere Vorstellung von einem Schwieger-Tarzan hat als Jane, wäre sicherlich unglaublich unglücklich darüber.
Von Vaterpflichten und -freuden
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die klassische Vaterrolle gewandelt: Die Kinder wurden in Krippen großgezogen, Horden von Frauen umringten sie. Echte Männer haben die Kleinen nur von fern gesehen. Doch spätestens, wenn Junior
Weitere Kostenlose Bücher