Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Lass dir das gar nicht erst einreden. Ein Mann wirst du nicht durch das Tragen des Multi-Tool in der braunen Ledertasche am Gürtel. Erst wenn du in Patagonien mitten in der Nacht den Geländewagen repariert hast, dann …
Ansonsten reicht Tarzan auch für Patagonien eine gute Karte und ein bisschen Pfadfinder-Basiswissen. Wer mit ein paar Hölzern Feuer machen kann und sein Messer beherrscht, erlegt für Jane sogar lecker-nahrhafte Hirschkäfer. In Patagonien ist deine Daunenjacke genauso gut aufgehoben wie der Benzinkocher, der in 8000 Meter Höhe einen Liter Wasser bei dem Sauerstoffgehalt immer noch in zwölf Minuten zum Kochen bringt. Doch nur wenige trauen sich ja tatsächlich in die Weiten des Westens. Vielmehr tragen auch hier unendlich viele Männer Daunenjacken, hegen ihre Benzinkocher und wetzen die Messer, ohne je auch nur einen Schritt außerhalb der scharf bewachten Umrandung ihres Club-Dorfes getan zu haben. Der Urlaub war ja auch teuer genug. So mit All Inclusive und so. Es soll sogar ein paar Frauen geben, die sich auch im klimatisierten Hotelzimmer mit den wirklich wichtigen Vorteilen des Everest-Kochers ins Bett drängen lassen. Das sind aber nicht mal Janes.
Warum solltest du also eine Daunenjacke besitzen? In unseren mitteleuropäischen Breiten ist dieses Bekleidungsstück bestenfalls in Skandinavien angemessen, wenn du mit deinem Volvo Eis brichst. Aber warum solltest du das tun? Mit einem Volvo??? Hätte Tarzan sich schon mal das Bisonfell umgehängt, weil er von durchreisenden Gorillas gehört hat, dass es am Südpol eiskalt ist? Hätte er den Benzinkocher gewollt, damit er – natürlich nur wenn er wollte! – auf dem Everest ’ne Tütensuppe kochen kann? Nein. Lässt du dir von geschickt geschulten Marketing-Strateginnen, die dir kommunikativ einfach überlegen sind, weil sie 5000 Jahre den Lehrgang „Reden am Feuer“ hinter sich haben, bonbonbunte Daunenjacken aufschwatzen? Jedes Jahr eine neue? Für diesen einen Tag im Jahr, an dem es so kalt ist, dass du ohnehin im Bett besser aufgehoben bist? Na siehste. Du nicht. Du bist Tarzan.
Mit der Technik versöhnt
Doch es gibt durchaus technische Entwicklungen, die Tarzan sich auch hierzulande zunutze macht: Wireless Local Area Network zum Beispiel. Oder W-LAN, wie der gemeine Saturn-Verkäufer zu sagen pflegt. Mit einem W-LAN-Laptop kann Tarzan zum Beispiel auf dem Sofa sitzen, das Fußballspiel angucken und gleichzeitig eine Mail schreiben, die er direkt an seine eigene Telefonnummer schickt. Ist das Telefon dann auch mal frei (Jane nutzt ja die Gelegenheit nicht etwa um in aller Ruhe mal die Club-T-Shirts zu bügeln, sondern palavert mit ihrer Freundin!), liest ihr die sagenhafte Computerstimme (männlich, herb) vor: „Hol. Mir. Bier.“ Jane muss also nicht extra in das Wohnzimmer gehen, sondern bekommt quasi persönlich die freundliche Bitte um Unterstützung der eigenen Elf vorgesprochen. Das ist toll. Das ist Tarzan-Technik.
Oder der gesplittete Bildschirm, auf dessen einem Teil der Home-Order-Kanal läuft, der dir die wundervolle CD-Collection The Greatest Western Hits – Yeeaaahhh! Babe! – anpreist, während auf der anderen Hälfte die Cheerleader vom Super - Bowl Arme und Beine und was so dazwischen hängt in die Luft und irgendwie auch in deine Richtung werfen. Oder wo Jane Casablanca gucken kann und Tarzan parallel Barb Wire. Solcherlei Technik findet im Übrigen auch Jane toll. Zwar würde sie nie zugeben, dass sie den Flachbildschirm (72 Zentimeter sichtbar! 160 Grad Blickwinkel. Jaaa!) gern hätte, geschweige denn 4000 Euro – preisgünstiger kriegt man den nie – dafür auf den Tisch legen wollte. Oder dass sie nicht versteht, warum es der Festplatten-DVD-Player sein muss. Aber schließlich bietet sich ihr kaum die Möglichkeit, in Robert Redfords Nasenloch zu schauen, wenn es im gemeinsamen Haushalt nicht die tolle Lupenfunktion auf dem von dir gekauften, eingebauten und installierten DVD-Player gäbe. Also.
Wenn sie dich also auslacht, weil du die c’t liest, oder sich darüber lustig macht, dass du in deinem Hobbyraum wieder einmal daran arbeitest, die Welt doch noch mit dem Perpetuum Mobile zu beglücken, oder wenn du im Kaufhaus vor dem Beamer stehst und sie mault: Verweise sie auf ihren Platz in der Küche. Sie freut sich doch sonst so über die Wahnsinns-Cappuccino-Maschine, die diesen wunderschönen sahnigen Kaffee braut, den bislang nur Alfa-fahrende, schwarzhaarige Italiener mit ihren Corriere
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