Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
echte Männer bei ihrem Treffen rituell um den Bierkasten, sehen zu, wie die Mitmänner mit den Zähnen Bierflaschen öffnen, lauschen dem Knacken der Kronkorken und dem Zippen der Zippos sowie den spannend erzählten Geschichten: Besonders andächtig lauschen die Jungs an der Stelle, wo du der jungen, blonden Polizeimeisterin erklärt hast, dass du nicht blasen wolltest, sie aber gerne bei dir könne. Und wie dann der hässliche große Kollege aus dem VW-Bus ausstieg, in den du dann einsteigen durftest. Sicher hättest du auch ’ne SMS schreiben können, deine Kumpels hätten sie immer und immer wieder lesen können. Doch damit hätte die Geschichte deutlich an Charme verloren.
Technik, die ein Mann nicht braucht
Zu Tarzans gesellschaftlichem Tod könnte führen, dass es immer mehr Geräte und technische Hilfsmittel gibt, die das Leben für wahre Männer immer unsinniger machen. Eines der ersten, die einem echte Denkarbeit abgenommen haben, war: nein, falsch, nicht der Taschenrechner. Denn die mathematischen Operationen in der Volksschule – von Lehrerinnen aufgegeben! – hätten die meisten auch allein mit ihren Fingern und Zehen hinbekommen (vorausgesetzt, sie waren fantasievoll genug, sich ihre Finger als Bauarbeiter und ihre Zehen als zu grabende Gruben vorzustellen). Vielmehr handelt es sich um den Funkwecker. Damit war END-LICH diese fruchtlose Frauendiskussion beendet, ob die Sonne bei der Umstellung zur Sommer- respektive Winterzeit nun früher aufgeht, ob sie weniger irre wichtigen Schönheitsschlaf bekommt, ob es früher hell oder später dunkel wird und vor allem, warum denn diese Zeiten überhaupt eingeführt worden sind. Mit einem Blick lässt sich die aktuell gültige Zeit eindeutig ablesen.
Bestenfalls von Jane unterdrückte Weicheier in hellblauen Frottee-Schlafanzügen stehen in der Nacht der Zeitumstellung um zwei (oder doch erst um drei?) Uhr auf, werfen einen Blick auf den Wecker, rufen die im gemeinsamen Bett schlafende Freundin auf dem Handy an und fragen, ob sich auf dem Radiowecker die Anzeige genauso toll weitergedreht hat, wie der Zeiger der Funkuhr in der Küche gewandert ist.
Tarzan dagegen schaute schlicht auf den Mond oder die Sonne. War es bewölkt, musste er sowieso nicht ganz genau wissen, wie spät es eigentlich war. Denn an solchen Tagen lag Tarzan im Bett und hielt seine Jane warm. Und überhaupt. Hätte Tarzan gesagt: „Stell dir vor Jane, um 17:34 Uhr kam dieser Tiger aus dem Gebüsch und ich … es war jetzt schon 17:35 Uhr … spring ihn an, dann … es war genau 17:40 Uhr … heb ich die linke Hand …“? Sicher nicht. Warum auch? Selbst die Zeit richtet sich nach Tarzan. Ist er müde, schläft er, hat er Hunger, isst er. Frauen jedoch, vermutlich vom immerwährenden Wunsch nach einem sabbernden Kleinkind und dem damit verbunden Wissen um die fruchtbaren Sekunden dazu verdammt, gucken ständig auf die Digitaluhr.
Genauso wenig, wie demzufolge Tarzan eine Uhr braucht, muss er ständig hören, wo er ist. Das weiß er doch sowieso. Deshalb will er auch keinen GPS-Empfänger am Gürtel, im Handy oder gar am Handgelenk. Schon gar nicht beim Joggen im Stadtpark. Das ist vielleicht etwas für Weicheier, doch die müssen darauf achten, dass der Empfänger keine Störungen beim gleichzeitigen Tragen des Herzfrequenzmesser erzeugt. Auch den haben diese Typen bestimmt von ihren Frauen bekommen (bei Tchibo gekauft, auf Empfehlung der Nachbarin aus dem zweiten Stock). Das einzige Messer, das Tarzan hat, macht er sich aus eigens und persönlich abgebautem Erz selbst. Das bindet er sich dann aber nicht um die Brust; und schon gar nicht lässt er sich vorschreiben, wie viele Schritte er machen darf, bevor ihn der Herztod ereilt oder irreparable Schäden an der Lunge eintreten, von denen er im Urwald eh noch nie nicht gehört hat.
Kein Wunder, dass Pseudo-Mann Bohlen einfach der sexy Stimme des Navigationsgeräts in seinem Auto folgt und sich damit gleich selbst disqualifiziert. Das verkündete er dann auch noch auf riesigen Plakaten. Lachhaft. Der Mann findet offenbar nicht einmal nach Hause, wenn er nicht ein entsprechendes Gerät besitzt. Wie sollte denn das aussehen? Bohlen sagt: „Ich Dieter, du Naddel.“ Und stottert weiter: „Wir können zu mir … äähh … gehen. Ich weiß aber nicht genau, …wo’s längs geht.“ Supi. Naddel weiß das sowieso nicht. Was also tun? Weiter durch den Urwald schusseln, den Wald vor lauter Bäumen übersehen und hoffen, dass
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