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Ich übe für den Himmel

Ich übe für den Himmel

Titel: Ich übe für den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patmos
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die scheinen mir in Ordnung zu sein.
    »Das war unser geheimes Geisterhaus, ganz lange.«
    »Tut uns leid, dass wir das Loch jetzt dichtmachen müssen.«
    Ich beobachte, wie sie schweißgebadet und fluchend tiefe Löcher in den harten, trocknen Boden graben und die Büsche mit den tausend stacheligen Blättern einpflanzen, dicht nebeneinander. Die Stechpalmen füllen die Öffnung genau aus. Ich kann noch nicht einmal mehr das Haus sehen.
    »Tut uns echt leid«, wiederholt einer von beiden, als er beim Einpflanzen mein entsetztes Gesicht sieht. »Auftrag ist Auftrag, wir können nichts dafür.«
    Jetzt müssen Eddie und ich uns etwas anderes überlegen, falls wir weiterspionieren wollen.

Zehn
    »Frau Schröder, Frau Schröder …« Atemlos springe ich die Treppenstufen hoch. Zum Glück brauchte ich heute nicht lange zu warten. Sie hat nach meinem Sturmläuten an ihrer Haustür sofort geöffnet.
    »Wo brennt’s denn?«, fragt meine alte Freundin, als sie mich in die Arme nimmt. Ihr Maiglöckchenduft beruhigt mich ein wenig.
    »Stellen Sie sich mal vor, der neue Nachbar hat unser Guckloch mit stacheligen Büschen zumachen lassen! Und Jonathan und Larissa habe ich seit Tagen nicht mehr gesehen. Meinen Sie, der Vater hat die echt eingesperrt?«
    »So, jetzt komm erst mal mit auf den Balkon. Zufällig ist der Tee schon fertig.« Ich trage das Tablett von der Küche nach draußen und sehe, wie sich Frau Schröder aus der kleinen Holzkiste im Bücherregal eine Zigarre nimmt. Das bedeutet: Sie hat viel Zeit für mich. Eine Zigarre ist nicht so schnell verglüht wie ein Zigarillo.
    »Ist es Familie Bellmanns Hecke oder eure?«
    »Das weiß ich nicht. Die war immer schon da. Muss ich Opa fragen.«
    Wir sehen beide auf den Zaubergarten, in dem wir vor Kurzem noch Rosen und Beeren geklaut haben.
    »Tja«, sagt Frau Schröder nach einer Weile, »die Kinder müssen wohl zu Hause bleiben, das haben wir doch vom Vater deutlich gehört, oder? Bist du überhaupt interessiert an den beiden?«
    Darüber habe ich seit dem Pfannkuchenabend nachgedacht. »Eigentlich ist alles von Anfang an ziemlich doof gelaufen. Ich war kratzig, Jonathan war patzig. Wir haben uns ganz schön angemacht, obwohl wir so gut wie gar nichts voneinander wussten. Stimmt, was Opa immer sagt: Wo sich zwei streiten, haben zwei Schuld. Vielleicht war ich auch stinkig, weil sie uns unser Spielhaus weggenommen haben. Außerdem finde ich den Vater zum Kotzen.«
    »Moment mal, Isha. Was hat Jonathan damit zu tun? Der kann sich seine Eltern nicht aussuchen. Mir haben die Kinder eigentlich gefallen.«
    Ich muss tief seufzen. Das Seufzen hilft meistens, mein ungemütliches inneres Grummeln wegzuschicken.
    Irgendwie dämmert es mir, dass ich Jonathan doch nicht ganz so bescheuert finde.
    »Ich war ziemlich fertig, weil Tommy gestorben ist«, fällt mir nur als dünne Ausrede ein. Und dann muss ich gleich wieder heulen. Frau Schröder wartet geduldig, bis ich weiterrede.
    »Und jetzt ist die Hecke zu. Wie sollen wir die Nachbarn denn kennenlernen? Der Vater kann uns doch nicht leiden. Für den sind wir bloß irgendwelche Zirkusleute!«
    »Mir schien Herr Bellmann nicht nur übermüdet zu sein, er ist garantiert auch nicht ganz glücklich darüber, dass er Streit mit seinen Eltern in Dresden hat. Und vielleicht hat er auch noch berufliche Probleme. Das wissen wir alles doch gar nicht. Ich bin mir sicher, die Kinder würden schon gerne mit ihrer Oma und dem Opa Kontakt haben. Und auch mit Eddie und dir.«
    »Und wie soll das gehen?« Frau Schröder sieht mich aufmerksam an.
    »Tja, mein Kind, da musst du natürlich selbst drauf kommen. Soll ich mal Kringel für dich machen?« Sie weiß, dass ich das mag. Frau Schröder zieht genüsslich an ihrer Zigarre.
    Sie wartet meine Antwort gar nicht ab und aus ihrem Mund kommen drei bildschöne Rauchkreise, die langsam zu unserem Feengarten hinüberfliegen. Aber so richtig freuen kann ich mich nicht.
    »Ich glaube, ich habe eine Idee. So, wie ich Herrn Bellmann einschätze, hat er bereits einen Telefonanschluss. Ich rufe jetzt die Auskunft an und erkundige mich.«
    Sie legt ihre Zigarre vorsichtig auf den Aschenbecher und geht ins Wohnzimmer. Ich höre sie sprechen und stopfe mich inzwischen mit meinen Lieblings-Schokoladenkeksen voll, die Frau Schröder für unsere Teestunden immer vorrätig hat.
    Mit einem Zettel in der Hand kommt sie zurück.
    »Familie Bellmann hat Telefon. Jetzt machen wir einen Plan. Dazu brauche ich einen

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