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Ich übe für den Himmel

Ich übe für den Himmel

Titel: Ich übe für den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patmos
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winzigen Sherry. Du auch?«
    »Frau Schröder, ich bin elf.«
    »Meine Güte, ich vergesse das immer wieder. Entschuldigung.«
    »So, weißt du, ob Jonathan in deine Klasse kommt?«
    »Ich glaube ja, Mama hat so etwas von meiner Klassenlehrerin gehört. Larissa wird nach den Sommerferien erst eingeschult, die ist ein Jahr jünger als Eddie.«
    »Gut, wie heißt deine Klassenlehrerin?«
    »Frau Schneider.«
    »In unserem Märchen-, Feen-, Dornröschen-, Zaubergarten haben wir beide festgestellt, dass die Dinge, die man eigentlich nicht machen darf, am meisten Spaß bringen. Stimmt es?«
    »Stimmt.«
    »Gut, dann tun wir das heute mal wieder. Allmählich fängt es an, mir tatsächlich diebischen Spaß zu machen. Wann beginnen die Sommerferien in Hamburg?«
    »In einer Woche.«
    »Wo wohnt Frau Schneider?«
    »Ich glaube am Mühlenberg.«
    »Na prima. Schneiders gibt es im Telefonbuch wie Sand am Meer. Holst du mal das Telefonbuch?«
    Frau Schröder pafft vergnügt weiter. Ich bin gespannt, was sie sich ausgedacht hat.
    »So, du suchst jetzt die Nummer deiner Lehrerin und schreibst sie mir für alle Fälle auf, falls etwas schief geht. Ich setze jetzt alles auf eine Karte.«
    Zum Glück finde ich die Nummer ziemlich schnell.
    »So.« Die kleine Frau Schröder setzt sich in Positur. »Jetzt bin ich Frau Schneider!«
    »Hat deine Lehrerin auch eine tiefe Stimme?«
    »Nee, nicht so tief wie Ihre.«
    »Gut, dann mache ich meine etwas höher, etwa so. Erst mal üben.«
    Sie hält sich die Zigarre mit der Glut nach oben wie ein Telefonhörer ans Ohr und piepst gekonnt: »Guten Tag, Frau Bellmann, hier spricht Frau Schneider. Ich bin die künftige Klassenlehrerin Ihres Sohnes Jonathan. Könnte ich ihn bitte mal für einen Moment sprechen?«
    Mir fällt fast die kostbare Porzellantasse aus der Hand.
    »Hast du verstanden, was ich vorhabe?«, lächelt Frau Schröder vergnügt.
    »Ich glaube nicht so ganz.«
    »Ich werde Jonathan bitten, zu mir zu kommen und dann sehen wir weiter. Ich bin mir sicher, er darf kommen. Ich bringe ihm gleich bei, woher er mich kennt.«
    Frau Schröder sieht mich verschmitzt an.
    Sie wählt die Nummer der Familie Bellmann, stellt auf Konferenzschaltung und Gott sei Dank ist die Mutter am Telefon.
    »Guten Tag, Frau Bellmann. Wir haben uns noch nicht kennengelernt.« Perfekt bringt Frau Schneider ihren eingeübten Satz. Frau Bellmann ist wohl so perplex, dass sie tatsächlich Jonathan ans Telefon holt.
    Er meldet sich.
    »Jonathan, hier ist Frau Schröder und nicht deine Klassenlehrerin Frau Schneider. Wir kennen uns vom Gartenfest bei Isha. Du brauchst jetzt nur noch Ja und Nein zu sagen und danach gibst du mir noch mal deine Mutter. Also: Hast du noch Hausarrest? Vergiss nicht, mich Frau Schneider zu nennen.«
    »Ja, Frau Schneider.«
    »Soso, das wollen wir ändern. Möchtest du mich mal besuchen?«
    »Ja, Frau Schneider.«
    »Dann gib mir mal deine Mutter.«
    Jonathan ruft seine Mutter.
    »Ach, Frau Bellmann, mein Anruf kommt zwar ziemlich unerwartet für Sie, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn Jonathan mich besuchen könnte. Es sind gerade ein paar Kinder aus seiner Klasse hier, und es wäre für ihn bestimmt eine nette Gelegenheit vor den Ferien noch einige von ihnen kennenzulernen. Wir trinken hier auf meiner Terrasse Tee und Saft und die Kinder sind gespannt auf den neuen Schüler. Ist das für Sie in Ordnung?«
    Frau Bellmann sagt erst gar nichts. Schließlich hat Jonathan noch Hausarrest von seinem Vater aufgebrummt bekommen. Doch dann sagt sie mit entschiedener Stimme:
    »Die Idee gefällt mir, Frau Schneider. Ich schicke Jonathan gleich zu Ihnen.«
    »Das freut mich. Geben Sie mir bitte Ihren Sohn noch mal, ich erkläre ihm, wo ich wohne.«
    Jonathan ist sofort am Telefon. »Jonathan, vergiss nicht, mich Frau Schneider zu nennen, du darfst dich auf gar keinen Fall verplappern. Du brauchst nur bei dir aus der Haustür zu gehen, dann gehst du die Straße so weit nach rechts, bis du zu einer kleinen Kreuzung kommst, an der eine Eiche steht, dort rechts und wieder rechts. Und schon bist du da. Hausnummer 12, erster Stock.«
    »Ja, ich habe es verstanden, Frau Schneider. Danke und bis gleich.«
    »Auf Wiedersehen, Jonathan.«
    Frau Schröder und ich kugeln uns vor Lachen, nachdem sie den Hörer aufgelegt hat. »Sie sind ja supergut im Lügen! Toll!«
    »Das sind Notlügen. Die braucht man hin und wieder im Leben.«

Elf
    Als Jonathan an der Seite von Frau Schröder auf der Terrasse

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