Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Zulassungs-Leuten an der Pitt erkläre, warum ich in diesen Kursen durchgefallen bin. Dad brachte immer wieder das Wort »Verlust« ins Spiel, was so klingt, als hätte ich irgendwo was liegenlassen. Mom meinte, ich sollte euch Rachel – der Film zeigen, und vielleicht ist es ein Indiz für meine Reife, dass dieser Vorschlag mich nicht veranlasste, mich auch nur fünf Sekunden totzustellen. Dann schlugen Mom und Dad vor, dass ich extra für euch irgendeinen Film drehen sollte, aber nach Rachel – der Film und nachdem ich erfahren hatte, dass Earl definitiv mit dem Filmemachen Schluss gemacht hatte, habe ich mich für immer aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.
Doch dann habe ich nochmal darüber nachgedacht, und es kam mir angebracht vor, mich in irgendeiner Weise zu erklären. Und ich hatte diesen Sommer nichts zu tun, außer diese bescheuerten Nachhol-Kurse zu besuchen, um meinen College-Abschluss zu kriegen. Und ich dachte, jeder kann ein Buch schreiben. Darum habe ich dieses Buch für euch geschrieben, ihr Leute von der Zulassungsstelle an der University of Pittsburgh. Wenn überhaupt, dann dürfte es der Beweis sein, dass gerade nicht jeder ein Buch schreiben kann, es sei denn, wir reden von einem mega-bescheuerten Buch, darum ist es wenigstens in dieser Hinsicht nützlich.
Aber jetzt, nachdem ich es geschrieben habe, ist mir ziemlich klar, dass es keinen Sinneswandel bei euch bewirken wird. Ich meine, sollte es doch dazu führen, dass ihr eure Meinung ändert und mich wieder aufnehmt, müsstet ihr alle gefeuert werden, denn ich habe euch lediglich bewiesen, dass ich eine Niete bin, die keine angemessenen Gefühle hat und eigentlich kein normales Leben führen kann.
Außerdem glaube ich, dass ich an irgendeiner Stelle eure Hochschule beleidigt habe, als ich sie die blödere große Schwester der Carnegie Mellon nannte.
Aber während ich jetzt diese Seite schreibe, ist mir klargeworden, dass ich vom Rückzug aus der Filmemacherei einen Rückzieher machen sollte. Wenn ihr mich also immer noch wollt, dann wäre das toll. Aber ihr solltet wissen, dass ich wahrscheinlich in einem Jahr wieder gehe, um mich bei einer Filmhochschule zu bewerben. Darum werde ich jetzt damit anfangen, Filme zu drehen. Vielleicht versuche ich sogar auch, ein paar Schauspieler dafür zu bekommen.
Ich habe auch so eine Art Erkenntnis über mich gehabt, und ich kann sie genauso gut auch mit euch teilen, da das hier sowieso keiner liest. Dieses Buch macht vermutlich den Eindruck, als würde ich mich und alles, was ich mache, hassen. Aber das stimmt nicht ganz. Ich hasse allein jede Person, die ich jemals gewesen bin. Tatsächlich komme ich inzwischen ganz gut mit mir klar. Ich habe das Gefühl, dass ich irgendwann einen wirklich richtig guten Film drehen werde. Eines Tages. In einem halben Jahr werde ich wahrscheinlich meine Meinung in diesem Punkt wieder geändert haben, aber was soll’s. Das ist eben Teil jener actiongeladenen Achterbahnfahrt, die das Leben des Greg S. Gaines ausmacht.
(Eins möchte ich noch hinzufügen: Nur weil ich einen Rückzieher vom Rückzug mache, heißt das nicht, dass ich dieses Buch verfilmen werde. Das wird in zehntausend Jahren nicht passieren. Wenn man ein gutes Buch verfilmt, passieren lauter blöde Sachen. Wer weiß, was passiert, wenn man versuchen würde, diese unsägliche Kotz-Party zu verfilmen. Wahrscheinlich müsste sich das FBI einschalten, da die Möglichkeit besteht, dass man den Film als einen Akt des Terrorismus verstehen könnte.)
Ich werde hier nur noch mal kurz wegen Madison Hartner durchdrehen. Wie sich herausstellte, geht sie nicht mit einem von den Pittsburgh Steelers, nicht mal mit einem College-Studenten. Zwei Wochen vor Ende des Schuljahrs fing sie was mit Allan McCormick an. Das ist so ein ausgemergelter kleiner Grufti mit noch schlechterer Haut als ich und gespenstisch kurzen Armen und einem großen verhärmten Gesicht, das nicht zum Rest seines Körpers passt. Tatsächlich glaube ich, dass er inzwischen kein Grufti mehr ist. Im Februar hat er aufgehört, morgens mit Scott Mayhew Magic zu spielen und sich zu einem ganz normalen Schlaumeier gewandelt. Trotzdem. Wie sich zeigte, hat Madison Hartner, was die Wahl ihrer Partner angeht, keine hohen Maßstäbe.
Darum schätze ich mal, dass ich die ganze Zeit eine Chance gehabt hätte, mit ihr herumzuknutschen, wenn ich mich in der Cafeteria ein bisschen mehr reingehängt und nicht ganz so viel Zeit in Mr. McCarthys Büro verbracht
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