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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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versaust.«
    »Doch«, sagte ich. »Ich bin einfach irgendwie durchgeknallt. Ich weiß nicht.«
    »Wäre mir nicht mal in den Sinn gekommen, dass du … dass du so was machen würdest.«
    »Es war ein Fehler«, sagte ich, aber Earl sah nicht so aus, als wollte er mir ein schlechtes Gewissen machen. Er wirkte nur irgendwie erstaunt.
    » EINE PHO « , verkündete Thuyen und setzte mir die Suppe vor. Sie roch irgendwie großartig und irgendwie übel. Erst schnupperte ich eine Zeitlang diesen unglaublichen, kräftigen süßlichen Lakritzgeruch, doch dann mischte sich plötzlich noch die Andeutung eines anderen Geruchs darunter, mehr oder weniger nach verschwitztem Hintern. Dazu gab es eine große komplizierte Platte mit Blättern und Früchten und spermaartigen Sojabohnenkeimen.
    Ich grübelte gerade darüber nach, was ich als Erstes essen sollte, als Earl plötzlich sagte: »Ist wahrscheinlich sowieso das Beste, Mann, weil ich keine Filme mehr machen kann. Ich muss mir einen Job suchen oder so. Muss ein bisschen Geld verdienen und endlich aus diesem verdammten Haus von meiner Mom ausziehen.«
    »Ach ja?«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Earl. »Es ist Zeit für was Neues, Mann. Ich kann so nicht weitermachen.«
    »An was für einen Job dachtest du denn?«
    »Mann, keine Ahnung. Irgendeinen Wendy’s managen oder so einen Scheiß.«
    Wir versuchten zu essen. Die Brühe war okay. Die verschiedenen Tierteile waren ein bisschen zu seltsam für meinen Geschmack, weil kleine Knubbel und Zeugs dran waren. Außerdem waren »Rindfleischklößchen« darunter. Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen, so was zu essen.
    Ich weiß nicht, warum ich davon anfing, aber ich sagte: »Wahrscheinlich falle ich in ein paar Fächern durch.«
    »Ja?«
    »Ja, ich habe im Prinzip aufgehört, zur Schule zu gehen.«
    »Stimmt, Mr. McCarthy war sauer.«
    »Na und, er kann mich mal«, sagte ich und bereute es unmittelbar.
    »Erzähl keinen Scheiß«, sagte Earl.
    Dazu sagte ich gar nichts.
    »Du wärst ja blöd, wenn du durchfällst«, fuhr Earl fort. Er schien nicht sauer zu sein. Er klang sehr sachlich. »Dazu bist du doch viel zu schlau, Mann. Du kannst aufs College gehen und so. Einen guten Job kriegen und den ganzen Scheiß.«
    »Ich habe mir überlegt«, sagte ich, »dass ich vielleicht gar nicht aufs College will. Vielleicht will ich lieber auf eine Filmhochschule gehen.«
    »Wieso, wegen Rachel?«
    »Nein. Hat sie irgendwas zu dir wegen einer Filmhochschule gesagt?«
    »Sie hat mich bearbeitet, mich an einer Filmhochschule zu bewerben. Hab mir schon gedacht, dass sie dich auch bearbeitet hat. Ich hab gemeint, spinnst du, Mädchen. Für so was hab ich kein Geld.«
    »Du könntest doch ein Stipendium bekommen.«
    » Mir gibt keiner ein Stipendium«, sagte Earl, und endlich aß er ein paar Nudeln.
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    Irgendwie bedrohlich, und mit vollem Mund, sagte Earl: »Das wird einfach nicht passieren .«
    Wir aßen weiter. Der R & B-K nabe trällerte fröhlich, wie sehr er in sein Mädel verschossen war. Thuyen, der hinter einem schiefen Glastresen stand, sang mit.
    Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht aufhören, über die Filmhochschule zu reden.
    »Ich werde mich wahrscheinlich trotzdem an einer Filmhochschule bewerben«, sagte ich. »Ich schätze mal, dass ich dafür ein paar Filme drehen muss.«
    Earl kaute auf irgendwas herum.
    »Ich weiß ja nicht, ob du mir vielleicht dabei helfen willst«, sagte ich.
    Earl schaute mich nicht an. Nach einer Weile sagte er irgendwie traurig: »Ich kann das jetzt nicht mehr machen.«
    Dann übernahm irgendein sehr ekelhafter und/oder bescheuerter Außerirdischer die Kontrolle über mein Hirn und ließ mich etwas unglaublich Beschissenes sagen.
    »Rachel hätte es wahrscheinlich gut gefunden«, hörte ich mich sagen. »Wenn wir zusammenarbeiten würden.«
    Earl starrte mich eine Weile an.
    »Du hast nichts begriffen, Mann«, sagte er schließlich. Er war barsch und traurig zugleich. »Es macht mir echt keinen Spaß, dir das erklären zu müssen. Ich erklär’s dir auch nicht, ich sag’s dir nur. Das ist die erste … negative Sache, die in deinem Leben passiert. Und da kannst du nicht gleich überreagieren und tierisch wichtige Entscheidungen treffen. Ich sag ja nur. Die Leute sterben. Andere Leute bauen blöde Scheiße. Ich bin von Familienmitgliedern umgeben , die nur blöde Scheiße bauen. Ich dachte immer, ich müsste was für sie tun und so. Und ich will immer noch was für sie tun.

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