Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
hätte.
Obwohl, wenn man’s recht bedenkt, wäre ich mir da gar nicht so sicher.
Apropos Mr. McCarthy: Wie sich herausstellte, ist er kein Kiffer, und er versetzt seine Suppe auch nicht mit Marihuana. Als wir high wurden, lag das an den Keksen vom Mittagessen, das Earl an jenem Tag zur Schule mitgebracht hatte. Maxwells damalige Freundin hatte sie für Maxwell gebacken, und sie enthielten übermäßige Mengen an Shit. Earl erfuhr das erst Monate, nachdem es sich ereignet hatte, bei einer Gelegenheit, als er und Maxwell sich gegenseitig grundlos die Fresse polierten.
Das war beruhigend. Auch passte es zu dem, was ich über die Welt der Drogen weiß. Denn in Wahrheit könnte ein Lehrer, der buchstäblich die ganze Zeit high ist, nicht so interessiert und unvorhersehbar und faktenbegeistert sein wie Mr. McCarthy. Stattdessen würde dieser Lehrer ununterbrochen irgendetwas essen und unfähig sein, in zusammenhängenden Sätzen zu reden.
Was Earl angeht, so haben wir uns seit Thuyen’s Saigon Flavor noch ein paarmal getroffen. Er arbeitet jetzt bei Wendy’s. Er ist zu klein, um an der Kasse zu stehen, und das macht ihn rasend. Er wohnt immer noch zu Hause, aber er spart, damit er irgendwann ausziehen kann.
Es ist komisch, zusammen herumzuhängen, ohne Filme zu machen. Wir sitzen da und reden stattdessen über unser Leben. Ich habe ihn während der letzten paar Monate irgendwie besser kennengelernt als während all der Jahre, in denen wir die Gaines/Jackson-Filme drehten, und eins muss man sagen: Earl ist total verrückt.
Insgeheim habe ich die Hoffnung – ich weiß, es ist bescheuert – , dass ich die Filmhochschule absolvieren und unmittelbar danach einen großen erfolgreichen Film machen und dann gleich eine Produktionsfirma gründen und Earl als Mit-Geschäftsführer anheuern kann. Aber das wird definitiv nicht passieren. Sollten wir je wieder zusammenarbeiten, dann wohl bei Wendy’s. Ich fasse es nicht, dass ich das gerade getippt habe. Das ist das Deprimierendste, was ich je im Leben getippt habe. Stimmt aber wahrscheinlich trotzdem.
Ich schätze, ich möchte noch eine letzte Sache über Rachel loswerden. Rachel starb etwa zehn Stunden, nachdem Mom und ich das Krankenhaus verlassen hatten. Es gab eine jüdische Trauerfeier in unserer Synagoge, und Gott sei Dank hat mich niemand gebeten, irgendwas zu sagen, und sie haben auch den Film nicht gezeigt, den wir gemacht haben. Rachel wurde eingeäschert, und ihre Asche wurde im Frick Park verstreut, wo sie anscheinend als Kind gern gespielt hat. Sie ist mal abgehauen und hat sich dort versteckt, als sie sieben war – nicht, weil sie von zu Hause weglaufen wollte, sondern offenbar nur, weil sie im Wald leben und ein Eichhörnchen werden wollte.
Es war merkwürdig, selbst nach ihrem Tod noch etwas Neues über sie zu erfahren. Irgendwie war es aber auch tröstlich. Ich weiß nicht, warum.
Vielleicht sollte ich versuchen, sie in meinen nächsten Film einzubauen. Ich weiß nicht.
Mal ehrlich? Ich hab keine Ahnung, wovon ich hier rede, verdammt noch mal.
FIN
Danksagung
Dieses schräge kleine Buch hatte viele Hebammen, zu viele, als dass hier alle genannt werden könnten. Aber ich möchte meinen ausdrücklichen und unmöglich zu überbietenden Dank an Maggie Lehrman aussprechen, meine Lektorin und gute Freundin, die mir vom Konzept bis zur Fertigstellung eine großartige und großartig ausgewogene Orientierungshilfe gab und ohne die das Buch buchstäblich nicht existieren würde. Ich danke Matt Hudson, meinem ehemaligen Agenten und ebenfalls guten Freund, der es irgendwie schaffte, eine Reihe von wichtigen Leuten für ein höchst profanes Manuskript über Jungs, die Filme drehen, und ein Mädchen, das Krebs hat, zu interessieren. Ich möchte meinen Eltern, Schwestern und meiner Großmutter im Voraus für all die Gelegenheiten danken, an denen sie die Frage »Ist eure Familie wirklich so?« beantworten müssen. (Nein, ist sie nicht.) Und schließlich bin ich dankbar für Tamara, die dieses Buch liebt, und die ich liebe.
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