Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Sportasse fragten mich, wann ich einen Schwulen-Porno drehen würde. Die Theater- AG ler – das war das Schlimmste – schienen zu glauben, dass wir jetzt so eine Art verbitterte künstlerische Konkurrenz am Laufen hatten, nachdem ich in ihre Aula eingedrungen war. Und die meisten anderen Schüler behandelten mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Abscheu.
Insgesamt nicht so toll.
3. Earl und ich machten einen riesengroßen Bogen umeinander
Wir hatten kein Interesse, miteinander rumzuhängen. Nicht das geringste.
4. Ich hatte eine Art Nervenzusammenbruch und wurde Einsiedler
Ehrlicherweise muss man sagen, dass meine Reaktion auf die Ereignisse nicht die beste war. Die Vorführung hatte im Dezember stattgefunden, und danach bin ich noch eine Woche zur Schule gegangen, und dann, in der Woche vor den Winterferien, stellte ich meine Schulbesuche irgendwie einfach ein. Ich radelte zum Baumarkt, kaufte mir ein Schloss für meine Tür, brachte es etwas schlampig mit einer Bohrmaschine an und verbarrikadierte mich in meinem Zimmer.
Seit der Sache mit dem Film war Dad das einzige Elternteil, mit dem ich noch sprach, und selbst mit ihm wollte ich nicht wirklich reden, darum schickten wir uns gegenseitig SMS . Es war bizarr.
Junge, gehst du heute in die Schule?
nein
Warum nicht?
fühl mich krank
Sollten wir dich zum Arzt fahren?
nein ich will nur allein gelassen werden
Du hast dir also nicht den Arm gebrochen oder so?
warum sollte ich mir den Arm gebrochen haben?
Du bist nicht sehr geübt in der Handhabung von Schlagbohrern! LOL
keine gebrochenen arme
Na, dein Mittagessen steht in der Küche, wenn dir danach ist. Ich bin hier in meinem Arbeitszimmer, falls du was brauchst
Später erfuhr ich, dass Mom das ganze Fiasko dermaßen mitgenommen hatte, dass sie sich von Dad dazu überreden ließ, mich öfter in Ruhe zu lassen als früher. Dagegen hatte ich natürlich nichts. Tatsächlich war die Tatsache, dass Mom sich aus meinem Leben heraushielt, wahrscheinlich das Einzige, was mich an dem Versuch hinderte, nach Buenos Aires zu joggen.
So blieb ich also eine Woche lang einfach in meinem Zimmer und sah mir Filme an. Zuerst sah ich mir die guten an, in der Hoffnung, dass sie mich aufmuntern würden, aber sie bewirkten nur, dass mir wieder bewusst wurde, was für ein lausiger Filmemacher ich war. Dann sah ich mir ein paar schlechte an, aber dabei ging es mir auch nicht besser. Hin und wieder legte ich eine Gaines/Jackson- DVD ein und musste sie nach fünf Minuten wieder auswerfen. Unsere Filme waren einfach dermaßen schlecht. Waren sie einfach. Wir hatten weder Ausrüstung noch Schauspieler. Wir waren nur Kinder, die peinliche Kindereien machten. Ich legte die ein, von denen ich glaubte, sie seien unsere besten, und sie waren grauenhaft. Star Peaces. 2002. Cat-ablanca. Entsetzlich. Eine einzige Zumutung. Langweilig, blöd, unsäglich.
Und am dritten Tag bin ich dann ausgeflippt und habe mir die Schere gegriffen und sie alle zerkratzt und in den Müll geworfen, und ich wusste, als ich es tat, dass es mir davon nicht besser gehen würde, aber ich habe es trotzdem getan, weil: scheiß drauf.
Es ging mir also so schrecklich wie so ungefähr noch nie im Leben, als Dad mich eines Nachmittags auf meinem Handy anrief, um mir zu sagen, dass Rachel wieder im Krankenhaus war.
Neununddreißigstes Kapitel – Nachklapp 2
Als ich Rachels Zimmer gefunden hatte, war Denise da. Wir hatten einander eigentlich nichts zu sagen und saßen beide eine Weile unbehaglich herum. Ich hatte das Gefühl, dass ich wieder abhauen sollte, aber ich wusste, dass es mir dann noch schlechter gehen würde. Rachel war nicht bei Bewusstsein. Anscheinend hatte sie eine Lungenentzündung bekommen.
Ich wünschte mir wirklich, dass Rachel aufwachte. Jetzt, im Nachhinein kommt mir das bescheuert und sinnlos vor, weil ich ihr nichts zu sagen hatte, aber ich wollte einfach nur mit ihr reden. Eine Stunde etwa saß ich so da und starrte sie an.
Ihr krauses Haar war verschwunden, und ihr Mund war geschlossen, darum konnte ich ihre großen Zähne nicht sehen. Und sie hatte auch die Augen geschlossen, weshalb ich auch die nicht sehen konnte. Man hätte jetzt also meinen können, dass die Person, die da lag, gar nicht wie Rachel aussah, aber irgendwie sah sie doch so aus.
Übrigens weinte ich die ganze Zeit, weil es aus irgendeinem Grund nie ganz bei mir angekommen war, dass sie sterben würde, und jetzt sah ich ihr buchstäblich beim Sterben zu, und das
Weitere Kostenlose Bücher