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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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dass etwas nicht
stimmt, ihr Blick hängt gebannt an meinen Lippen.
    Â»Hast du ihr davon erzählt?« Martins Stimme klingt mühsam
beherrscht, so, als würde er jeden Moment explodieren.
    Â»Kann schon sein, wir reden ja viel miteinander. Worüber im
Einzelnen, weiß ich natürlich nicht mehr, aber … warum ist denn das auf einmal
so wichtig?«
    Aus der Leitung ertönt ein wütendes Schnauben.
    Â»Ihr redet viel miteinander, du sagst es, Sandra. Und ich nehme mal an, dass
du auch mit anderen darüber geredet hast.« Seine
Stimme wird jetzt lauter. »Weißt du was, Sandra? Dein Gerede, was sage ich,
dein Herumgetratsche hat mir gerade den wichtigsten
Fall meiner Karriere ruiniert!«
    Dieser Satz sitzt wie ein Boxhieb in meiner Magengrube. Wieso habe ich den wichtigsten Fall seiner Karriere ruiniert? Ich habe
doch mit alldem gar nichts zu tun.
    Â»Aber Martin, wieso …«, stammle ich.
    Â»Durch dein Gequassel hat die Gegenpartei von unserer Strategie
erfahren und entsprechend reagieren können! Das bedeutet, ich werde den Fall
verlieren und wahrscheinlich gleich meinen Job dazu!« Jetzt ist er völlig außer
sich. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt.
    Oh, mein Gott. Was habe ich getan? Ich meine, natürlich rede ich mit
meinen Freundinnen über solche Sachen, aber ich konnte doch nicht ahnen …
    Â»Aber Martin! Wenn das so wichtig war, wieso hast du mir dann
überhaupt davon erzählt?«, krächze ich verzweifelt.
    Ich höre, wie er scharf die Luft einzieht. Ein paar entsetzlich
lange Sekunden vergehen, dann ist seine Stimme wieder ruhig. Gefährlich ruhig.
    Â»Du willst wissen, warum ich dir von solchen Dingen erzähle,
Sandra?« Er macht eine kleine Pause. »Das will ich dir sagen: Ich erzähle dir
von solchen Dingen, weil du meine Partnerin bist … Ich erzähle dir von solchen Dingen, weil ich dich an meinem
Leben teilhaben lassen will … Ich
erzähle dir von solchen Dingen, weil du der Mensch bist, dem ich am meisten
vertraue.« Er atmet tief durch, bevor er weiterspricht: »Verstehst du, Sandra?
Das ist das Stichwort: Vertrauen! Das ist das Wichtigste an einer Beziehung,
und eben das hast du gerade nachhaltig zerstört.«
    Dann legt er auf, ohne dass ich noch irgendetwas sagen könnte.
    Ich starre schockiert auf das Handy in meiner Hand.
    Â»Sandra! Was ist denn passiert?« Susi starrt mich erschüttert an.
    Ich bin wie gelähmt. Martins Worte rasen nur so durch mein Gehirn,
und ich versuche verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Â»Ich … ich weiß nicht …«, stammle ich.
    Â»Du bist ja kreidebleich. Was hat er denn Schreckliches gesagt?«,
hakt sie nach.
    Â»Er … Er hat gesagt, dass ich seine Karriere ruiniert habe«, hauche
ich fassungslos.
    Susi guckt ungläubig. »Seine Karriere ruiniert? Wie denn das
bitteschön?«
    Â»Es ist … weil ich geredet habe, mit dir und …«
    Â»Geredet?« Susi schüttelt verärgert den Kopf. »Was hat er denn gegen
Reden? Reden ist doch etwas Gutes. Reden ist Kommunikation«, betont sie.
    Â»Aber nicht, wenn man etwas ausplaudert, was niemand erfahren soll«,
piepse ich.
    Ich nehme mein Glas, um einen Schluck zu trinken. Aber meine Hand
zittert so sehr, dass ich es wieder zurückstelle.
    Â»Meine Güte, du bist ja ganz fertig«, sagt Susi mitfühlend. »Die
Scheidungsgeschichte mit diesem Lorenz, war es das?«
    Ich nicke. »Mmm. Die gegnerische Partei hat erfahren, dass Lorenz
beschattet wurde und hat … ich weiß nicht genau, irgendwelche Gegenmaßnahmen
ergriffen.« Auf einmal wird meine Stimme zittrig. »Und jetzt wird Martin den
Fall wahrscheinlich verlieren.« Plötzlich rollt eine Träne aus meinem Auge.
»Und vielleicht auch seinen Job!«
    Â»Aber Liebes!« Susi kommt zu mir und drückt mich fest an sich. »Das
konntest du doch nicht wissen!« Sie tätschelt beruhigend meinen Rücken, während
ich weine. »Und du hast ja selbst gerade gesagt, dass Martin es dir nicht hätte
erzählen dürfen, wenn es so wichtig war.«
    Wie durch einen Nebel dringen ihre Worte zu mir durch, aber sie kann
mich nicht überzeugen. Ich meine, eigentlich weiß ich doch, dass die
Angelegenheiten aus Martins Kanzlei vertraulich sind. Ich hätte wissen müssen,
dass ich so etwas nicht weitererzählen darf.
    Ich

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