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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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zur Not könntest du auch was von mir …«
    Ich muss unwillkürlich grinsen. »Nein, lieber nicht. Das heute hat
mir gereicht. Wer weiß, mit wem mich die Kinder sonst noch verwechseln.«
    Susi muss jetzt auch kichern. »Okay, ich hab’s kapiert. So, jetzt
bestelle ich uns Pizza und hole noch eine Flasche Wein. Wann hat man schon die
Gelegenheit, sich mit einer echten Schriftstellerin zu betrinken?«

Er
    Als ich mich im Cheerio neben Henning auf den Barhocker
schwinge, ist meine Wut noch immer nicht verraucht.
    Â»Hi, Martin«, begrüßt er mich und wirft mir gleichzeitig einen
prüfenden Blick zu. »Schlechten Tag gehabt?«
    Henning ist Psychotherapeut und ein guter Freund. Zwei Gründe, ihm
nichts zu verheimlichen.
    Â»Schlechter Tag trifft es nicht ganz«, sage ich. »Scheißtag wäre
zutreffender.«
    Henning zieht eine Augenbraue hoch. »So schlimm? Was war denn los?«
    Â»Hallo, Martin. Was darf’s denn sein?«, unterbricht uns Claudia. Sie
ist Studentin und hilft nebenbei im Cheerio aus. Ihr strahlendes Lächeln und
ihr Minirock heben meine Laune wieder ein bisschen.
    Â»Hi, Claudia. Ein Helles, bitte.«
    Â»Kommt sofort.«
    Während sie sich am Zapfhahn zu schaffen macht, hakt Henning nach:
»Also, wo drückt der Schuh?«
    Michael, der als Versicherungsvertreter arbeitet und auf der anderen
Seite neben Henning sitzt, wird neugierig und rückt ein bisschen näher.
    Ich berichte von meinem Katastrophennachmittag.
    Â»Wow, das ist hart«, meint Henning, als ich fertig bin, und auch
Michael und Claudia nicken mitfühlend.
    Â»Das kannst du laut sagen.« Ich nehme einen kräftigen Schluck und
wische mir mit dem Handrücken den Schaum vom Mund.
    Â»Weiß sie es schon?«, fragt Claudia.
    Â»Wer?«
    Â»Sandra. Hast du schon mit ihr geredet?«
    Ich nicke. »Klar, das kannst du dir ja vorstellen. Ich war so was
von sauer …«
    Â»Autsch. Das heißt, du hast sie richtig zur Schnecke gemacht?«
Claudia macht ein besorgtes Gesicht.
    Â»Hm, ja, schon«, antworte ich nachdenklich. Auf einmal bekomme ich
ein schlechtes Gewissen, was meinen Ärger nur verstärkt. »Aber sie hat’s auch
verdient«, sage ich trotzig und nehme noch einen Schluck.
    In den nächsten Sekunden hört man nur die Musik und die Gespräche
der anderen Gäste im Hintergrund. Claudia, Henning und Michael betrachten mich
schweigend.
    Â»Was?«, sage ich ärgerlich. »Bin ich jetzt der Böse, oder was? Sie hat alles ausgequatscht, und ich stecke jetzt in der Bredouille, also glotzt mich nicht so an!«
    Â»Klar«, sagt Claudia betreten. »Aber du musst dich auch in ihre Lage
versetzen. Sie hat das sicher nicht mit Absicht getan.«
    Ich setze zu einer Entgegnung an, aber Michael kommt mir zuvor:
»Also, ich finde, Martin hat recht«, sagt er gewichtig, »Wenn mir meine
Freundin so in die Suppe spucken würde, könnte die was erleben, das sage ich
euch.«
    Jetzt starren alle ihn an. Michael ist einunddreißig und teilt sich
eine Wohnung mit seiner Mutter. Er ist schon seit Jahren Stammgast im Cheerio,
und noch nie hat ihn jemand in weiblicher Begleitung gesehen.
    Â»Vielleicht war der Zeitpunkt, Sandra anzurufen, nicht der
günstigste«, meint Henning.
    Â»Was willst du denn damit sagen?«
    Â»Nur, dass es nicht klug ist, solche Dinge im Zorn zu diskutieren.
Da sagt man oft Sachen, die einem hinterher leidtun, und daraus können
Konflikte entstehen, die irgendwann nicht mehr lösbar sind. Glaub mir, ich
weiß, wovon ich rede.«
    Ich fühle, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. »Was hätte ich denn
deiner Meinung nach tun sollen? Ihr eine Schachtel Pralinen kaufen zum Dank,
dass sie mir diesen Fall versaut?«, brause ich verärgert auf.
    Â»So meine ich das nicht«, lenkt Henning beschwichtigend ein. »Es
wäre nur schade, eure Beziehung leichtfertig aufs Spiel zu setzen wegen … na ja,
wegen eines dummen Fehlers.«
    Â»Genau«, meint Claudia eifrig nickend. »Ihr beide seid doch das Traumpaar, das sagen alle hier. Liebe auf den ersten
Blick, das ist selten, weißt du, damit muss man behutsam umgehen.«
    Liebe auf den ersten Blick?
    War es das zwischen Sandra und mir?
    Also, von ihrer Seite aus ganz sicher. Ich erinnere mich noch gut
daran, als ich sie das erste Mal sah, damals im Beauty & Power.Ich fand sie auf den ersten

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