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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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hält sie ihre Hände wie ein Kameraobjektiv
vor mein Gesicht und betrachtet mich aus zusammengekniffenen Augen. »Obwohl,
mit einer blonden Perücke und greller Schminke …«
    Wir sitzen unter der Eiche im Innenhof des Kindergartens. Die Kinder
toben ausgelassen über den Platz, und ich habe immer noch einen leichten Kater
von gestern Abend.
    Susi und ich haben immer wieder auf meinen großen Durchbruch
angestoßen und dabei drei Flaschen Prosecco geleert, und als mir die Sache mit
Martin wieder einfiel und ich erneut losheulte, hat sie mich ganz lieb
getröstet und zu Bett gebracht. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen, und
heute früh habe ich Martins SMS auf meinem Handy entdeckt. Er kann beim
Schreiben auch nicht mehr ganz nüchtern gewesen sein, denn da stand:
    Wolkte micht so grob rein. Wir qeden norgen in
Suhe. Mastin.
    Aber wenigstens scheint er sich wieder halbwegs beruhigt zu haben,
worüber ich unendlich erleichtert bin.
    Jetzt schiebe ich Kerstins Hände von meinem Gesicht weg. »Sag bloß,
du kennst die?«, frage ich sie.
    Â»Sandy Wild? Klar kenne ich die. Wer kennt die nicht?«, fragt
Kerstin amüsiert zurück.
    Â»Na, ich zum Beispiel … Aber woher kennst du sie? Sag bloß, du und Ludger guckt euch solche Filme an.«
    Â»Also, meistens sieht Ludger sie sich alleine an«, erklärt Kerstin,
als wäre das ganz normal.
    Ich mache große Augen. »Und es macht dir gar nichts aus, dass er
sich alleine Por …« Aus den
Augenwinkeln sehe ich Leonie und Jasmin in Hörweite spielen. »… so was anguckt?«
    Kerstin scheint jetzt ihrerseits erstaunt zu sein. »Aber nein, wieso
denn? Er hat seine Freude daran, und solange er nur guckt …«
    Ich bin echt beeindruckt, und das nicht zum ersten Mal. Kerstin und
Ludger sind das seltsamste Paar, das ich kenne. Allein vom Äußeren her: Kerstin
hat ein hübsches Gesicht, ist aber ziemlich groß und stämmig, Ludger dagegen
ist einen halben Kopf kleiner als sie, hat ein Pferdegesicht und ist
klapperdürr. Ich kenne die beiden jetzt schon einige Jahre, und ich habe noch
nie erlebt, dass Kerstin je ein schlechtes Wort über ihn verloren hätte, oder
er über sie, geschweige denn, dass sie sich jemals gestritten hätten.
    Im Gegenteil, manchmal ist es richtig peinlich, wie verliebt sie
miteinander herumturteln.
    Â»Aber wirst du da nicht eifersüchtig?«
    Â»Eifersüchtig? Quatsch. Sind doch bloß Filme. Das ist wie Superman
oder Donald Duck, alles nicht echt.« Sie macht eine wegwerfende Handbewegung.
    Ich beneide sie. Das ist anscheinend das Geheimnis ihrer guten
Beziehung: Sie sieht die Dinge locker, und deswegen prallen solche Probleme
ganz einfach von ihr ab.
    Kerstin bemerkt meine nachdenkliche Miene. »Und du und Martin, ihr
habt Probleme?«, erkundigt sie sich vorsichtig.
    Ich habe das Thema vorhin angeschnitten, aber dann kam uns Aisha
dazwischen, die sich ein Tictac in die Nase gesteckt hatte.
    Â»Ã„h, ja, gestern ist was passiert …«
Beim Gedanken daran überkommt mich gleich wieder ein mulmiges Gefühl. Ich
erzähle Kerstin, was vorgefallen ist, und zeige ihr die SMS, die Martin mir in
der Nacht geschrieben hat.
    Kerstin nickt verständnisvoll. »Das war sicher ein harter Schlag für
ihn. Andererseits konntest du nicht wissen, dass das so wichtig für ihn war …« Sie deutet auf mein Handy. »Und mit
seiner Nachricht hat er das ja auch indirekt zugegeben, nicht wahr?« Sie
tätschelt beruhigend meinen Arm. »Du wirst sehen, das renkt sich alles wieder
ein.«
    Ich versuche ein Lächeln. »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
    Kerstin betrachtet mich forschend. »Ist sonst noch was?«
    Â»Ach, ich weiß nicht …«,
beginne ich zaghaft.
    Â»Komm schon, raus damit!«, ermuntert sie mich.
    Â»Also, ich bin mir nicht sicher, aber in letzter Zeit, da ist es … irgendwie anders …«
    Kerstin beugt sich interessiert vor. »Was? Eure Beziehung?«
    Ich nicke. »Mmm. Weißt du, mal abgesehen von diesem Missgeschick … ich werde das Gefühl nicht los, dass es zwischen uns nicht mehr so richtig
läuft.«
    Kerstin macht ein besorgtes Gesicht. »Wie meinst du das? Streitet
ihr euch? Habt ihr finanzielle Probleme?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Martin verdient ja
gut – Geld ist eigentlich gar kein Thema

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