Ich und er und null Verkehr
einfach umwerfend.
Alles wird da erklärt, wirklich alles. Zum einen, wie die Männer
funktionieren. Wieso sie immer anderen Frauen hinterherstarren, zum Beispiel,
wieso sie so angeben und wieso sie uns nicht zuhören. Und wir Frauen: warum wir
so gerne reden, warum wir uns mit dem Einparken schwertun (okay, ich gebâs zu),
warum wir so sensibel sind.
Und alles total wissenschaftlich. Das sind keine Phantasien, das ist
echt. Und bewiesen!
Bereits nach einigen Seiten war ich so fasziniert, dass ich das Buch
gar nicht mehr aus den Händen legen konnte. Ich las es nicht, ich sog es
förmlich in mich auf. Und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Fast
vierhundert Seiten an nur einem Nachmittag, das ist absoluter Rekord.
Na gut, es gab auch ein paar Kapitel, die mich nicht so interessiert haben, die habe ich überspru ⦠äh ⦠weniger genau gelesen. Aber das
Wesentliche, das, was für unsere Beziehung wichtig ist, das habe ich gelesen,
und das meiste davon habe ich mir sogar gemerkt.
Als ich damit durch war, war ich so begeistert, dass ich unbedingt
mit jemandem darüber reden musste. Martin war noch unterwegs (durchs Telefon
hörte ich Motorenlärm und laute Windgeräusche; er muss mit offenem Fenster
gefahren sein, und ich fürchte, sein Auspuff ist kaputt), also habe ich Susi
besucht. Und das Buch habe ich gleich mitgenommen.
»Guck mal, hier zum Beispiel â¦Â«
Ich blättere, bis ich die richtige Stelle habe. »Da steht zum Beispiel, warum
Männer nach der Arbeit immer in die Kneipe gehen â¦Â«
»Um sich volllaufen zu lassen, wozu denn sonst?« Susi ist superklug,
aber von diesen Dingen hat sie keine Ahnung, wie ich gerade merke.
»Eben nicht. Darum geht es denen gar nicht, für die ist das ihr
Lagerfeuer«, erkläre ich ganz aufgeregt.
Susi zieht eine Augenbraue hoch. »Lagerfeuer? Also, ich kenne keine
Kneipe mit einem Lagerfeuer. AuÃer das Chez Gaston, da gibt es einen offenen â¦Â«
»Das ist doch nicht wörtlich gemeint«, schüttle ich tadelnd den
Kopf. »Damit meine ich, dass das damals so war, vor
Millionen von Jahren. Damals gingen die Männer auf die Jagd, und wenn sie mit
ihrer Beute zurückkehrten, hockten sie sich ans Feuer und blödelten miteinander
herum. Und das tun sie heute in der Kneipe, verstehst du?«
Susi sieht mich zweifelnd an. »Aber wenn das Millionen Jahre her
ist, wieso machen die das immer noch so? Heutzutage muss keiner mehr auf die
Jagd gehen, gibtâs doch alles im Supermarkt.«
»Ja, sicher, aber das hat sich in ihren Gehirnen eingeprägt, und
heute ticken sie noch immer so. Jetzt gehen sie natürlich nicht mehr jagen,
sondern zur Arbeit, und ihre Beute ist kein Mammut, sondern ihr Gehaltsscheck.
Und die Kneipe ist ihr Lagerfeuer«, erkläre ich.
»Echt?« Susi scheint noch immer nicht ganz überzeugt zu sein. »Wo
wir gerade beim Thema Kneipe sind: Wie wärâs mit einem Prosecco?«
»Au ja, ein Gläschen könnte nicht schaden.« Mein Mund ist ohnehin
schon ganz trocken vom vielen Reden.
Eine Minute später prosten wir uns zu.
»Die meinen also, das hängt alles mit der Steinzeit zusammen?«,
fragt Susi.
Ich nicke eifrig. »Ja, genau. Im Lauf der Zeit haben sich männliche und
weibliche Gehirne unterschiedlich ausgeprägt, weil sie völlig verschiedene
Aufgaben zu erfüllen hatten.«
»Und welche Aufgabe hatten die Frauen?« Susi nippt an ihrem Glas.
»Die waren zu Hause in ihren Höhlen und brachten die Kinder zur
Welt«, erzähle ich. »Und sammelten Beeren.«
»Sonst nichts? Da können sich ihre Gehirne aber nicht besonders gut
entwickelt haben.«
»Ganz im Gegenteil«, protestiere ich sofort. »Eben darum haben
Frauen bessere sensitive und kommunikative Fähigkeiten entwickelt. Sie kümmerten
sich um die Kinder und pflegten Kontakte zu den anderen Frauen in der Gruppe,
und dadurch lernten sie, Stimmungsschwankungen und Veränderungen im Verhalten
anderer wahrzunehmen. Und deswegen können Frauen besser riechen, schmecken,
tasten und hören«, fasse ich zusammen. » Und besser
sehen. Jedenfalls zur Seite.«
Susi runzelt die Stirn. »Wie, zur Seite?«
»Also, das ist so â¦Â« Ich
blättere wieder in dem Buch. »Ah ja, da stehtâs: Männer mussten nur gut in die
Ferne gucken können, zum Ausspähen der Beute. Die Frauen
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