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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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hieß
die noch mal, diese lange Rothaarige? –, die ist doch noch gar nicht so alt.
    Â»Rate mal«, fordert Sandra mich auf.
    Â»Raten? Ja, ich weiß nicht …«
    Â»Es ist was ganz Tolles. Das Aller beste
überhaupt«, gibt sie mir einen Tipp.
    Das Allerbeste? Wow. Ein Lottogewinn vielleicht? Der Jackpot! Klar,
das muss es sein …
    Â»Es wird alles verändern«, ruft sie schwärmerisch ins Telefon. »Es
wird meinem Leben endlich einen Sinn geben.«
    Plötzlich schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Ihrem Leben
einen Sinn geben? Dann kann es sich nicht nur um Geld handeln. Wenn Frauen auf
der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind, dann finden sie den meistens in …
    Ach du meine Güte. Sie ist schwanger! Ich fühle, wie sich meine
Nackenhaare aufstellen. Ein Kind, und das jetzt! Wir haben das nie richtig
ausdiskutiert, aber ich weiß, dass sie schon länger von einer Familie träumt.
Frauen stellen sich das nämlich so leicht vor – ein paar Monate schwanger sein,
dann zu Hause bleiben, ein bisschen die Kinder hüten, und mit Arbeiten läuft
dann natürlich gar nichts mehr. Dabei muss man sich das doch gut überlegen, die
ganze Verantwortung und …
    Â»Ich habe einen Verlag gefunden!«, platzt sie heraus.
    Mein Hirn setzt einen Moment lang aus. »Wie bitte?«
    Â»Einen Verlag, für mein Buch.«
    Â»Du bist also nicht schwanger?«
    Â»Schwanger? Wieso sollte ich schwanger sein, ich nehme doch die
Pille?«, fragt sie verwirrt. Dann lacht sie auf einmal auf. »Ach, du
verschaukelst mich. Nein, im Ernst, gestern hat mir der Beckstein-Verlag
geantwortet , die wollen mein Buch rausbringen.«
    Ein Verlag. Für ihr Buch. Ich atme erleichtert auf. Das ist wirklich
eine gute Nachricht. Ich glaube zwar nicht, dass es der große Renner wird – es
ist ja nur ein Kinderbuch –, aber als Alternative zu einer drohenden
Schwangerschaft ist es der Hammer.
    Â»Das ist ja großartig«, sage ich. »Weißt du schon was über die
Konditionen? Du hast doch noch nichts unterschrieben, oder?« Bei Sandra muss
man aufpassen. Sie ist ziemlich leichtgläubig, die könnte man locker über den
Tisch ziehen.
    Â»Nein, nein, vorerst wollten sie nur mal das gesamte Manuskript. Ich
hab’s gestern gleich persönlich vorbeigebracht, und die waren …« Sie macht eine kleine Pause. »… ziemlich beeindruckt von mir.«
    Â»Das bedeutet dann aber, dass sie sich noch nicht entschieden
haben?«, wende ich ein. Jetzt klinge ich fast schon wie Gottfried. Nach halb
leerem Glas.
    Â»Nein, das nicht …« Plötzlich klingt sie enttäuscht. »Aber die interessieren
sich dafür, sehr sogar …«
    Ich Idiot. Jetzt habe ich ihr die ganze Freude verdorben. »Dann
werden sie es auch nehmen«, sage ich möglichst zuversichtlich. »Da bin ich mir
ganz sicher. Es ist ja auch ein gutes Buch.«
    Das ist nicht mal gelogen. Die ersten Entwürfe fand ich zwar ein
bisschen schlapp, aber ich habe ihr dann ein paar Tipps gegeben, dadurch wurde
das Ganze etwas peppiger.
    Â»Genau, das finde ich auch«, trällert sie gleich wieder. »Und weißt
du was, ich dachte mir …«
    In dem Moment kommt Schmidt auf mich zu. Er grinst übers ganze
Gesicht und schwenkt einen Schlüsselbund in der Hand. »Warte mal, Sandra«,
unterbreche ich sie. »Ich habe hier gerade zu tun. Ich melde mich dann später,
ja?«
    Â»Ja, gut …«, sagt sie
überrascht.
    Â»Du, und das mit deinem Buch, das ist echt super«, sage ich noch,
bevor ich auflege.
    Â»Wie sieht’s aus, haben Sie was für mich?«, frage ich Schmidt.
    Â»Allerdings.« In seinen Augen leuchtet Stolz.
    Â»Ich hoffe, es ist was Anständiges. Kein mickriger Smart oder so
was.«
    Schmidt schüttelt den Kopf. »Keine Sorge, ich habe was viel
Besseres. Sie werden staunen.«
    Er dampft im Eilmarsch voraus in die nächste Halle. Einige Wagen
stehen da herum, alle schön aufgeputzt und poliert. Ich entdecke ein paar
Prachtexemplare, eine S- und mehrere E-Klassen, aber zu meiner Enttäuschung
latscht Schmidt an allen vorbei. Dann kommen wir zum Ende der Halle. Dort steht
ein Mercedes Vito, ein Kleinlaster. Sofort werde ich wieder sauer.
    Â»Sagen Sie bloß …«, lege
ich los.
    Â»So, da wären wir«, sagt Schmidt. Er geht um den Vito herum

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