Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
Vom Netzwerk:
auch nicht bezahlen werde.«
    Schmidt wird das Ganze jetzt sichtlich unangenehm. »Tja, das ist
wieder so ein Problem. Ich habe schon nachgesehen, und die Sache ist die: Wir
haben momentan keinen Ersatzwagen«, druckst er herum.
    Â»Was, keinen Ersatzwagen? Auch keinen Vorführer?«
    Schmidt schüttelt verlegen den Kopf.
    Â»Das darf doch wohl nicht wahr sein!« Dann habe ich eine Idee.
»Wissen Sie was: Dann nehme ich Ihren Wagen. Schließlich war es ja auch Ihr
Fehler.«
    Schmidt wird jetzt rot, aber er sagt auch nicht nein. Seltsam.
    Â»Was ist?«, frage ich.
    Er ringt sich ein gequältes Lächeln ab. »Tja, das geht leider auch
nicht. Ich bin mit dem Fahrrad da, weil meine Frau mit dem Wagen weg ist, bei
Verwandten. Aber das können Sie natürlich haben, das Fahrrad, meine ich.«
    Â»Ihr Fahrrad? Spinnen Sie? Wollte ich Fahrrad fahren, würde ich
nicht Ihre überzogenen Preise bezahlen, damit mein Wagen wieder läuft.«
    Schmidt zuckt die Achseln.
    Â»Nun mal im Ernst, Herr Schmidt: Ich brauche meinen Wagen … ähm … und zwar dienstlich. Ich habe mich auf Sie verlassen, also müssen Sie irgendwas
für mich organisieren.«
    Auf einmal funkelt er mich listig an. »Wieso brauchen Sie den Wagen
überhaupt dienstlich? Sie sind doch Rechtsanwalt und kein Vertreter?«
    Jetzt wird er auch noch aufmüpfig. Nicht mit mir, Freundchen!
    Ich schalte meine Stimme auf Gletschereis. »Den brauche ich zum
Beispiel, um zum Bezirksgericht zu fahren und eine Klage gegen einen
Werkstattmeister einzubringen, auf Verdienstausfall und Schadenersatz, weil der
grob fahrlässig ein falsches Ersatzteil bestellt hat«, sage ich trocken.
    Schmidt schluckt. »Das würden Sie tatsächlich tun?«
    Â»Verlassen Sie sich drauf.«
    Er starrt mich einen Moment lang unsicher an, dann sagt er: »Warten
Sie, ich werde mir was einfallen lassen.« Dann verschwindet er in seinem Büro.
    Ich atme tief durch. Kaum zu glauben, dass die einem für so einen
Pfusch achtzig Euro in der Stunde abknöpfen.
    Na, wenigstens hat er den Bluff mit der Klage geschluckt. Juristisch
gesehen war das natürlich Bockmist. Hätte Gottfried mich gehört, hätte er sich
schiefgelacht. Obwohl, Gottfried kann ja gar nicht
lachen.
    Egal, ich nutze die Zeit und rufe Sandra an. Mal sehen, wie es ihr
geht.
    Schon nach dem ersten Läuten hebt sie ab. »Hallo, Martin.« Sie
klingt ein bisschen unsicher.
    Â»Hi, Sandra. Ich wollte nur mal sehen, wie’s dir geht«, beginne ich
vorsichtig.
    Â»Mir? Danke, ganz gut eigentlich …« Die Sache mit Lorenz ist ihr immer noch peinlich, das ist nicht zu überhören.
    Â»Ich dachte mir nur, nach dem, was gestern war …«
    Â»Ach ja, gestern.« Sie legt eine kleine Pause ein. »Hast du das
ernst gemeint, dass dich dieser Fall vielleicht deinen Job kosten wird?« Sie
klingt niedergeschlagen.
    Â»So schlimm wird’s hoffentlich nicht werden. Jedenfalls stecke ich
ziemlich tief im Schlamassel, das kannst du mir glauben.« Ein bisschen
schlechtes Gewissen kann nicht schaden, daher lasse ich sie ein wenig schmoren.
    Â»Ach, Martin, das tut mir so leid.«
    Hoppla. Jetzt klingt sie so, als würde sie jeden Moment losweinen.
    Â»Sandra, Schatz, komm«, sage ich schnell. »Mach dir nicht zu viele
Gedanken deswegen. Vielleicht gelingt es mir ja doch noch, das Ruder herumzureißen.
Ich hatte heute Vormittag eine Idee, die uns vielleicht weiterbringt«, mache
ich ihr Hoffnung.
    Â»Wirklich?«, schnieft sie ins Telefon. »Das wäre großartig. Das
heißt dann, du … bist mir nicht mehr böse?«
    Â»Ich kann dir sowieso nicht lange böse sein, das weißt du doch«,
erkläre ich großzügig, und ich kann hören , wie sie am
anderen Ende der Leitung aufatmet.
    Â»Gott sei Dank. Weißt du, ich dachte schon …«
    Â»Was denn? Dass ich dich verlasse?«, scherze ich.
    Â»Ach Quatsch, das natürlich nicht«, behauptet sie, doch ihr kurzes
Zögern beweist das Gegenteil. Dann wird ihre Stimme auf einmal ganz aufgeregt.
»Übrigens, Martin, das Beste weißt du ja noch gar nicht …«
    Â»So? Was denn?« Ihre Begeisterung macht mich neugierig. Ist sie
vielleicht befördert worden? Andererseits, befördert, in einem Kindergarten,
was kann man da schon groß werden? Kindergartenleiterin? Die jetzige – wie

Weitere Kostenlose Bücher