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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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aber als er dann nackt und hilflos wie ein Fisch auf dem
Trockenen vor mir herumzappelt, kann ich nicht anders: Ich brülle los.
    Als Martin wieder auf die Beine kommt, hat er eine Gesichtsfarbe wie
ein Hochofen. »Tja, das sollte man vielleicht doch ein bisschen vorsichtiger
angehen«, meint er verlegen. Dann sehe ich das verräterische Zucken an seinen
Mundwinkeln, und schließlich kringeln wir uns beide vor Lachen.
    Als wir wieder Luft kriegen, wischt Martin sich eine Träne aus dem
Auge und sagt: »Und, wie wär’s, machen wir noch einen zweiten Saunagang?«
    Â»Nur über meine Leiche«, stelle ich klar. »Aber vielleicht kann ich dich
ja zu einer heißen Badewanne überreden.«
    Â»Eine heiße Badewanne? Zu zweit?« In seinen Augen beginnt es zu
glitzern.
    Und das ist dann wirklich schön.
    So warm und … mmm …

Er
    Mein Schreibtisch knarrt bedenklich, als Wurzer zu
gestikulieren beginnt. Er ist vor zehn Minuten in mein Büro gekommen, hat sich
mit seinem dicken Hintern auf meinen Schreibtisch gewuchtet und mit einem
seiner berüchtigten »Motivationsgespräche« begonnen. Wobei dieses hochtrabende
Wort bei ihm bedeutet, dass er einen zusammenscheißt, wenn man nicht genug
Kohle reinbringt.
    Â»â€¦Â und Sie wissen ja,
Becker, Geld fällt nicht vom Himmel. Wenn man bedenkt, was bei Ihrem Gehalt
allein an Lohnnebenkosten anfällt …«
    â€¦Â und wenn man bedenkt,
dass du und der alte Fichtel nur auf die Jagd geht und Golf spielt, ergänze ich
in Gedanken seinen Satz.
    Â»â€¦Â da müssten Sie schon
ganz andere Honorare hereinbringen, damit sich das für uns rechnet. Das
verstehen Sie doch?« Er grinst mich erwartungsfroh an. Aus der Nähe wird einem
erst bewusst, wie hässlich dieser Mann ist. Er hat einen gelblichen Schnauzbart
wie eine Klobürste und riesige Zähne, die er mir bei der Gelegenheit zeigt.
    Â»Natürlich, Herr Dr. Wurzer, dafür habe ich vollstes Verständnis,
und ich bin ja gerade an einem fetten Brocken dran«, schleime ich und koche
dabei innerlich.
    Ich weiß, dass meine Abrechnungen in den letzten Monaten nicht
berauschend waren, aber es gibt eben manchmal Fälle, die weniger abwerfen.
Zudem verfüge ich über genügend betriebswirtschaftliche Kenntnisse, um zu
wissen, dass sich mein Gehalt auch in den schwachen Monaten locker rechnet.
    Â»Ach ja, der Fall Lorenz, den bearbeiten ja Sie.« Wurzer sieht mich
forschend an. »Wie läuft’s denn da?«
    Â»Tja, ähm … gut. Sehr gut sogar.« Mir wird auf einmal warm. Dieser
Mann strahlt wirklich Hitze aus. »Einem Vergleich wollten die Gegner zwar nicht
zustimmen, aber ich sehe gute Chancen, in der Gerichtsverhandlung …«
    Â»Ja, Sie machen das schon, Sie sind ja eine richtige Frontsau. Das
schätze ich so an Ihnen«, grinst er und haut mir auf die Schulter, dass ich
fast zusammenbreche. »Wer ist denn der gegnerische Anwalt?«
    Â»Eine Anwältin. Rebecca Theesink«, antworte ich.
    Wurzer zieht die buschigen Augenbrauen zusammen. »Theesink? Das ist
doch Ihre Ex, nicht wahr? Soviel ich weiß, ist die verdammt gut.«
    Â»Ja, sie ist nicht schlecht. Aber ich weiß ja, wie ich sie nehmen
muss«, entgegne ich.
    Wurzer stutzt kurz, dann lacht er los. »Ha ha, der ist gut. Sie
wissen, wie Sie sie nehmen müssen«, brüllt er, und
jetzt wird mir erst die Doppelsinnigkeit meiner Worte bewusst. »Sie sind echt
gut, Becker.«
    In diesem Moment steckt Beate, die Sekretärin, ihren Kopf zur Tür
herein. »Herr Dr. Wurzer, ich sollte Sie an Ihren Flug erinnern …«
    Wurzer reißt den Kopf herum. »Oh, den will ich natürlich nicht
versäumen.« Er wuchtet sich von meinem Schreibtisch hoch.
    Genau, jetzt fällt’s mir wieder ein. Der Herr fliegt ja nach Ungarn,
auf einen Jagdausflug. Das ist wieder mal typisch. Ich soll mehr ackern, und er
geht inzwischen unschuldiges Borstenvieh ermorden. Andererseits bin ich aber
auch froh darüber. So habe ich wenigstens meine Ruhe, zumal Fichtel zurzeit auf
den Kanaren Golf spielt.
    Wurzer haut mir noch einmal auf die Schulter, dass es nur so kracht,
und sagt: »Also gut, Becker, dann geben Sie mal Gas!«
    Â»Aber sicher. Vollgas, wie immer«, beteuere ich und recke
siegessicher die Daumen hoch.
    Als Wurzer schon fast durch die Tür ist, dreht er sich noch einmal
um.

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